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Bayreuth

Die Bayreuther Vogelretterin: Sie päppelt Piepmätze auf

Die Bayreutherin Antonia Schmidt betreibt ihre eigene Hilfsstation für Wildvögel. Es ist ein Ehrenamt, das ihr viel abverlangt.

Wer in der Bayreuther Region einen verlassenen Wildvogel meldet, landet immer bei ihr: Vogelretterin Antonia Schmidt.

Sie gibt viel von ihrem Privatleben auf, um den Vögeln zu helfen.

Zweimal pro Stunde muss sie füttern

Alle halbe Stunde muss Antonia Schmidt die kleinsten der Wildvögel füttern. Zu jeder vollen Stunde kriegen auch die größeren Vögel ihr Fressen. Längere Ausflüge sind für die Vogelretterin nicht ohne Weiteres möglich, von Urlaub ganz zu schweigen. “Ich war auch schon mal mit einer Vogeltasche beim Friseur gesessen”, sagt sie.

Antonia Schmidt ist 27 Jahre alt, kommt aus Bayreuth und hat hier Medienwissenschaft studiert. Als sie zwölf Jahre alt war, hat sie einen verlassenen Wildvogel gefunden. “Eine Wacholderdrossel”, erinnert sie sich. “Ich habe ihn selbst großgezogen. Das hat sich rumgesprochen.” Lesen Sie auch: Der Lindenhof feiert ein Familienfest.

Die zentrale Anlaufstelle in der Region

Nach und nach kamen immer mehr Vögel zu ihr, nun seien es etwa 200 pro Jahr. “Tendenz steigend.” Wenn jemand in der Region einen verlassenen Wildvogel an die Tierrettung meldet, landet er in Antonia Schmidts Wildvogelhilfe.

Wenn die Vögel noch “nackt”, also ohne Federn sind, kommen sie in den Inkubator, der sie warm hält. Die Größeren kommen in geräumige Boxen. Antonia Schmidt beherbergt die Vögel in ihrer Wohnung.

Das bt-Video bietet einen Einblick in die tägliche Arbeit der Vogelretterin:

Manche Vögel wollen gar nicht mehr weg

Wenn die Vögel selbständig genug sind, kommen sie in die Auswilderungs-Voliere, die im Garten des Tierheims steht. “In der Voliere gewinnen die Vögel ihre Scheu vor den Menschen zurück”, sagt Schmidt. “Das ist wichtig.” Nach zwei bis drei Wochen öffnet sie die Voliere – die Vögel sind bereit zum Abflug in die Natur.

Doch bis zum Abflug lässt sich mancher Vogel Zeit. “Manche setzen sich nur vor die Klappe und schauen raus”, sagt Schmidt. Auch mit der Selbständigkeit hapert es ab und zu. “Die Spatzen sind Simulanten. Sie gewöhnen sich ans Gefüttertwerden. Auch wenn sie irgendwann selbst picken können, tun sie zuerst so, als könnten sie es nicht.”

Schmidt muss dann weggehen, die Spatzen mit ihrem Futter alleine lassen, sie aus der Distanz beobachten. Irgendwann fangen sie zu picken an.

… und manche Vögel kommen zurück

Besonders gern erinnert sich die Vogelretterin an eine Gruppe von vier Staren, die sie einst ausgewildert hat. “Ein Jahr später saßen die vier Stare im Frühjahr wieder auf meiner Voliere. Und auch im Jahr drauf haben sie vorbeigeschaut.” Allerdings hat die Arbeit auch andere Seiten: Bei etwa 30 Prozent der Vögel, die bei ihr landen, komme jede Hilfe zu spät.

Zurzeit pflegt Antonia Schmidt in ihrer Wohnung fünf Amseln, vier Feldsperlinge, zwei Haussperlinge und zwei Kohlmeisen. Das sei nur möglich, weil sie als selbständige Computerspiel-Entwicklerin im Home Office arbeitet, so Schmidt. Und weil ihr Freund, der im Tierheim arbeitet, sie unterstützt.

Geld bleibt ein Problem

Für das Futter alleine gibt sie im Monat zwischen 200 und 400 Euro aus, sagt Schmidt. Da sie alles ehrenamtlich macht, ist sie auf Spenden angewiesen. Wer ihr helfen will, findet auf der Homepage der Wildvogelhilfe alle nötigen Informationen. Dort informiert Schmidt auch, wie man sich verhalten sollte, wenn man einen verlassenen Wildvogel findet.

Hat die Vogelretterin es jemals bereut, so viel zu opfern? Antonia Schmidt überlegt. “Ich hätte sonst mehr Freizeit und einen größeren Geldbeutel”, sagt sie. “Aber dann hätten es die meisten Vögel, die zu mir gekommen sind, nicht geschafft.”