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Großer Discounter will im Landkreis Bayreuth bauen: Fluch oder Segen für Einwohner?
von Annika Flatz
Im Landkreis Bayreuth, genauer in Hollfeld, soll im Frühjahr 2023 ein Kühlgutlager der Firma Lidl gebaut werden. Kritiker zweifeln jedoch etwas an der Sinnhaftigkeit des Projektes für die ortsansässigen Bürger.
In Hollfeld, Landkreis Bayreuth, soll im Frühjahr 2023 ein Kühlgutlager der Firma Lidl gebaut werden. In so einem Lager werden Produkte über Nacht gekühlt, bis sie am nächsten Morgen ausgeliefert werden. Bis nach Österreich sollen die Produkte des Lagers in Hollfeld geliefert werden.
Es wurde bereits ein Vorvertrag mit dem Unternehmen vom Stadtrat Hollfeld unterschrieben.
80 neue Arbeitsplätze für Hollfeld
Geplant ist ein Gebäude mit zirka 13.000 Quadratmetern auf zirka 10 Hektar Land, in dem Produkte weder verkauft noch produziert werden, sondern nur gekühlt. Die Produkte werden abends angeliefert, über Nacht gekühlt und morgens dann ausgeliefert. In Hollfeld soll sozusagen ein Umschlagplatz gebaut werden, der 24 Stunden am Tag und 365 Tage die Woche in Betrieb sein soll.
Insgesamt sollen 80 Arbeitsplätze für Hollfeld geschaffen werden, die in drei unterschiedlichen Schichten arbeiten. Was genau das Projekt die Stadt Hollfeld kostet, ist noch nicht öffentlich bekannt, wie Stadtrat Manfred Neumeister dem bt auf Anfrage mitteilt. Lesen Sie auch: In diesem Supermarkt in Bayreuth bleiben die Ladentüre bald geschlossen.
Öffentlichkeit muss mit einbezogen werden
Mit Stadtrat Neumeister hat das Projekt Kühlgutlager einen großen Kritiker. Wie er dem bt angibt, habe er mehrere Bedenken bei der Sache. Ganz vorneweg ist hierbei seine Kritik, dass die Öffentlichkeit nicht mit einbezogen wurde und nicht richtig informiert wurde. Dies ist ihm ein Dorn im Auge, denn viele Bürger der Stadt Hollfeld wüssten gar nicht, was genau in ihrer Stadt gebaut werden soll.
Um das Projekt umsetzten zu können, musste das Gewerbegebiet, auf dem das Lager entstehen soll, in ein Industriegebiet umgewidmet werden. 70 Dezibel statt 50 Dezibel sind dadurch in der Nacht erlaubt. Neumeister glaubt, dass dies zu einer großen Lärmbelästigung für die Bürger führen werde.
Hollfeld “lechzt” nach Arbeitsplätzen
Dass 80 neue Arbeitsplätze geschaffen werden sollen, klingt im ersten Moment positiv. Laut dem Unternehmen Lidl wird das Lager jährlich zirka 100.000 Euro an Gewerbesteuer einbringen. Bricht man diese Gewerbesteuer jedoch auf die Mitarbeiteranzahl und Quadratmeterzahl des Gebäudes herunter, merkt man sehr schnell, dass 100.000 Euro jährlich nicht sehr viel sind. Pro Arbeitsplatz wird dann nicht einmal ein Euro Gewerbesteuer eingenommen, so Neumeister gegenüber dem bt.
Stadtrat Neumeister ist laut eigenen Angaben natürlich nicht gegen die Beschaffung von Arbeitsplätzen, da Hollfeld nach Arbeitsplätzen “lechzt“. Für ihn sollten sie aber nachhaltig sein. Gerade weil seiner Ansicht nach 80 Arbeitsplätze auf einer Fläche von 13.000 Quadratmetern nicht unbedingt nachhaltig seien. Er fände es wichtiger, wenn man in bereits bestehenden Unternehmen mehr Ausbildungsplätze ermöglichen würde.
Arbeit im Lager “führt zu Krankheiten”
Aus anderen Kühlgutlagern von Lidl höre man Neumeister zufolge, dass die Arbeit dort sehr belastend sein soll. Alle Arbeiter müssten Schutzanzüge tragen und alle 60 Minuten für 6 Minuten Pause machen. Oftmals führen diese Arbeitsbedingungen zu Krankheiten, deshalb stellt Neumeister infrage, ob solche Arbeitsplätze für die Bürger von Hollfeld viel Sinn ergeben.
Am Ende des Gespräches mit dem bt gibt Neumeister nochmal klar an, dass er nicht per se gegen den Bau ist, sondern er eigentlich nur die Möglichkeit haben will, mit der Öffentlichkeit darüber zu sprechen. Sollte die Mehrheit der Bürger dafür sein, werde er dem Bau sicherlich nicht im Wege stehen.