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Bayreuth

Bayreuther Forscher verwandeln Kartoffelchipstüten in Kühlfolien

Bayreuther Forscher haben ein Verfahren entwickelt, das benutzte Aluminium-Kunststoff-Verbundfolien-Verpackungen in Kühlfolien verwandelt, die dem Energiebedarf für Kühlsysteme entgegenwirken.

Laut Informationen der Universität Bayreuth werden Folien aus Aluminium-Kunststoff-Verbundfolien – APL (Aluminum-Plastic Laminates) – eingesetzt, um die Haltbarkeit von Chips, Röst- und Pulverkaffee, Milch und weiteren Lebensmitteln zu verlängern.

Upcycling

Die Folien bestehen aus mehreren Polymerschichten und einer Aluminiumschicht, welche die Produkte vor schädigenden Faktoren – insbesondere vor Sonneneinstrahlung und Hitze – schützt. Das Recycling derartiger Kompositfolien ist infolge der Kombination verschiedener Materialien nur schwer möglich.

Das Upcycling-Verfahren von Kartoffelchipstüten kann die Verwertung von APL-Folien verbessern und zugleich den Energieverbrauch senken. Kühlsysteme machen rund 15 Prozent des weltweiten Energieverbrauchs aus, und angesichts des Klimawandels könnte dieser Anteil noch steigen. Die Aluminiumschicht von APL-Verpackungen stellt eine gut spiegelnde Oberfläche dar. Wird eine klare Polymerschicht aufgetragen, die die Abstrahlung von Wärmeenergie begünstigt, ist ein leistungsstarkes Kühlsystem komplett. Eine Laminierfolie reicht als Material für die Beschichtung aus.

Durch die Beschichtung entstehen Kühlfolien, die auf beliebigen Oberflächen unter freiem Himmel – wie etwa auf Schirmen, Jalousien und Markisen – aufgebracht werden können und so eine Aufheizung durch Sonnenlicht verhindern. Gleichzeitig wird die bereits vorhandene Umgebungswärme in das kalte Weltall abgegeben, ohne dass eine externe Energiezufuhr nötig ist („passive Tageskühlung“). Sie können im Idealfall selbst bei intensiver Sonneneinstrahlung zu Temperaturen unterhalb der Umgebungstemperatur führen. Lesen Sie auch: Die kommende Woche wird heiß und feucht sein.




Förderung und Veröffentlichung

Prof. Dr. Markus Retsch und Dr. Qimeng Song haben untersucht, wie sich Kartoffelchipstüten und andere APL-Verpackungen in Kühlmaterialien verwandeln lassen. Die in „ACS Sustainable Chemistry & Engineering“ veröffentlichte Studie zeigt, dass die Beschichtung unter anderem in Privathaushalten stattfinden kann. Handelsübliche Laminiergeräte genügen, um aus APL-Verpackungen Kühlmaterialien herzustellen, die als Hitzeschilde auf der Terrasse, dem Balkon, an Außenwänden oder auf dem Dach montiert werden können.

Der Europäische Forschungsrat (ERC) hat Prof. Dr. Markus Retsch im Juli 2022 mit einem „Proof of Concept Grant“ ausgezeichnet, durch den die veröffentlichten Forschungsarbeiten gefördert wurden.