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Bayreuth

Früherer Ministerpräsident besucht Bayreuth: für großes Jubiläum

Der frühere bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) war heute in Bayreuth. Die Regierung Oberfrankens feierte Geburtstag.

Die Regierung von Oberfranken hat sich nach dem Zweiten Weltkrieg am 17. April 1948 neu gegründet – vor genau 75 Jahren.

Zur heutigen Feierstunde im Bayreuther Regierungsgebäude kam unter anderem Bayerns früherer Ministerpräsident Günther Beckstein.

Beckstein sieht Oberfranken auf Erfolgsweg

„Hof hat früher mit dem Spruch geworben: ‚In Bayern ganz oben‘. Das kann heute ganz Oberfranken von sich sagen“, sagte der frühere Ministerpräsident bei seiner Festrede. Beckstein zufolge gebe es hier eine deutlich höhere Lebensqualität als im überfüllten München mit dessen „Staus und Diesel-Fahrverboten“.

Beckstein sieht die vergangenen 75 Jahre Oberfrankens als Erfolgsgeschichte. „Früher war Oberfranken der Regierungsbezirk mit den größten Strukturproblemen“, sagte er. Außerdem habe es anfangs Spannungen gegeben zwischen Bayreuth, Hof und Coburg. „“Fränkisch‘ und ‚zänkisch‘ waren Synonyme“, sagte Beckstein, der aus dem mittelfränkischen Hersbruck kommt. Doch diese Zeiten seien glücklicherweise vorbei.

Warum eine eigene Regierung für Oberfranken wichtig ist

Als Beispiel dafür, wie Oberfranken erfolgreich Hürden genommen hat, nannte Beckstein die Wiedervereinigung. Die hätte zunächst dazu geführt, dass Firmen nach Thüringen oder Sachsen abgewandert seien. Doch Oberfranken habe erfolgreich gegengelenkt und die eigene Wirtschaft weiter gestärkt.

Dass Oberfranken vor 75 Jahren seine eigene Regierung wiederbekam, habe zudem dem „bayerischen Zentralismus“ entgegengewirkt, so Beckstein. „Gäbe es die Regierung nicht, würde alles von München aus geschehen.“ Lesen Sie auch: Ein neues Wohngebiet soll in Bayreuth entstehen.

Die Geschichte der oberfränkischen Regierung: „Am Anfang war Napoleon“

Einen historischen Rückblick eröffnete Hans-Joachim Heßler, Präsident des Bayerischen Verfassungsgerichtshofs. „Am Anfang war Napoleon“, zitierte Heßler einen Historiker. Denn Napoleon hatte im Jahr 1810 das Markgraftum Bayreuth an Bayern verkauft. Das Gebiet des früheren Hochstifts Bamberg hatte Bayern schon 1802 besetzt. Damit gehörte der Kern des heutigen Oberfrankens ab 1810 zu Bayern.

Die bayerische Verfassung sah eine Aufteilung in Bezirke vor, um dem Napoleonischen Zentralismus entgegenzuwirken, so Heßler. Nach französischem Vorbild wurden die Bezirke nach ihren Flüssen benannt, die hiesige Region wurde zum „Obermainkreis“. Erst Bayerns König Ludwig I. gab dem Bezirk 1837 offiziell den Namen Oberfranken.

Wie Oberfranken nach Ansbach ging

1931 legte die Regierung Mittel- und Oberfranken zusammen, um die Struktur zu vereinfachen. Wenn ein Oberfranke fortan etwas bei der Regierung zu erledigen hatte, musste er bis nach Ansbach reisen.

Wie der Leiter des Staatsarchivs Bamberg, Klaus Rupprecht, erklärte, gab es nach dem Zweiten Weltkrieg durchaus Streit darüber, ob Oberfranken nun wieder eigenständig werden sollte. Ansbach wollte das Zepter in der Hand behalten, die Oberfranken hingegen fühlten sich benachteiligt.

Schließlich gelang die Neugeburt der Regierung von Oberfranken – vor genau 75 Jahren, am 17. April 1948.

Oberfränkische Bescheidenheit

Bei der Feierstunde gab es auch einen Einblick in die oberfränkische Mentalität. In den Redepausen spielte ein Quintett des Polizeiorchesters Bayern. Als Abschlusslied gab es eine Instrumental-Version von Queens „We are the Champions“. Oberfrankens Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz wies bei ihren anschließenden Schlussworten ausdrücklich darauf hin, dass das Polizeiorchester selbst dieses Lied ausgewählt hätte. „Wir hätten uns diese Auswahl nicht getraut“, sagte sie.