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Energie

Verbot neuer Gas- und Ölheizungen ab 2024? Kritik aus Bayreuth

Aus Bayreuth kommt Kritik an den neuen Plänen der Bundesregierung. Die will neue Gas- und Ölheizungen früher als geplant verbieten.

Falls die Pläne aus Berlin umgesetzt werden, könnte der Bedarf an Wärmepumpen schneller als gedacht steigen. Das bt hat sich erkundigt, ob Hersteller, Handwerker und das Stromnetz in Bayreuth das überhaupt umsetzen könnten.

Heizungsbauer aus Bayreuth: doppelt so viele Handwerker wären nötig

Die Bayreuther Heizungsbau- und Sanitärfirma “Hugo Weber” installiert und erneuert nach eigenen Angaben im Schnitt 50 bis 70 Öl- und Gaskessel sowie Gasthermen pro Jahr. Wärmepumpen aber würden bei der Installation doppelt so lange dauern. Statt zwei bis vier Tage Arbeitszeit wäre mindestens eine Woche nötig, sagt Geschäftsführer Andreas Münch. Wenn nun – rein theoretisch – alle auf Wärmepumpen umsteigen würden, könnte er nur noch 25 bis 35 Installationen und Erneuerungen pro Jahr vornehmen. “Die Manpower müsste verdoppelt werden”, sagt Münch.

Doch an Handwerkern fehlt es ohnehin bereits. Bei seiner Firma müssten Kunden momentan mit einer Wartezeit von drei bis vier Wochen rechnen, sagt Andreas Münch. Länger aber sei die Wartezeit für Wärmepumpen. “Anfang des Jahres habe ich Wärmepumpen bestellt. Laut Hersteller kriege ich sie im Oktober.” Das sei schon eine Verbesserung im Vergleich zum Vorjahr. Doch in diesen Krisenzeiten sei nicht sicher, ob die Lieferzeiten nicht wieder noch länger werden könnten.

Noch keine beschlossene Sache

Noch allerdings ist ungewiss, ob das frühere Aus für neue Öl- und Gasheizungen wirklich schon am 1. Januar 2024 kommt. Entsprechende Pläne aus dem Wirtschaftsministerium unter Robert Habeck (Grüne) und dem Bauministerium unter Klara Geywitz (SPD) liegen derzeit vor. Alle neuen Heizungen müssten demnach ab dem 1. Januar 2024 mindestens 65 Prozent der Wärme aus erneuerbaren Energien produzieren. Möglich wären dann noch unter anderem Wärmepumpen sowie Biomasse- und Fernwärme-Heizungen.

Schon eingebaute Öl- und Gasheizungen dürften laut einem “ZDF”-Bericht in der Regel nur weiter betrieben werden, wenn sie nicht älter als 30 Jahre sind. Ab 2045 sollten alle Heizungen mit fossilen Brennstoffen verboten sein. Wenn eine Öl- oder Gasheizung kaputtgeht, wäre dem Entwurf zufolge eine Übergangsfrist von drei Jahren möglich.

Reicht das Stromnetz aus?

Bei der Bayreuther Heizungsbaufirma “Hugo Weber” wünscht sich Geschäftsführer Andreas Münch klare Vorgaben in Hinblick auf Bestandsgebäude. “Da sehe ich großen Aufklärungsbedarf.” Außerdem ist er skeptisch, ob das Stromnetz ausreicht, wenn sich Wärmepumpen und E-Autos gleichzeitig noch schneller ausbreiten sollen. Lesen Sie auch: Das Bayerische Rote Kreuz lehrt in Bayreuth, wie man auch ohne Strom kochen kann.

Das sagen die Stadtwerke Bayreuth

Das bt hat bei den Bayreuther Stadtwerken nachgefragt, ob das hiesige Stromnetz denn für die Pläne ausreichen würde. “Wir werden das hinkriegen”, sagt Stadtwerke-Sprecher Jan Koch. Wenn sich momentan jemand in Bayreuth eine Wärmepumpe oder eine Ladebox fürs E-Auto einbauen will, könne es zwar vorkommen, dass der Hausanschluss erst ausgebaut werden müsse, um den Strombedarf zu decken. Aber der Netzausbau sei im Gange.

Stadtwerke-Sprecher Koch geht davon aus, dass durch die Energiewende der Stromverbrauch steigt. “Vor diesem Hintergrund treiben wir die Transformation unserer Energienetze voran”, sagt Koch. Die Stadtwerke erhalten ihm zufolge dabei wissenschaftliche Unterstützung, man arbeite zusammen mit der Ostbayerischen Technischen Hochschule Amberg-Weiden und der Friedrich-Alexander-Universität Nürnberg-Erlangen.

Falls ein früheres Aus für neue Öl- und Gasheizungen kommen sollte, müssten die Planungen zwar unter Umständen beschleunigt werden, so Koch, aber das sei machbar.

“Nicht zu schaffen”

Weniger optimistisch sieht es die Handwerkskammer (HWK) für Oberfranken. “Aus Sicht der Heizungsbau-Betriebe müssen wir klar sagen: Die Anforderungen wären wohl nicht zu schaffen!”, heißt es auf bt-Anfrage. Es gebe viele offene Fragen. “Die Fragen nach der Verfügbarkeit und der Lieferzeiten von Wärmepumpen, aber auch der Verfügbarkeit von entsprechend qualifizierten Handwerksbetrieben zur Installation sind noch nicht geklärt. Und diese sind in der Kürze der Zeit aus unserer Sicht auch nicht klärbar.” Entsprechend glaube die HWK Oberfranken nicht daran, dass das vorzeitige Aus für neue Gas- und Ölheizungen umgesetzt werden könne.

Hausbauer müssten wohl ab 2024 eine Heizung mit erneuerbaren Energien einplanen, so die HWK. Man hoffe, dass die Förderungen angepasst werden. “Ohne Förderung wird es auf jeden Fall sehr teuer.” Allerdings gebe es auch eine positive Seite. Wer auf erneuerbare Energien setzt, der mache sich unabhängiger vom Energiemarkt.  “Rückblickend profitierten viele Immobilienbesitzer im vergangenen Jahr, wenn sie bereits auf erneuerbare Energieträger gesetzt hatten.”