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Gassenviertel: Ein Quartier erwacht aus dem Dornröschenschlaf

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Viele der Gebäude des Gassenviertels sind hunderte Jahre alt und die meisten noch ganz gut in Schuss. Doch wie steht es genau um das historische Quartier? Anlässlich des Tages der Städtebauförderung am Samstag wird das bisherige Kommunale Denkmalkonzept (KDK) für das Bayreuther Gassenviertel vorgestellt. Dieses wurde dem Stadtrat am Dienstag im Rahmen des Bauausschusses zur Einsicht vorgelegt. Christiane Reichert von der Stadt- und Denkmalpflege aus Bamberg hat dabei erste Ergebnisse aus der Dokumentation des Viertels vorgestellt. Das bt hat mit ihr im Anschluss über Details zum Viertel gesprochen. 

Der Zustand des Gassenviertels

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Das Gassenviertel liegt im südlichen Teil des mittelalterlichen Stadtkernes zwischen Stadtkirche, Maxstraße, Kanzleistraße und Dammallee. Dort gibt es insgesamt 135 Grundstücke – mit eingeschlossen die Stadtkirche selbst –, von denen 69 Baudenkmäler sind. 44 Objekte im Gassenviertel seien von ihrer Bausubstanz her als erhaltenswert sowie 13 als strukturschwach eingestuft, so Christiane Reichert. Auf Entscheidung des Bauausschusses vom 23. April wird deswegen an einem Kommunalen Denkmalkonzept gearbeitet.

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Der erste Schritt: Material sammeln

Inzwischen wurde das erste Modul des Konzeptes, die Erarbeitung eines denkmalpflegerischen Erhebungsbogens, abgeschlossen. Die besonderen städtebaulichen Qualitäten des Gassenviertels und der besondere Charme dieses Quartiers seien dabei deutlich geworden, so die Stadt Bayreuth. Mit dem Projekt beauftragt ist eine Arbeitsgemeinschaft zweier Büros. Das ist zum einen die Reichert Stadt & Denkmalpflege aus Bamberg, die sich maßgeblich um Modul 1, die Dokumentation, kümmert. Damit würden sie Hilfe für spätere Baumaßnahmen geben und das Denkmalkonzept anschieben, so Christiane Reichert.

Das Quartier befindet sich derzeit in einer Art Dornröschenschlaf. Die Schätze liegen im Verborgenen. Manche Häuser sind im Kern oft älter, als sie nach außen hin wirken. Denn sie sind während der Jahre überformt worden. Natürlich muss einiges saniert werden, genauer gesagt ein Drittel des Baubestandes. Das sollte allerdings – aufgrund des Alters der Gebäude – nicht überbewertet werden. Außerdem sollte man der Umsetzung des Kommunalen Denkmalkonzeptes Zeit lassen und nicht erwarten, dass in ein bis zwei Jahren bereits alles fertig ist.

(Christiane Reichert, Stadt & Denkmalpflege Bamberg)

Gestartet ist das Projekt, indem die Stadt- und Denkmalpflege Bamberg Fotos, Karten und weitere Dokumente zum Bayreuther Gassenviertel aus Literatur oder Archiven zusammengetragen hat. Dabei wurde die Entwicklungsgeschichte Bayreuths, anhand eines Zeitschnitts um 1850, ausgewertet und ein Häuserkatalog angelegt, der angibt, welche Bausubstanz erhalten werden sollte und wie alt die Gebäude sind.

So alt sind die Häuser

Die Gebäude im Gassenviertel haben schon einige Jahre hinter sich: “34 der Gebäude stammen aus dem 16. und 17. Jahrhundert, 48 von ihnen sind etwa im 17. und 18. Jahrhundert entstanden”, sagt Reichert. Nur fünf seien in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sowie 13 Gebäude ab den 1960er-Jahren errichtet worden.

Gassenviertel Kopfsteinpflaster

Das zweite Modul des Kommunalen Denkmalkonzeptes liegt in den Händen der RSP Architektur und Stadtplanung aus Bayreuth: Sie beschäftigt sich mit der Schadensanalyse, deckt konkrete Schwächen am Gebäude auf und klärt, an welchen Ecken Handlungsbedarf besteht. Dieser zweite Schritt laufe gerade parallel an, so Reichert.

Besichtigungen am Samstag geplant

Am Tag der Städtebauförderung, der am 11. Mai stattfindet, stellen Christiane Reichert und Ralf Jost vom Büro Stadt- und Denkmalpflege aus Bamberg um 15 Uhr erste Ergebnisse in der Kämmereigasse 9 1/2 vor. Im Anschluss an den Vortrag ist außerdem ein Stadtspaziergang mit Besichtigungen geplant.

Im Laufe der weiteren Bearbeitung des KDK soll nun ermittelt werden, wo es Leerstände im Gassenviertel gibt und wie sie künftig genutzt werden können, wie der Bauausschuss mitteilt. Um neue Maßnahmen zu planen, seien allerdings weitere Voruntersuchungen und Beratungstermine vor Ort nötig.

Tag der Städtebauförderung

Die Stadt Bayreuth hat die Kämmereigasse 9 ½ im historischen Bayreuther Gassenviertel als zentralen Veranstaltungsort für den bundesweiten Tag der Städtebauförderung ausgewählt. Er findet am 11. Mai unter dem Motto “Wir im Quartier” statt. Geplant sind eine Ausstellung im Forum Phoinix, Kurzvorträge, eine Einsicht in die Ergebnisse der Untersuchung „Kommunales Denkmalkonzept (KDK) für das Gassenviertel“ sowie eine Vorstellung des Vereins Neuneinhalb. Letzterer wird Einblicke in die Zukunft des Hauses in der Kämmereigasse 9 ½ als Kunst- und Kulturhaus mit Kino darlegen.