Klinikum Bayreuth

Kopfschmerz: Wie man ihn einordnet und Beschwerden lindert

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Beim einen kommt er schleichend und pocht, beim anderen schmerzt er dumpf. Etwa zwei Drittel der Menschen leiden an Kopfschmerzen. Das beeinträchtigt auch im Job. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Professor Dr. Patrick Oschmann, Chefarzt für Neurologie am Klinikum Bayreuth, klärt auf, welche Arten von Kopfschmerzen die häufigsten sind, was man gegen sie machen kann und stellt eine neue Studie vor, die präventiv gegen Migräne vorgeht. Ein Video-Interview finden Sie über dem Text. 

Erste Einordnung: Welche Art von Kopfschmerz liegt vor

Die Kopfschmerzen lassen sich in drei Klassen einteilen: Primäre Kopfschmerzen zu denen Migräne, Kopfschmerz vom Spannungstyp oder der unerträgliche Cluster-Kopfschmerz gehören. Darüber hinaus gibt es sekundäre Kopfschmerzerkrankungen, die durch andere Faktoren wie eine Hirnhautentzündung oder Hirnblutung, aber auch durch Lebensmittel hervorgerufen werden können. Tertiäre Kopfschmerzerkrankungen sind unter anderem Neuralgien, also Schmerzen, die direkt vom Nerv hervorgerufen werden.

Warum ein Kopfschmerz-Tagebuch hilfreich ist

Die genaue Schilderung des Patienten, wie, wann und in welcher Intensität die Kopfschmerzen auftreten, sei für den Arzt zur Einordnung sehr wichtig, erklärt Professor Oschmann. „Die Ursachen für den Kopfschmerz können genetisch, psycho-sozial oder physiologisch bedingt sein“, fügt er hinzu.

Prof. Dr. Patrick Oschmann

Chefarzt für Neurologie Prof. Dr. Patrick Oschmann, Foto: Richter

Ein Kopfschmerz-Tagebuch anzulegen ist zielführend, um zu erkennen, was den Schmerz wann hervorruft. Oft haben Patienten auch zwei Arten von Kopfschmerzen und wissen es nicht. Die Linderung bleibt aus, weil nur eine Art des Schmerzes behandelt wird.

(Prof. Dr. Patrick Oschmann, Chefarzt für Neurologie / Klinikum Bayreuth)

„Vorerst würde ich eher zurückhaltend mit Medikamenten umgehen“, sagt Oschmann. Doch natürlich könne man zu Schmerzmitteln greifen, sofern Hausmittel nicht anschlagen. Dann allerdings gilt: „Man sollte unbedingt bei einem Schmerzmittel bleiben und nicht mehrere abwechselnd einnehmen“, erklärt er.

Wann man einen Arzt aufsuchen sollte

„Einen Arzt sollte mann dann aufsuchen, wenn die Intensität des Schmerzes unerwartet intensiv zunimmt oder sich anders als gewohnt anfühlt“, so Oschmann.

Prof. Dr. Patrick Oschmann

Chefarzt für Neurologie Prof. Dr. Patrick Oschmann, Klinik Hohe Warte.
Foto: Redaktion

Eine spezielles Mittel, das gegen jeden Kopfschmerz hilft, gibt es leider nicht, da es ganz verschiedene Typen gibt. Zu den drei, die am häufigsten vorkommen, gehören Migräne, der Spannungskopfschmerz und der besonders intensive Cluster-Kopfschmerz.

(Prof. Dr. Patrick Oschmann, Chefarzt für Neurologie / Klinikum Bayreuth)

Besondere Vorsicht ist beim Übergebrauch von Medikamenten geboten: Denn wer öfter als an zehn Tagen pro Monat Schmerzmittel einnimmt, kann eben durch genau diese weitere Kopfschmerzen hervorrufen. Von chronischen Schmerzen spreche man erst, wenn diese an mehr als 15 Tagen pro Monat auftreten, so der Experte.

Was die Kopfschmerzen lindern kann

Bei Spannungskopfschmerz sei es empfehlenswert, den Nacken lokal immer warm zu halten, damit er nicht auskühlt. Manchmal sei der Schmerz auch mit einer Depression oder Angststörung verbunden. „An erster Stelle sollte man die Qualität seines Schlafes verbessern, durch mehr Dunkelheit im Raum oder eine regelmäßige Schlafenszeit“, sagt der Chefarzt für Neurologie. Zudem solle man Stressquellen vermeiden und Entspannungs-Training im Alltag integrieren. Auch sportliche Bewegung draußen sei ratsam und könne ebenso vorbeugend bei Migräne angewendet werden.

Schlafen

Symbolfoto: Pixabay

 


Migräne vorbeugen: Studie „Hermes“ am Klinikum Bayreuth

Derzeit wird außerdem die Studie „Hermes“ an Migräne-Patienten im Klinikum Bayreuth in Kooperation mit der Firma Novartis durchgeführt. Migräne äußert sich durch pulsierende Kopfschmerzen, die mit Störungen beim Sehen, Fühlen und Riechen verbunden sind. „Am häufigsten leiden Frauen zwischen 30 und 40 Jahren an Migräne“, sagt Professor Oschmann.

Er ergänzt: „Wer mindestens vier Tage pro Monat an Migräne leidet, kann an der Studie teilnehmen. Durch Eigeninjektion wird präventiv ein therapeutischer Antikörper gespritzt.“ Das Medikament solle die Dauer, Intensität und die Anzahl der Migräne-Attacken lindern. Konkret werde untersucht, ob dabei weniger Nebenwirkungen als beim Wirkstoff Topiramat auftreten.