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Pfingsten

Was feiern wir eigentlich an Pfingsten? Bayreuther Pfarrer klärt auf

Pfarrer Brall von der Bayreuther Stadtkirche erklärt, was Christen an Pfingsten feiern – und wie die Stadtkirche das Fest begeht.

Jährlich feiern Christen rund um den Globus sieben Wochen nach Ostern das Pfingstfest. In Bayern zählt der Pfingstmontag zu den gesetzlichen Feiertagen.

Der evangelische Pfarrer Carsten Brall von der Bayreuther Stadtkirche erklärt die Bedeutung des Festes.

Das Pfingstwunder

Nach Überlieferungen der Bibel waren die Anhänger Jesu in der Vielvölkerstadt Jerusalem versammelt, als der Heilige Geist auf sie herab kam. Erfüllt von diesem Aspekt Gottes erlangte ein jeder von ihnen die Gabe, von allen Menschen über Sprachbarrieren hinweg verstanden zu werden.

In Jerusalem, wo zu dieser Zeit viele Sprachen gesprochen wurden, konnte so plötzlich jeder die Jünger und Apostel Jesu verstehen. Ein Wunder war geschehen und eine Gemeinschaft wurde gegründet. Bestärkt trugen einige dieser Anhänger ihren Glauben weiter in die Welt hinaus und über die Zeit entstand das Christentum.

“Im christlichen Sinne haben wir drei Aspekte von Gott: die Schöpfung, die Menschwerdung und das Erlebbare”, erläutert Carsten Brall, evangelischer Pfarrer der Stadtkirche Bayreuth. Angesichts des biblischen Wunders, auf welches das Pfingstfest zurückgeht, könnte man sagen: Pfingsten steht stark im Zeichen des dritten Aspekts, des Erlebbaren, des Heiligen Geistes.

Pfingsten als Geburtstag der Kirche

“Pfingsten ist sozusagen der Geburtstag der Kirche”, erklärt der Bayreuther Pfarrer. Anders als Weihnachten, das die Geburt Jesu feiert, oder Ostern, welches seine Auferstehung zelebriert, fehle beim Pfingstfest jedoch der direkte Jesus-Bezug. Stattdessen ginge es um die Gegenwart Gottes, die wir zwar nicht direkt sehen, so wie wir Menschen sehen, aber dennoch spüren können.

“Wir mögen Jesu nicht mehr direkt vor Augen haben, aber Gott ist dennoch da”, sagt Pfarrer Brall. So wie auch der Wind selbst unsichtbar, aber in seiner Präsenz spürbar ist. Mit dem Pfingstfest vor der Tür ist es demnach auch kein Zufall, dass der Altar in Bayreuths Stadtkirche derzeit das Bildnis eines windgeführten Segelschiffes trägt. Lesen Sie auch: Der ADAC rechnet mit erheblichen Staus an Pfingsten.




So begeht die Bayreuther Stadtkirche das Fest

An den beiden Pfingsttagen werden Gottesdienste in der Stadtkirche abgehalten. Der historische Sakralbau wurde dafür speziell mit sogenannten “Pfingstbirken” geschmückt. Im Anschluss an die Messe am Sonntag, dem 28. Mai, um 10 Uhr veranstaltet die Stadtkirche zudem eine musikalische Matinee aus Flöten- wie Orgelspiel. Beides wiederum Instrumente, die im Zeichen von Pfingsten den Wind zum Klingen bringen.

In dem Konzert führen Flötist Martin Schmidt und Kirchenmusikdirektor Michael Dorn ihre Zuhörerschaft von Tönen des Barock bis zur Weltmusik unserer Zeit. Unter anderem soll es dabei zu Begegnungen mit Werken von J.S. Bach, J. Alain, F. Lachner und Gabriel Fauré kommen. Geplanter Beginn dieser melodischen Reise ist 11.15 Uhr, der Eintritt zum Konzert ist frei.

Bedeutsam bis heute

Dass wir auch für die Gegenwart etwas vom Pfingstfest lernen können, erklärt Pfarrer Carsten Brall mit Rückblick auf den Begriff der Einmütigkeit. “Nach Luthers Bibelübersetzung waren die Jünger an Pfingsten einmütig”, sagt er. “Das bedeutet, sie waren eines Herzens trotz ihrer ganz unterschiedlichen Ansichten. Sie wussten: Was sie eint, ist stärker als alles, das sie trennt.”

Für den Pfarrer ist diese Einstellungen heute wichtiger denn je. In einer Zeit globaler Vernetzung, in der unterschiedliche Lebenswelten und Ansichten täglich aufeinanderprallen, müssten wir uns immer wieder bewusst werden, dass uns mehr eint, als uns trennt, und wir trotz aller Unterschiede vielleicht doch dasselbe suchen.