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Dramatischer Hilferuf aus der Ukraine: Alexander Krauß „gestrandet“ nahe der Front
Über das unermüdliche Engagement von Alexander Krauß aus Speichersdorf haben wir schon mal berichtet. Mit seiner Hilfsorganisation „humanitas in centro“ packt er direkt vor Ort in der Ukraine an. Nun haben wir einen persönlichen Brief von ihm erhalten, der uns einen tiefen und bewegenden Einblick in die aktuelle Lage und die Herausforderungen seiner Arbeit gibt.
Unvorhergesehene Wendung des Einsatzes
Krauß schildert die Anfänge seines aktuellen Einsatzes: „Ich bin derzeit wieder in der Ukraine im Einsatz, wobei diesmal alles anders läuft als geplant.“ Ursprünglich sollte es „ein vergleichsweise kurzer Einsatz“ werden, bei dem er seinen „großen Anhänger […] vollgepackt mit 20 elektrischen Pflegebetten samt medizinischer Matratzen und Tabletschränken, allesamt gespendet vom BRK Seniorenzentrum in Kemnath,“ in einem Krankenhaus im Osten der Ukraine ablieferte.
Doch nach dem Abladen in einem Krankenhaus „ging es für mich weiter zu unserem Team vor Ort nach Kramatorsk. Kaum dort angekommen dann ein riesiges Problem: Das Getriebe meines Pickups hat sich verabschiedet und muss hier nun aufwendig repariert werden – nur knappe 15 Kilometer von russischen Truppen entfernt!“ Dies hat weitreichende Folgen:
„Somit hat sich das Ende des angedachten 12 tätigen Einsatzes auf ungewisse Zeit verschoben und ich bin hier bis auf Weiteres gestrandet.“
Die Eskalation der Lage in der Ostukraine
Die Sicherheitslage in der Region Kramatorsk beschreibt Krauß als extrem angespannt: „Russische Truppen rücken in der Gegend um Kramatorsk / Konstantynivka / Pokrovsk extrem schnell voran, wodurch sich die Situation hier immer weiter zuspitzt.“
Der Alltag ist vom Konflikt geprägt: „Nahezu den ganzen Tag sind Einschläge von Artillerie / Drohnen in und um Kramatorsk zu hören, der Luftalarm heult durchgehend.“ Besonders beängstigend sind die Nächte:
„Nachts werden wir aus den Betten gerissen, Türen schlagen durch die Druckwellen auf, das ganze Haus ist am beben.“ Hinzu kommt die ständige Ungewissheit: „Währenddessen das Surren verschiedenster Drohentypen über der Stadt – ungewiss was es als nächstes trifft. Und jedes Mal, wenn dieses Propellersurren lauter wird, kommt in einem ein ungutes Gefühl hoch und man denkt ‚die ist jetzt hoffentlich nicht für uns bestimmt‘.“
Unverzichtbare Hilfe trotz schwindender Spenden
Trotz der gefährlichen Umstände geht die Arbeit von Alexander Krauß und seinem Team weiter: „Währenddessen geht tagsüber unsere Arbeit hier weiter, denn tausende Menschen sind auf unsere Versorgung angewiesen.“ Der Einsatz von Alexander Krauß finanziert sich ausschließlich aus Spendengeldern.
Um die Unterstützung für die Ukraine aufrechtzuerhalten und die Eindrücke des Krieges greifbar zu machen, hat Krauß eine Ausstellung ins Leben gerufen: „Um zum Einen die Eindrücke des Krieges für jeden sichtbar zu machen und zudem für Spenden zu werben, habe ich eine Ausstellung über unsere Arbeit erstellt, welche neben dem Landratsamt Bayreuth auch bei der Fa. BHS in Weiherhammer bereits ausgestellt wurde.“ Schulen, Ämter, Firmen und weitere Interessenten können die Ausstellung jetzt auch recht einfach über die Webseite der Hilfsorganisation anfragen.
Humanitas in centro: Die Letzten vor Ort
Alexander Krauß betont die einzigartige Rolle seiner Organisation und weiterer kleiner Hilfsorganisationen in der Krisenregion: „Nachdem sich andere humanitäre Organisationen aus dieser Region oder gar gänzlich aus der Ukraine zurückgezogen haben, sind wir nahezu die Einzigen, die hier die Zivilisten noch mit Dingen des alltäglichen Bedarf versorgen oder aus unmittelbarer Lebensgefahr nahe der Front evakuieren.“
Wir wünschen Alexander Krauß weiterhin alles Gute für seine Arbeit vor Ort.