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Kinder werden unsportlicher: Forschende der Uni Bayreuth fordern mehr Sportunterricht
von bt-Redaktion
Kinder sind in den letzten zwei Jahrzehnten immer unsportlicher geworden – eine alarmierende Entwicklung, die durch eine langfristige Studie belegt wird, an der auch ein Bayreuther Professor mitgearbeitet hat.
Beteiligt an der Untersuchung war Prof. Dr. Jan Wilke von der Universität Bayreuth, der zusammen mit einem internationalen Team mehr Sportunterricht und Bewegungsangebote fordert. Ziel ist es, nicht nur die individuelle Gesundheit der Kinder zu fördern, sondern auch das Gesundheitssystem nachhaltig zu entlasten.
Warum Sport im Kindesalter so wichtig ist
Körperliche Aktivität und Fitness im Kindesalter sind von entscheidender Bedeutung. Studien zeigen, dass Kinder, die regelmäßig Sport treiben, auch im Erwachsenenalter aktiver und gesünder sind. Ein sportlicher Lebensstil reduziert das Risiko von Zivilisationskrankheiten wie Krebs, Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen und verlängert die Lebenszeit.
Andersherum belasten Bewegungsmangel und schlechte Fitness nicht nur die persönliche Gesundheit, sondern auch das Gesundheitssystem. Frühzeitige Interventionen sind daher unerlässlich, um gesundheitliche Langzeitfolgen zu vermeiden.
Langzeitstudie: Kinder verlieren an Fitness
Die Universitäten Klagenfurt und Bayreuth führten in Kooperation mit der ASKÖ (Arbeitsgemeinschaft für Sport und Körperkultur in Österreich) und dem Olympiazentrum Kärnten eine 18 Jahre umfassende Studie durch. An österreichischen Sportschulen, die mehr Sportunterricht pro Woche anbieten als herkömmliche Schulen, wurde die körperliche Fitness von Kindern ab etwa 10 Jahren getestet.
Die Teilnehmenden absolvierten diverse Leistungstests, darunter:
- Sprints und Sprünge
- Medizinballwürfe
- Reaktionszeit- und Bewegungsschnelligkeitstests
- 8-Minuten-Ausdauerläufe
- Agilitätsläufe durch Parcours
Die Ergebnisse sind ernüchternd: Die Fitnesswerte der Kinder sind über die Jahre deutlich gesunken, vor allem im Kraftbereich. Lediglich die Reaktionszeit und die Ausdauer blieben stabil.
Bewegungsmangel als Hauptursache
Die Studie liefert plausible Erklärungen für den Fitnessverlust:
- Inaktive Lebensstile: Kinder verbringen immer mehr Zeit sitzend.
- Digitale Medien: Die verstärkte Nutzung von Smartphones und Tablets reduziert Bewegungszeiten.
- Zu wenige Bewegungsangebote: Vor allem außerhalb des regulären Sportunterrichts fehlen kindgerechte Angebote.
Besonders besorgniserregend: Selbst bei Kindern von Sportschulen, die ein erhöhtes Interesse an Bewegung mitbringen, wurden erhebliche Leistungseinbußen festgestellt.
Forschende fordern mehr Bewegung in der Schule
Prof. Dr. Jan Wilke betont die Bedeutung von Schulen als zentrale Plattform zur Förderung der körperlichen Aktivität:
„Die Schule ist einer der besten Orte für Interventionen, da Kinder unabhängig von Elternhaus, Freundeskreis oder Wohnsituation direkt erreicht werden können.“
Konkret fordern die Forschenden:
- Mehr Sportunterricht pro Woche
- Aktive Pausen und ein bewegungsfreundliches Umfeld
- Attraktivere Vereinssportangebote
Die nächsten Schritte: Handlungsempfehlungen für Politik und Bildung
Die Erkenntnisse der Studie sollen als Grundlage für politische und bildungspolitische Maßnahmen dienen. Ziel ist es, langfristig gesündere Lebensstile zu etablieren und den Rückgang der Fitnesswerte bei Kindern zu stoppen.
Die Langzeitstudie wurde in Zusammenarbeit mit der Universität Bayreuth, der Universität Klagenfurt, der ASKÖ und dem Olympiazentrum Kärnten durchgeführt und liefert wertvolle Daten für zukünftige Maßnahmen im Gesundheits- und Bildungsbereich.