Zuletzt aktualisiert am

Ausbildung

Busführerschein geschafft: Stadtwerke bilden Nachwuchs aus

Wie vielerorts mangelt es auch in Bayreuth an Busfahrern. Die Stadtwerke wirken dem entgegen, indem sie selbst ausbilden. Auszubildende Elisabeth Dütsch wird nach ihrer Ausbildung zur Fachkraft im Fahrbetrieb aber neben dem Busfahren noch mehr Aufgaben übernehmen können.

„Am Anfang ist es komisch, so einen Bus zu fahren, aber auch cool“, sagt Elisabeth Dütsch. Sie ist im zweiten Jahr ihrer Ausbildung zur Fachkraft im Fahrbetrieb bei den Stadtwerken Bayreuth und hat im Sommer ihren Busführerschein gemacht. Bisher hat sie in der Fahrdienstleitung gearbeitet und dort Einblicke in die Planung und Organisation des Busverkehrs erhalten. Seit Ende August fährt sie im Schulbusverkehr die ein oder andere Tour durch Bayreuth. Das Fahren macht ihr Spaß, aber auch auf die Zeit in der Werkstatt, die zur Ausbildung gehört, freut sie sich.

Erste Auszubildende zur Fachkraft im Fahrbetrieb

“Wir sind total glücklich, dass wir eine Auszubildende in einem Beruf haben, die neben dem Busfahren auch noch weitere Aufgaben übernehmen kann”, sagt Stadtwerke-Sprecher Jan Koch. Wie vielerorts in Deutschland mangelt es auch in Bayreuth an Busfahrerinnen und Busfahrern, Fahrten müssen immer wieder ausfallen. In den nächsten Jahren würden perspektivisch noch einige Kräfte in den Ruhestand gehen, so Koch. Auch in der Fahrdienstleitung werde in den kommenden Jahren ein Mitarbeiter in den Ruhestand gehen. Nach ihrer Ausbildung wird Elisabeth Dütsch in beiden Bereichen einsetzbar sein.

“Zur Fachkraft im Fahrbetrieb haben wir noch nie ausgebildet”, sagt Dütschs Ausbilder Holger Lutz. Er hat nur Lob für seine Auszubildende. “Es macht Spaß mit ihr, sie ist total motiviert und fährt sehr vorausschauend. Und es ist gut für ein Team, wenn es gemischt ist”, sagt Lutz. Schon gelesen? Jana Tauber macht auch eine seltene Ausbildung bei den Stadtwerken. 

Die Abwechslung macht’s

Ganz gerade war Elisabeth Dütschs Weg in ihre Ausbildung nicht. „Ich habe erst in der Fahrschule angefangen, mich für Fahrzeuge zu interessieren“, sagt sie. Nach der Schule hat sie zunächst ein Freiwilliges Soziales Jahr und dann ein Praktikum bei den Stadtwerken absolviert. Ein Freund habe eine Ausbildung zur Fachkraft im Fahrbetrieb, kurz FiF, in Coburg angefangen. So habe sie erfahren, dass es diesen Weg überhaupt gebe, sagt Dütsch. „Ich fand vor allem spannend, dass es ein abwechslungsreicher Beruf ist. Neben dem Busfahren arbeite ich in der Fahrdienstleitung, im Kundencenter und in der Werkstatt.“ Im ersten Ausbildungsjahr habe sie netto knapp 1.000 Euro verdient.

Mindestalter beim Führerschein Grund für das Nachwuchsproblem

Elisabeth Dütsch ist mit ihren 20 Jahren eine der jüngsten Absolventinnen des Busführerscheins. “Der Busführerschein ist ein Spezialfall im Führerscheinrecht“, sagt Michael Möschel von der Verkehrsakademie Kulmbach, wo Dütsch ihre Fahrausbildung absolviert hat. „Es gibt ein Mindestalter für den Führerschein der Klasse D, das sind 23 Jahre.” Das Mindestalter reduziere sich dann mit wachsender  Pkw-Fahrerfahrung, wenn Anwärterinnen eine Berufsausbildung machen, oder wenn sie nur im Linien- und nicht im Reisebusverkehr tätig sein wollen. “Faktisch muss man aber etwa 20 Jahre alt sein”, sagt Möschel. “Wer die mittlere Reife oder einen Quali hat, ist aber nicht älter als 16 oder 17 und kann den Führerschein noch lange nicht machen.” Das könnte ein Erklärungsansatz dafür sein, warum gerade bei den Busfahrern Nachwuchsmangel herrscht.

