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Stadt Bayreuth

Bayreuths Obdachlose im Winter: Gibt es genug Schutz vor der Kälte?

Wenn die Temperaturen ins Minus fallen, wird es für Bayreuths Obdachlose besonders gefährlich. Es gibt aber mehrere Hilfsangebote.

Während das kalte Winterwetter für die meisten nur ungemütlich ist, kann es für Bayreuths Obdachlose lebensbedrohlich sein. Allerdings gibt es mehrere Hilfsangebote.

Das bt hat sich umgehört, ob die Angebote für Bayreuths Obdachlose im Winter ausreichend sind.

Stadt Bayreuth bietet Unterkünfte

Das Sozialamt der Stadt schätzt die Zahl der Obdachlosen in Bayreuth auf etwa 110. Die Zahl ist laut Sozialamt seit 2019 gleich geblieben. Doch etwas habe sich seitdem verändert: Die Obdachlosen würden sich nun länger in den Unterkünften aufhalten als früher, wodurch die Stadt insgesamt mehr Plätze benötigt.

Die Hauptunterkunft der Stadt ist das “Haus Cosima” in der Cosima-Wagner-Straße, nahe am Hofgarten. 18 Plätze für Obdachlose bietet die Unterkunft. “Allerdings ist diese permanent überbelegt”, teilt die Stadt auf bt-Anfrage mit. Lesen Sie auch: Das Bayreuther Klinikum hat einen Lockdown verhängt, weil der Krankenstand im Personal zu hoch ist.




Zahl der Plätze aufgestockt

Neben dem Haus Cosima betreibt die Stadt nach eigenen Angaben fünf Wohnungen für Familien. Aktuell seien auch diese “fast alle belegt”. Daher habe die Stadt eine neue Unterkunft gemietet, die zehn Plätze bieten soll, vorwiegend für Frauen. Laut Stadt ist ein Teil der neuen Unterkunft seit dieser Woche in Betrieb.

Ist dieses Angebot ausreichend für die rund 110 Obdachlosen Bayreuths? Die Stadt zeigt sich auf bt-Anfrage optimistisch: “Mit der neuen Unterkunft ist die Stadt Bayreuth mit der Versorgung von obdachlosen Personen gut aufgestellt”, heißt es in der Antwort. Das Sozialamt behalte aber die Entwicklung stets im Auge. Das Problem liege vor allem in der “Verweildauer”, die immer weiter zunehme, weil der Wohnungsmarkt in Bayreuth sehr angespannt sei.

Diese Erfahrungen macht die Stadtmission

“Unser Café platzt aus allen Nähten”, sagt Stadtmissions-Leiter Volker Sommerfeldt gegenüber dem bt. “Ich hab den Eindruck, dass die Armut und die Verzweiflung zunehmen.” Die Stadtmission an der Ecke Sophienstraße/Kirchgasse öffnet seit dem Wintereinbruch von dienstags bis freitags schon um 8 Uhr. Das Café dient am Vormittag als Wärmestube. Das Angebot werde gut angenommen, 30 bis 40 Gäste zählt Sommerfeldt an einem durchschnittlichen Vormittag. Nicht nur Obdachlose würden die Wärmestube nutzen: “Es gibt auch Leute, die kommen aus ihrer kalten Wohnung zu uns.”

Außerdem verteilt die Stadtmission 200 bis 300 kostenlose Mahlzeiten pro Tag, an drei Tagen pro Woche. Hier verzeichnete Sommerfeldt in diesem Jahr einen enormen Anstieg. Vor der Ukraine-Krise waren es zwischen 40 und 50 Mahlzeiten pro Tag. Die starke Zunahme ist laut Sommerfeldt hauptsächlich nicht auf ukrainische Flüchtlinge zurückzuführen, auch immer mehr Bayreuther nutzen das Angebot. “Manche suchen auch nicht unbedingt das warme Essen, sondern die Gemeinschaft beim Essen”, sagt der Stadtmissions-Leiter.

Bayreuths Bevölkerung ist hilfsbereit

Der Leiter der Stadtmission ist zugleich ihr einziger hauptamtlicher Helfer. Um Sommerfeldt herum gibt es eine “feste Crew” aus etwa zehn ehrenamtlichen Helfern. Dazu kommen weitere ehrenamtliche Helfer, deren Zahl stets variiert. Die Helfer sind selbst Obdachlose und andere Bedürftige – Hilfe und Selbsthilfe sollen miteinander einhergehen, so die Idee der Stadtmission. “Wir hoffen, dass auf diese Weise immer genug Leute mithelfen”, sagt Sommerfeldt. Zudem sei die Stadtmission komplett auf Spenden angewiesen – es gebe keinerlei Förderung von Stadt, Kirche oder Vereinen.

Obwohl er die aktuelle Krise als “Zerreißprobe” für die Stadtmission empfindet, zieht der Leiter ein positives Fazit. So habe die Stadtmission stets genug Spenden erhalten: “Die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung ist sehr groß”, sagt Sommerfeldt. Auch die Einschätzung der Stadt, dass es genug Schlafplätze für Obdachlose in Bayreuth gibt, teilt er. “Im Moment scheint es mir für die Situation ausreichend zu sein.”