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Wirtschaft

IHK-Umfrage ergibt: Oberfränkische Unternehmen stehen unter enormen Druck

Eine Blitzumfrage der Industrie- und Handelskammer Bayreuth ergibt das Unternehmen “Aufwachen” fordern. Die steigenden Energiepreise setzen oberfränkische Unternehmen erheblich unter Druck.

Die steigenden Energiepreise setzen oberfränkische Unternehmen immer mehr unter Druck, weshalb die Unternehmen ein “Aufwachen” fordern. Dies ergab eine Blitzumfrage der Industrie- und Handelskammer. Oberfränkische Unternehmen melden Mehrkosten für den eingekauften Strom 2023. Bis zu 750 Prozent kostet er mehr als noch im Jahr 2022.

Die von der IHK befragten Unternehmen haben eine klare Vorstellung davon, wie dieser Preisschub zumindest teilweise aufgefangen werden könnte. Dies gibt die IHK Oberfranken Bayreuth in einer Pressemitteilung an.

Oberfränkische Unternehmer fordern Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke

Ein Großteil der befragten Unternehmen spürt die aktuelle Entwicklung der Energiepreise deutlich. 19 Prozent der Befragten gab sogar an, dass sie die Zahl der Mitarbeiter reduzieren mussten. Drei Prozent der Befragten Unternehmen fürchtet sich sogar vor Insolvenz.

Durch die geplante Abschaltung der Kernkraftwerke rechnen ein Großteil der Befragten mit weiteren Preisanstiegen bei Strom und Gas. Etwas mehr als die Hälfte gibt an, dass sie eine Gasmangellage nicht ausschließen. 58 Prozent geht sogar so weit und befürchtet Blackouts in der Stromversorgung.

Aus diesem Grund fordern 89 Prozent eine Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke, so wollen sie das Stromangebot erhöhen und Preise reduzieren. “Das Votum der Unternehmen ist klar: Wir müssen für eine Übergangszeit auf Kernenergie setzen”, so Dr. Michael Wasser, Präsident der IHK für Oberfranken Bayreuth.

Befragte fordern: “Keine Parteipolitik, sondern Realpolitik”

Fast genau so viele Befragte (83 Prozent) fordern auch die Beschleunigung beim Ausbau erneuerbarer Energie. Als sehr wichtig wird außerdem die Erschließung neuer Bezugsquellen angesehen, etwa über LNG-Terminals. Dafür sprechen sich 68 Prozent aus. Ein LNG-Terminal ist eine Einrichtung für den Umschlag von Flüssigerdgas. Nicht ganz die Hälfte der Befragten, 42 Prozent sprechen sich dafür aus, Kohlekraftwerke bis auf Weiteres zu aktivieren. Den Auf- und Ausbau von Fracking in Deutschland sehen 21 Prozent als sinnvolle Maßnahme.

Dr. Waasner gibt an: “Als besonders wichtig wird außerdem – das zeigen auch die vielen Kommentare bei den Forderungen an die Politik – die Bereitung bürokratischer Hemmnisse beim Ausbau erneuerbarer Energie gesehen.” Diese Position wird von 79 Prozent der Befragten vertreten. Ein Befragter fordert konkret “Keine Parteipolitik, sondern Realpolitik betreiben und echte Experten befragen und keine Wunschideologen!” Lesen Sie auch: Die Situation für Bayreuther Brauereien sind “schrecklich”.

Absicherungsstrategien scheitern an bürokratischen Hindernissen

Aus Sicht der Unternehmer wäre eine weitere Möglichkeit, die Kostenexplosion wenigstens teilweise in den Griff zu bekommen, die Reduktion der Abgaben auf Energie. 88 Prozent der Befragten sprechen sich in diesem Zusammenhang dafür aus die Stromsteuer auf den EU-Mindestsatz abzusenken. 75 Prozent sind für ein Aussetzen der CO2-Bepreisung für Strom und Gas, 59 Prozent sprechen sich dafür aus, die Mehrwertsteuer auf Strom und Gas zu senken oder gar ganz auszusetzen.

41 Prozent der Unternehmen abreiten selbst an Absicherungsstrategien für den Fall einer Gasknappheit. Sieben Prozent geben an, das solche Pläne allerdings an bürokratischen Hindernissen scheitert, während 38 Prozent Absicherungsstrategien durchgespielt haben, aber keine Möglichkeit sehen, diese Maßnahmen zu realisieren.




Preissteigerungen bis zu 1.300 Prozent

Wie stark die Kosten für Strom und Gas schlussendlich ansteigen, hängt nicht zuletzt davon ab, ob ein Unternehmen seinen Bedarf über die Grundversorgung abdecken kann oder den Energiebedarf im Vorfeld einkaufen muss. Letzteres verschaffte normalerweise Planungssicherheit, in der aktuellen Situation hat sich dies aber ins Gegenteil umgekehrt.

Malte Biedermann, Konjunkturreferent der IHK für Oberfranken Bayreuth, gibt an: “Die Mehrheit der Unternehmen verzeichnet Kostensteigerungen zwischen 40 und 200 Prozent. Für das Jahr 2023 verzeichnet der größte Teil der Unternehmen Preissteigerungen zwischen 100 und 450 Prozent, in Einzelfällen bis zu 1.300 Prozent.”

Abgaben auf Energie müssen reduziert werden

Bei den meisten Unternehmen lag die Strompreissteigerung von Januar bis August 2022 zwischen 30 und 300 Prozent. Es gibt aber auch Unternehmen, die einen Anstieg von bis zu 450 Prozent verzeichnen. Die Kostenbelastung der Unternehmen ist also enorm, so Dr. Waasner. Er macht deutlich, dass das Ruder sofort herumgerissen werden müsse. Er fordert von der Politik eine ideologiefreie Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke, einen beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien einschließlich eines sofortigen Abbaus bürokratischer Hemmnisse.

Die Abgaben auf Energie müssen auch spürbar reduziert werden. Oder wie ein Befragter von der Politik fordert: “Aufwachen!”