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Theater

Der Glöckner von Notre Dame
Uraufführung bei den Sommerspielen in der Eremitage

Victor Hugos Roman „Nôtre Dame de Paris“ (1831) ist das schillernde Panoptikum einer spätmittelalterlichen Welt voller Liebe und Hass, Eifersucht, Verlust und Wiedersehen. Nun ist es das Bühnenstück im Römischen Theater in der Eremitage zu sehen. Stephan Müller, der Kollege vom Brandenburger Kulturstadl, hat die Generalpobe des befreundeten Studiobühnen-Ensembles am Freitag gesehen.

Die Handlung

Paris. In der Kathedrale Notre Dame arbeiten Restaurateure in ihren weißen Einmalanzügen. Aus dem Radio erklingt Musik. Während ein fröhlicher Radiomoderator Staumeldungen verkündet, kracht aus der Höhe eine Steinplatte auf den Boden.

„ΑΝΑΓΚΗ“ steht auf dem Stein, der fast einen Arbeitsunfall verursacht hätte. „Das altgriechische Wort für Schicksal oder Verhängnis“ erklärt der Erzähler (Oliver Hepp). Die Restaurateure legen ihre Arbeitskleidung ab, tragen nun Kleidung aus dem Jahr 1482. Es ist der 6. Januar, sie feiern das Narrenfest. Glockengeläut. Ein gelungenes Schattenspiel zeigt viele Seile, zwischen denen eine bucklige Gestalt herumspringt und fleißig an ihnen zieht: Der Glöckner von Notre Dame.

Der Glöckner in der Eremitage

Das Ensemble der „studiobühne bayreuth“ spielt in diesem Sommer den Klassiker von Victor Hugo aus dem Jahre 1831. Spielort ist die einmalige Kulisse des Ruinentheaters in der Eremitage.Regisseurin Dorothea Kirschbaum stand für ihre eigene Bühnenfassung ein (16-köpfiges) gewohnt spielstarkes Theaterensemble zur Verfügung. Und: Ein starkes Team hinter der Bühne. Den Technikern ist wie immer die Freude an der einbrechenden Dunkelheit anzumerken. Endlich, nach der Pause, kommen ihre Scheinwerfer zum Einsatz, sorgen wie jedes Jahr bei den Sommerspielen für einzigartige Lichtstimmungen (Abendtechnik: Rainer Benedict).

Im Mittelpunkt der Geschichte stehen bekanntlich der heuchelnde Erzdekan Claude Frollo, die verführerische Tänzerin Esmeralda und der tumbe Glöckner Quasimodo. Kirschbaum hat diese drei Hauptrollen mit Klaus Meile als Erzdiakon Maitre Claude Frollo (mit beeindruckender Bühnenpräsenz), Kira Himmelreich (als Esmeralda eine Idealbesetzung) und Sebastian Geiger als Quasimodo (stark in Gestik und Spiel) großartig besetzt.

Der bucklige Glöckner, der einst als Findelkind von Claude Frollo in Notre Dame aufgenommen wurde, ist durch das ständige Glockengeläut taub geworden, eine riesige Warze über einem Auge macht ihn einäugig und hässlich (gelingt durch die Maske von Nicole Madeleyn).

Während sich die Freunde von Claudes Bruder Jean Frollo (Zacharie Tissier) beim Narrenfest Mühe mit den schönsten Fratzen und Grimassen geben, reicht es, wenn Quasimodo nur durch das Fenster schaut. Er wird zum Narren-Papst gekürt und verspottet. Der Erzdiakon geht dazwischen. Das Schauspiel nimmt seinen Lauf.

Bayreuther Regie

Kirschbaum erzählt von der Wandlung des zunächst barmherzigen Priesters, der das Findelkind, das keiner haben will, Quasimodo nennt und adoptiert. Sie erzählt in ihrer Uraufführung von Aberglauben und Hexenverfolgung, von Güte und Dankbarkeit und bitterer Enttäuschung. Sie erzählt von einer Mutter, der die Tochter geraubt wurde, und vom Traum der Tochter, ihre Eltern wiederzufinden. Sie erzählt von Menschen, die einander zum Verhängnis werden. Bis zum bitteren Ende.

Aufführungen finden ab dem 31. Mai bis zum 26. Juli 2025 statt.

Karten gibt es hier.

Es spielen: Frank Ambrosius, Viona Axmann, Rebecca Brinkmann, Levent Civan, Susanne Dorfner, Sarina Eckhoff, Lisa Friedrich, Sebastian Geiger, Eva-Ivana Gottwald, Kira Himmelsbach, Michael Kandler, Sylvia Lauterbach, Finn-Eric Leykamm, Klaus Meile, Leonard Schmid, Zacharie Tissier

Theaterpädagogik

Für interessierte Schulklassen bietet die studiobühne ein breitgefächertes Begleitprogramm an: vom Vorstellungsbesuch über Unterrichtsmaterialien bis zum Nachgespräch in Ihrer Schule. Durchgeführt wird die theaterpädagogische Betreuung von der Theaterwissenschaftlerin Michaela Beuschel. Kontakt: Tel. 0921-76436-0