Grund für die Altersbeschränkung ist, dass bereits gewisse Autofahrerfahrung und persönliche Reife vorhanden sein sollen. Bei der Personenbeförderung trage man natürlich große Verantwortung, sagt Möschel. Dass es aber zum Beispiel bei Piloten eine lockerere Altersbeschränkung als bei Busfahrern gebe, findet er unlogisch. Seine Forderung: Das Mindestalter sollte, zumindest für den Linienbusverkehr, auf 18 Jahre heruntergestuft werden. „Ich denke, die Ausbilder sind verantwortungsvoll genug um festzustellen, wer die nötige Reife hat, um den Beruf auszuüben“, sagt Möschel.

Busführerschein ist Königsdisziplin unter den Führerscheinen

Bis zu 90 Fahrstunden gehören für viele Fahrschüler zum Führerschein der Klasse D. Für Elisabeth Dütsch waren es mit 58 deutlich weniger. „Die Prüfung war schon aufregend, aber ich hatte mit Josef Diller den besten Fahrlehrer“, sagt Dütsch. Die Busführerscheinprüfung schafft nicht jeder. Neben sicherem Fahrverhalten zählen Weitblick, Gelassenheit und fahrgastfreundliches Fahren. „Durch den Autoführerschein kommen Sie auch, wenn Sie den Motor mal abwürgen, durch den Busführerschein aber nicht“, sagt Michael Möschel. Der Busführerschein sei die Königsdisziplin unter den Führerscheinprüfungen. Zwischen 6.000 und 8.000 Euro kostet der Führerschein der Klasse D in der Regel. Die Kosten für Elisabeth Dütschs Führerschein haben die Stadtwerke als Ausbilder übernommen.

Nachdem die Prüfung gemeistert war, ist Elisabeth Dütsch Ende August zum ersten Mal in Bayreuth gefahren. „Ich habe erstmal ein bisschen geübt, um ein Gefühl für den Bus zu entwickeln. Bei der ersten Fahrt war ich schon aufgeregt, aber die Freude hat überwogen“, sagt sie. Mittlerweile ist Dütsch sogar schon den 18-Meter-Gelenkbus der Stadtwerke gefahren. Ihre Einschätzung: „Am Anfang habe ich etwas weiter ausgeholt, als nötig gewesen wäre, aber jetzt klappt es.“

Im Schulbusverkehr ist Ruhe bewahren angesagt

Im Schulbusverkehr kann Elisabeth Dütsch ihre Gelassenheit auf die Probe stellen. Ausbilder Holger Lutz fährt mit. Auf der Strecke vom Hauptbahnhof über die ZOH in die Adolf Wächter Straße ist der Bus morgens richtig voll. „Wir müssen dafür sorgen, dass die Türen trotz der vielen Fahrgäste frei sind, dabei im Auge behalten, ob am Hauptbahnhof noch jemand über den Zebrastreifen sprintet und sicherstellen, dass im Bus alles in Ordnung ist“, sagt Lutz. Auch das klappe schon gut, versichert er.

Ab und zu im Schulbusverkehr mitzufahren, gehört mittlerweile zu Elisabeth Dütschs Arbeitsalltag. „Normalerweise fangen wir unseren Arbeitstag etwa um halb sieben Uhr morgens mit einer Besprechung an,“ sagt Elisabeth Dütsch. „Nach der Schulbustour ist der Rest des Tages immer unterschiedlich. In der Fahrdienstleitung kümmern wir uns um Aushänge, planen Umleitungen und sind Ansprechpersonen für die Busfahrer und Busfahrerinnen.“

Wie es jetzt weitergeht

Ob es auch Aspekte gibt, die Dütsch noch etwas Respekt einflößen? Im Kundencenter will sie noch etwas mehr Erfahrung sammeln. „Am Anfang muss ich manchmal etwas bei Kolleginnen nachfragen und das dauert dann vielleicht etwas länger“, sagt sie.

Was sind nun die nächsten Schritte für die Auszubildende? „Wenn ich die Linienkenntnis habe, darf ich mal eine eine halbe Schicht fahren. Dann kommt die Arbeit im Kundencenter“, sagt Elisabeth Dütsch. Ausbilder Holger Lutz ergänzt:  „Sie ist ja gerade erst im zweiten Lehrjahr, hat aber im ersten Jahr hier bei uns in der Fahrdienstleitung und mit ihrem Führerschein schon echt viel erreicht.“