Zuletzt aktualisiert am

Brauchtum

Kuriose Faschingsbräuche aus Oberfranken

Oberfranken ist zwar keine Faschingshochburg, doch auch hier sind einige Bräuche bekannt. Eine kuriose Tradition gibt es etwa in der Fränkischen Schweiz.

In Oberfranken beginnen die Faschingsferien, zahlreiche Faschingsumzüge und närrische Feste stehen bis Aschermittwoch auf dem Programm. Doch gibt es in Oberfranken eigentlich bestimmte regionale Faschingsbräuche?

Das bt hat sich umgehört – und kuriose Traditionen entdeckt.

Wie die Fränkische Schweiz den Winter austreibt

Ein ungewöhnlicher Faschingsbrauch findet sich in der Fränkischen Schweiz: das “Fosalecken”. Der Brauch beginnt traditionell am Faschingssonntag in Effeltrich im Landkreis Forchheim, wie der Verein “Genussregion Oberfranken” erklärt. Junge Männer verkleiden sich als “Strohbären”, ziehen am frühen Nachmittag durch den Ort und verbreiten Angst. Bis schließlich die “Fosalecken” in bunten Kostümen kommen und die Unholde mit Peitschen vertreiben. Laut “Genussregion Oberfranken” handelt es sich “um den wohl ältesten Brauch in der Region”.

Der Fränkische Schweiz-Verein erklärt den Brauch folgendermaßen: “Die Frühlingsboten durchziehen laut mit der Peitsche knallend die Ortschaft. Durch den Lärm vertreiben sie den Winterdämon und wecken somit gleichzeitig die Wachstumsgeister auf dem Felde”, schreibt der Verein. “Die Strohgestalten werden ‘Strohbäärn’ – Strohbären, in das Stroh sind Burschen gehüllt, genannt. Die Effeltricher ‘Fosaleggen’ ziehen von Effeltrich (früher zu Fuß) nach Baiersdorf, um sinnbildlich den Winter hinunter in die Ebene des Regnitztales zu treiben.”

Das “Fosalecken” findet auch dieses Jahr am Faschingssonntag, am 19. Februar 2023, statt, wie der Burschenverein “Zufriedenheit” Effeltrich mitteilt. “Los geht’s ab ca. 13 Uhr bei der Bäckerei Merkel”, heißt es in der Einladung. “Wer möchte, kann auch schon ab 10 Uhr zur Baumschule Helmut Kupfer kommen, um dort den Bindern bei ihrer Arbeit zuzusehen.” Von Effeltrich aus ziehen sie nach Baiersdorf.

In Baiersdorf treffen die “Fosalecken” etwa um 14:15 Uhr ein. Um 14:30 Uhr setzt sich der Umzug dort fort, bis um 15:15 Uhr der Strohbär verbrannt wird. Weitere Informationen zum Ablauf vor Ort finden sich auf der Homepage der Tourismuszentrale Fränkische Schweiz.

Der Till aus Weismain

Im nördlicheren Oberfranken gibt es einen Faschingsnarr, der schon deutschlandweit bekannt ist: Franz Besold aus Weismain (Landkreis Lichtenfels). Der Konditormeister schlüpft in der Faschingszeit traditionell in das Kostüm des “Till”, abgeleitet von Till Eulenspiegel. Seit 40 Jahren hält Till jedes Jahr in Weismain am Faschingssonntag eine Rede auf dem Marktplatz, der Spott richtet sich vor allem auf die Kommunalpolitik.

Franz Besold ist auch schon mehrfach in der Karnevalshochburg Mainz als Büttenredner aufgetreten, auch bei der “närrischen Weinprobe” in Würzburg war er schon.

Er kennt die regionalen Unterschiede beim Fasching. “In Oberfranken gibt es sehr viel Tanz. Dafür gibt es hier nicht so viele Redner wie beispielsweise in Unterfranken.” Die Mentalität in den rheinischen Hochburgen sei ohnehin ganz anders. “Die Mainzer haben die Fastnacht im Blut”, sagt Besold. “Der Franke freut sich eher innerlich.”

Auch diesen Faschingssonntag will Franz Besold in Weismain wieder auf dem Marktplatz seine Büttenrede halten, sie soll nach dem Faschingszug um etwa 14 Uhr stattfinden.

Wenn es “nauswärts” geht

Kuriose Bauernbräuche hat der oberfränkische Heimathistoriker Adrian Roßner gesammelt. Ihm zufolge ging es früher in der Faschingszeit weniger ums bloße Feiern, als vielmehr um den Neubeginn. Denn zu dieser Zeit geht es “nauswärts” – der Frühling rückt näher, die Bauern bereiten sich auf die Feldarbeit vor. “Die Fastnacht begann daher auch – wie die Raunächte – mit dem Auskehren des Hauses und der Ställe, um damit die Anhaftungen des ‘bösen Alten’ zu vertreiben”, schreibt Roßner.

Wenn die Bauern sich um Haus und Stall gekümmert hatten, bereiteten sie die Stalltiere dem Brauchtum gemäß aufs neue Jahr vor. “Wenn man den Kühen ein paar Haare aus dem Schwanz schnitt, würden sie bessere und mehr Milch geben”, so Roßner. “Die Schweine wiederum lieferten, sofern man ihnen Abfälle des letztes Schlachtfests unter das Futter mischte, ein besonders feines Fleisch.” Außerdem durften die Bäuerinnen an Fasching nicht stricken, denn damit würde man den Hennen “na Orsch zunäha”, wodurch sie künftig keine Eier legen würden.

Allgemein spiele das Essen eine wichtige Rolle beim Fasching, so Roßner. Es sei darum gegangen, sich nochmal ordentlich mit Fleisch und Krapfen satt zu essen, bevor am Aschermittwoch die Fastenzeit beginnt.

Nackt auf den Misthaufen steigen

Neben der Landwirtschaft hat für die Oberfranken traditionell das Weben eine große Rolle gespielt. Auch das spiegelt sich in den Faschingsbräuchen wieder, so Heimatforscher Adrian Roßner. Einer der Bräuche drehte sich zum Beispiel um das Flachs: Je höher die Dorfältesten beim Faschingstanz hüpften, so der Glaube, desto besser würde die Ausbeute an Flachs ausfallen. Wenn einer der Ältesten dabei aber auf dem Hintern landete, würde die Ernte vom Hagel vernichtet werden.

“Mit dem Weben hängt auch der obskurste Brauch aus dem Hofer Raum zusammen”, schreibt Roßner. “So heißt es, dass ‘Die Baierra nackerd aufn Miisdhaufm schdeing und drei Fädla schbinna’ muss, damit sie rechtzeitig mit der Arbeit fertig und genügend Material für den Handweber bereitstellen konnte.” Ob man diesen Brauch aber wirklich umgesetzt habe, lasse sich nicht mehr klären.