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Offene Türen am Friedrichsforum: Späte Anerkennung für den Hinweisgeber
Das war ein Schreck – mittlerweile haben sich die Wogen wieder geglättet: Ein Bürger wollte mit einem Video auf offene Türen an der Friedrichsforum-Baustelle hinweisen – und wurde angezeigt. Inzwischen ist das Verfahren eingestellt, der Oberbürgermeister hat sich persönlich entschuldigt.
Einem aufmerksamen Bürger fiel im August auf, dass die Zugänge zum Friedrichsforum nachts öfter offen sind. Als Hinweis machte er ein kurzes Video dazu und schickte es an BG-Stadtrat Stephan Müller. Der wiederum schickte es an die Verwaltung, die mit einer Anzeige gegen den Bürger reagierte. Mittlerweile haben sich die Gemüter wieder beruhigt, das Verfahren ist eingestellt. Trotzdem war die Sache am 29. Oktober Thema im Stadtrat. Oberbürgermeister Thomas Ebersberger beantwortete eine Anfrage von Stephan Müller dazu.
Wer erstattete Anzeige?
Das wollte Stephan Müller wissen. „Der Leiter der Baustelle“, lautete Ebersbergers Antwort. Es komme öfter vor, dass sich Unbefugte Zutritt zur Baustelle verschaffen, da sei eine Anzeige standardmäßiges Vorgehen. Sobald die Absicht des Bürgers aber klar gewesen sei, habe die Stadt die Anzeige sofort zurückgezogen.
Ebersberger entschuldigt sich
„Ich habe den Bürger angerufen, mich für sein Engagement bedankt und mich für die Unannehmlichkeiten entschuldigt“, sagte der Oberbürgermeister. Dabei habe ihm der Bürger versichert, sich künftig direkt an die Verwaltung zu wenden und nicht an den Stadtrat. Für diese Aussage forderte Stephan Müller eine Erklärung: Das klinge ja, als habe er etwas falsch gemacht. Ebersberger erklärte: „Es liegt ganz einfach daran, dass wir dann direkt nachfragen können und es nicht zu solchen Missverständnissen kommt.“
Artikel vom 16. Oktober: Einbruch als ungewollter Bürgerservice
Das Bayreuther Friedrichsforum, das große Bauprojekt der Stadt, ist eine Dauerbaustelle. Vor allem nachts zieht sie Leute an, die da eigentlich nichts zu suchen haben. Neugierige, Jugendliche und auch Einbrecher auf der Suche nach Maschinen oder anderen Wertgegenständen verschaffen sich regelmäßig Zutritt. Offenbar mussten sie dazu häufig gar keine besonders großen Hürden überwinden. Die Stadt reagiert darauf konsequent mit Anzeigen. Formaljuristisch ist das korrekt, aber es stellt sich die Frage: Lösen juristische Schritte ein praktisches Sicherheitsproblem? Eine Anzeige mag abschrecken, sie verschließt aber keine offenstehenden Türen.
Ellsberg von Bayreuth tritt auf den Plan
Denn offensichtlich standen die Türen offen. Vermutlich nicht nur einmal. Ein Bürger, nennen wir ihn den Ellsberg von Bayreuth, filmte nachts, wie leicht man in den Bau vordringen kann, und spielte das Video dem Bauamt zu. Seine Absicht war nicht Vandalismus, sondern ein klarer Hinweis auf die massiven Sicherheitslücken. Er wollte der Stadt einen wertvollen Service bieten. Erwünscht war der zunächst jedoch nicht.
Der Reflex der Bürokratie
Die anfängliche Reaktion der Behörden folgte strikt der Logik des Paragrafen: Sie schickte das Video weiter zur Polizei. Der Ellsberg von Bayreuth wurde selbst zum Beschuldigten. Die Polizei ermittelte wegen Hausfriedensbruchs. „Das ist ein ganz normaler Vorgang“, bestätigte ein Polizeisprecher.
Anstatt danke zu sagen und die Lücken sofort zu schließen, setzte man zunächst auf die Verfolgung des Überbringers der schlechten Nachricht.
Sieg der Vernunft
Doch schnell siegte die Einsicht. Nachdem die tatsächliche Absicht – die reine Information – bekannt wurde, zog die Stadt die Anzeige zurück. Die Verwaltung bedankt sich nun offiziell für die „aufmerksame Mithilfe und das Engagement“ und kündigt an, die Absicherung nochmals auf Verbesserungsbedarf hin zu prüfen.
Der Ellsberg von Bayreuth unterdessen kann aufatmen. Auch wenn der erste Schreck natürlich groß war. Das Verfahren gegen ihn wird eingestellt.











Symbolbild: Unbekannter Vermummter leuchtet mit Taschenlampe in Garten ©KI-generiert
Betrug im Internet Symbolbild: Pixabay