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Essen und Trinken

Gastronom aus Bayreuth greift wegen Personalmangel Kollegen an: “viele schwarze Schafe” in Cafés und Restaurants

Erst zu wenig Kundschaft, nun zu wenig Personal. Gastronomen in Bayreuth stehen vor der nächsten riesigen Herausforderung. 

Die Gastronomie-Branche sieht sich auch nach der Corona-Krise vor Probleme gestellt – auch in Bayreuth.

Zwar haben Kunden nun wieder die Möglichkeit zum nahezu auflagenfreien Restaurantbesuch, doch das Personal, um sie zu bedienen, ist mittlerweile Mangelware. Woran liegt das? Wie lässt sich dem entgegenwirken? Das bt hat nachgefragt.

Restaurants und Cafés in Bayreuth suchen verzweifelt Personal

“Es ist eine Katastrophe” sagt Olaf Bloem, Geschäftsführer beim Liebesbier in Bayreuth. “Als Geschäftsführer habe ich regelmäßig mit Personalangelegenheiten zu tun und momentan herrscht ein immenser Mangel an Servicekräften”, so Bloem im Gespräch mit dem bt. Doch der Servicekräfte-Mangel betrifft nicht nur das Liebesbier sondern die Gastronomie im Ganzen. “Während der Corona-Pandemie sind viele Arbeitskräfte in sicherere Arbeitsverhältnisse abgewandert. Ein geregelter Arbeitstag bei Lidl oder Aldi mit festen Arbeitszeiten – da kann die Gastronomie nicht mithalten.”

Dennoch gebe es Mittel und Wege, dieser Entwicklung gegenzusteuern. Zum Beispiel habe man die Löhne für Aushilfen angepasst, die mittlerweile zwischen 14 und 16 Euro pro Stunde verdienen, womit sie weit über dem Mindestlohn liegen. Auch müssten sich Gastronomen neue Möglichkeiten einfallen lassen, mit weniger Personal auszukommen. Denkbar wären laut Bloem beispielsweise Selbstbedienungstheken oder die Bestellung vom Platz aus via Smartphone. Lesen Sie auch: Dieses neue Restaurant in Bayreuth hat sich eine besondere Location ausgesucht.




Chef von Pizzeria schießt gegen Kollegen: “viele schwarze Schafe!”

Der Chef einer Pizzeria in Bayreuth äußert scharfe Kritik an der Situation seiner Branche. Er will anonym bleiben. “In der Gastronomie gibt es viele schwarze Schafe”, sagt er. Gemeint sind damit Betriebe, die ihre Angestellten schlecht bezahlen oder etliche Überstunden leisten lassen. Mit dem Nachwuchs sehe es schlecht aus, “weil die heutige Generation verstanden hat, dass das Leben nicht nur aus Arbeit besteht”, ist sich der gelernte Hotelfachmann sicher. “Da lockt man auch niemanden mehr mit der Aussicht auf etwas Trinkgeld.”

Etwas anders sieht es Stefan Hofmann, Geschäftsführer beim Wolffenzacher in der Badstraße in Bayreuth. Dieser erfreut sich wieder zahlreicher Kundschaft – steht aber vor dem selben Problem, wie viele seiner Gastronomie-Kollegen. “Ich könnte mehr machen, wenn ich mehr Personal hätte”, so Hofmann im Gespräch mit dem bt. Jedoch sei das Interesse beim Nachwuchs einfach nicht mehr vorhanden. “Insbesondere die Leute, die lediglich in Teilzeit oder Kurzarbeit beschäftigt waren, haben in der Pandemie gemerkt, dass sie weder am Abend noch am Wochenende arbeiten müssen, um ähnlich vergütet zu werden.” Eine Lösung wäre es laut Hofmann, finanzielle Anreize zu schaffen, um das Interesse an der Arbeit in der Gastronomie neu zu entfachen. “Aber ob das die ideale Lösung ist, kann ich nicht sagen”, so Hofmann.

Auch bei ihm werde das Personal knapp.  Um seine Mitarbeiter nicht zu überlasten, habe er bereits die Geschäftszeiten und das Angebot der Speisekarte reduziert. “Diejenigen, die ich noch habe, möchte ich keinesfalls verheizen”, sagt Hofmann.