Foto von Tierarzt mit Hund und Silvesterrakete

Hund Falco hat “Silvesterangst” – was tun?

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Der Hund Falco von Tierarzt Dr. Stefan Wiegand hat Silvesterangst. Der Hütehund ist eigentlich komplett entspannt – mit einer Ausnahme. Denn Silvester bedeutet für ihn Panik.

Falco dreht an Silvester durch

Was das heißt? Schlicht und einfach: Falco dreht an Silvester durch. Oder wie Dr. Stefan Wiegand es ausdrücken würde: “Wenn man den Hund von der Leine lässt, würde der ins Nirvana rennen, solange bis es nicht mehr knallt”. Sein Silvester sieht daher etwas spezieller aus. Denn der Tierarzt wird die Jahreswende mit seinem vierbeinigen Begleiter auf der Autobahn verbringen. Das ist einer der wenigen Orte, an denen es nicht knallt. Jedoch auch keine Garantie. Vor drei Jahren, so Dr. Stefan Wiegand, hielt er an einem Rastplatz für LKWs an, um mit Falco spazieren zu gehen. Zwei Minuten später erschien dort ein Auto, voll beladen mit Knallern und Raketen. Silvester ist keine einfache Nacht. Nicht für die Tiere und auch nicht für besorgte Frauchen oder Herrchen.

Wie kann man dem Hund helfen?

Wer aber keine Lust hat ins neue Jahr “zu fahren”, anstatt zu feiern, für den hat das bt bei Dr. Stefan Wiegand genauer nachgefragt:

“Prinzipiell muss man sich vergegenwärtigen, dass Silvesterangst ein natürliches Verhalten ist. Wenn Sie sich mal einen Wolf im Wald vorstellen, wenn es da mal irgendwie knallt, dann ist der alarmiert und schaut, dass er von der Geräuschquelle möglichst weit weg kommt. Es ist ein natürliches Verhalten davor zu flüchten.”

(Dr. Stefan Wiegand)

Hund Falco hat eine besonders ausgeprägte Silvesterphobie. Jedoch muss einem bewusst sein, dass Hunde ein sehr viel feineres Gehör haben als Menschen. Das bedeutet, dass die Tiere die Knallerei an Silvester intensiver wahrnehmen. Die Reaktion Flucht ist von biologischer Seite betrachtet also ein ganz normales und vernünftiges Verhalten.

Wie beim Menschen steigern sich Phobien auch beim Hund von selbst. Die Ideallösung wäre natürlich eine Gewöhnung des Tieres an den Lärm in der Silvesternacht. Eigens dafür gibt es sogar spezielle Geräusch CDs, die den Vierbeiner langsam daran gewöhnen sollen. Die Arbeitszeit mit dem Hund beträgt dabei aber ein Minimum von Monaten. Deswegen weiter zur nächsten Möglichkeit.

Verhaltenstipps an Silvester

Um Mitternacht sollte man einen müden und ausgeglichenen Hund haben. Lange in ruhigen Gebieten spazieren, das Tier auslasten und auf andere Gedanken bringen, das rät Dr. Stefan Wiegand. Gedämpftes Licht und geschlossene Fenster helfen zusätzlich. Denn am sichersten fühlt sich das gestresste Tier in einer dunklen und möglichst leisen Wohnung mit Rückzugsmöglichkeiten. Sucht der Hund Nähe sollte man ihn trösten und Sicherheit vermitteln.

Wie sieht es mit Medikamenten aus?

Wer sich gerne an der alternativen Medizin bedient, kann auf Rescue-Tropfen für den Hund zurückgreifen: Die Bachblüten haben eine beruhigende Wirkung. Darüber hinaus gibt es das Nahrungsergänzungsmittel Zylkene. Bei Falco wirkt es nicht, bei einfachen Formen der Silvesterangst kann es helfen.

Stärkere Medikamente dürfen nur vom Tierarzt verabreicht werden. Noch immer verschreiben ältere Tierärzte das Mittel Acepromazin. Mittlerweile in der Tiermedizin ein absolutes No-Go. Das Tier wirkt äußerlich müde, aber die Angstreaktionen werden nicht gedämpft. Der Hund hat also Panik, kann diese aber nicht mehr äußern. Generell werden meist Medikamente für Menschen auf den Hund umgerechnet, jeweils für den Einzelfall. Der Angstlöser Alprazolan ist dabei einer der Klassiker.

Seit letztem Jahr ist etwas ganz Neues auf dem Markt: CannaVet mit dem Wirkstoff der Cannabispflanze Cannabibiol.

Die Hausmedizin

Ein eher schwieriges Thema für jeden Tierarzt ist das Hausmittel Eierlikör. Auch Dr. Stefan Wiegand hat Bedenken: Jedoch hat sich Eierlikör im Kreise der Hundebesitzer herumgesprochen. Dabei ist wichtig zu wissen, dass Hunde auf Alkohol wesentlich empfindsamer reagieren als Menschen. Man geht von einem Esslöffel auf je zehn bis fünfzehn Kilogramm aus, die mit einigen Stunden Abstand verabreicht werden. Manche Hunde mögen es, andere sind überzeugte Anti-Alkoholiker.

Eine Allzwecklösung gibt es allerdings nicht, denn jeder Hund ist individuell, so Dr. Stefan Wiegand.