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Bayreuth

Falls der Blackout kommt: So bereitet sich Bayreuth vor

Die Stadt Bayreuth, die Stadtwerke und die bayerische Polizei bereiten sich auf mögliche Blackouts vor. Wahrscheinlich ist das Szenario aber laut den Stadtwerken nicht.

Seitdem Deutschland in der Energie-Krise steckt, bereiten sich auch Bayreuther Behörden verstärkt auf Stromausfälle vor. Die Stadt rät ihren Bürgern zu Notvorsorge-Vorräten und will ihr Sirenennetz reaktivieren.

Das bt hat sich im Rathaus, bei den Stadtwerken und im Bayerischen Innenministerium nach den Planungen erkundigt.

Bayreuth rät zu batteriebetriebenen Radios

Ein wichtiger Eckpfeiler der Vorsorge sei der neue Ratgeber der Stadt Bayreuth, teilt das Rathaus auf bt-Anfrage mit. Die Stadt hat schon vor Monaten die Informationsbroschüre “Ratgeber für Notfallvorsorge und richtiges Handeln in Notsituationen” erarbeitet. Darin empfiehlt Bayreuth seinen Bürgern unter anderem, Notvorsorge-Vorräte anzulegen.

“Ein wichtiger Punkt ist hierbei unter anderem die Bereithaltung eines batterie- und / oder dynamobetriebenen Radios, um Informationen des örtlichen Rundfunksenders empfangen zu können”, so Stadtsprecher Joachim Oppold. Die Broschüre steht auf der Homepage der Stadt zum Download bereit.

Könnten die Radiosender weiter ausstrahlen?

Wer sich ein Batterieradio für den Notfall zulegt, mag sich die Frage stellen, ob die regionalen Radiosender bei einem Blackout weiter senden könnten. Der Bayerische Rundfunk (BR) versichert: Er sei mit Notstromaggregaten ausgestattet, die den Sendebetrieb eine Woche lang aufrechterhalten könnten. Die Mainwelle bereitet sich nach eigenen Angaben aktuell darauf vor, auch ohne Strom weitersenden zu können. Lesen Sie auch: Die Universität Bayreuth forscht an Flugzeugteilen aus dem 3D-Drucker.




Welche weiteren Warnmöglichkeiten gibt es?

Die Stadt Bayreuth teilt gegenüber dem bt mit, dass die Integrierte Leitstelle Bayreuth / Kulmbach weiterhin mit den Warn-Apps KATWARN und NINA die Bevölkerung übers Handy informieren und warnen könne. Darüber hinaus halte die Stadt Bayreuth Warnfahrzeuge vor. “Diese sind mit mobilen Sirenen- und Lautsprecheranlagen ausgestattet und können mehrsprachig in den jeweiligen Stadtteilen zur Information und Warnung der Bevölkerung eingesetzt werden”, teilt Stadtsprecher Joachim Oppold mit.

Ein weiteres Thema sind die Warnsirenen. Sie sind ab den 1990er-Jahren von der Bundesregierung abgebaut worden, auch in Bayreuth. Nun ist die Stadt nach eigenen Angaben dabei, ihr Sirenennetz für den Zivilschutz wieder zu reaktivieren.

Bayreuth gründet “Arbeitsgruppe Blackout”

Die Stadt Bayreuth hat außerdem die “Arbeitsgruppe Blackout” gegründet, heißt es auf bt-Anfrage. Die Arbeitsgruppe befasse sich unter anderem mit der Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung, Notfall-Anlaufstellen und der Notstromversorgung der kritischen Infrastruktur.

Die Stadt Bayreuth weist aber auch darauf hin, dass die Hilfsorganisationen “im Falle eines flächendeckenden Blackouts an ihre Belastungsgrenzen stoßen” könnten. Sie appelliert daher an ihre Bürger, die Informationsbroschüre zu beherzigen, sich vorzubereiten und im Ernstfall sich selbst und den Nachbarn zu helfen. “Nur gemeinsam kann eine derartige Schadenslage gemeistert werden.”

So bereitet sich die bayerische Polizei vor

Bei der Frage danach, wie die Bayreuther Polizei sich auf einen Blackout vorbereitet, verweist das Polizeipräsidium Oberfranken auf das Bayerische Innenministerium. Das Innenministerium entgegnet dem bt, dass ein wesentlicher Aspekt der Vorbereitung darin liege, die “einsatzkritische Infrastruktur” der bayerischen Polizei zu verbessern.

“In diesem Zusammenhang werden in Zusammenarbeit mit den Katastrophenschutzbehörden auch Handlungsoptionen erarbeitet, um die Treibstoffversorgung der Bayerischen Polizei im Falle einer entsprechenden Mangellage zu gewährleisten”, teilt das Innenministerium mit. Außerdem prüfe das Ministerium zurzeit, wie die bayerische Polizei bei einem Blackout weiter kommunizieren könne – etwa durch Satellitentelefone.

Notstromaggregate der Stadtwerke würden für mehrere Tage reichen

Stadtwerke-Sprecher Jan Koch teilt gegenüber dem bt mit: “Mithilfe von großen und kleinen Notstromaggregaten könnten wir zumindest für mehrere Tage weitestgehend die Versorgung mit Wasser und Gas aufrechterhalten.” Allerdings bräuchten die Stadtwerke dafür einen höheren Personaleinsatz als gewöhnlich. “Ein kompletter Inselbetrieb unseres Stromnetzes ist ohne eine Einspeisung unseres vorgelagerten Netzbetreibers nicht möglich – benötigt würden in der Spitze immerhin bis zu 100 Megawatt Leistung.”

Kritische Bereiche der Infrastruktur, wie etwa Krankenhäuser, wären dabei laut den Stadtwerken nicht betroffen, da diese laut Gesetzgeber selbst eine funktionierende Notstromversorgung bereithalten müssten. Die Kommunikation der Stadtwerke ist laut Sprecher Jan Koch dank Funktechnik so aufgestellt, dass der Krisenstab auch dann untereinander und mit anderen wichtigen Stellen in Kontakt bleiben könnte, wenn das Mobilfunknetz ausfällt. Die Stadtwerke hätten im Krisenfall auch die Möglichkeit, Informationen an den Bayerischen Rundfunk zu senden, um so die Bürger zu erreichen.

Blackout laut Stadtwerken unwahrscheinlich

Zwar bereiten sich die Behörden aktuell auf mögliche Blackouts oder auch geplante, zeitlich begrenzte Stromausfälle, sogenannte “Brownouts”, vor. Die Stadtwerke Bayreuth halten aber beides für unwahrscheinlich. Zwar stehe das Stromnetz vor großen Herausforderungen, unter anderem durch die Verlagerung hin zur Sonnen- und Windenergie, die stärkeren Schwankungen unterliege.

Die Netzbetreiber hätten jedoch “funktionierende Prognosemechanismen und Prozesse geschaffen, die es möglich machen, schnell und präzise agieren zu können, um Stromausfälle zu verhindern”, so Stadtwerke-Sprecher Jan Koch. “Zudem stehen im Hintergrund Reservekraftwerke bereit, sollte es einen Engpass geben.” Deswegen seien Stromausfälle “aus Sicht der deutschen Energiewirtschaft und der Bundesnetzagentur weiterhin unwahrscheinlich”.