Zuletzt aktualisiert am

Oberfranken

Landwirte in Oberfranken stellen sich auf den Klimawandel ein

Die Auswirkungen von anhaltender Trockenheit und höheren Temperaturen auf die Landwirtschaft erklären Bauern und Experten in Oberfranken.

“Jede Art von Temperaturänderungen wirkt sich unmittelbar auf Pflanzen und deren Wachstum aus”, teilte Torsten Gunselmann, Referent des Bezirksverbands Oberfranken des Bayerischen Bauernverbandes, dem bt mit. Das bedeutet, dass Land- und Forstwirte sowie Garten- und Gemüsebaubetriebe die Berufsgruppen sind, bei denen sich die steigenden Temperaturen am stärksten auf die Arbeit und das Geschäft auswirken.

Negative Auswirkungen auf die Nahrungsmittelproduktion

Länger anhaltende Trockenheit und Hitze hemmen das Wachstum und die Nährstoffaufnahme der Pflanzen und verringern so die Erträge. Getreide und Grünland sind sehr empfindlich und reagieren mit weniger Wachstum und damit mit geringeren Erträgen. Schädlingspopulationen, wie die massiven Borkenkäfer-Kalamitäten in Oberfranken, nehmen in Hitze- und Dürreperioden zu. In Kombination mit trockengestressten Pflanzen führt dies zu stärkerem Schädlingsbefall und weiteren Ertragseinbußen bis hin zu totalen Ernteausfällen. Läuse, Zikaden, Spinnmilben und andere Insekten vermehren sich auch unter warmen Bedingungen noch schneller und sorgen für Ertragseinbußen.

Auch die Produktion und Ausbreitung von Pollen wird durch lang anhaltende Trockenheit und Hitze gehemmt. Das bedeutet, dass das volle Ertragspotenzial mancher Pflanzen nicht ausgeschöpft werden kann, was ebenfalls zu geringeren Erträgen führt. Bei der Produktion von Sonderkulturen und Gemüse erhöhen anhaltende Trockenheit und Hitze den Bedarf an Beregnung und Bewässerung. Dadurch steigen die Produktionskosten für Obst und Gemüse zusätzlich.

Bei lang anhaltenden hohen Temperaturen sinkt die Futteraufnahme des Nutztieres, während der Wasserverbrauch steigt. So sinkt zum Beispiel die regelmäßig abgegebene Milchmenge in heißen Sommermonaten. Lesen Sie auch: er Kreisjugendring Bayreuth veranstaltet am 31. Mai 2023 einen Erlebnistag, bei dem Kinder einen Einblick in die regionale Landwirtschaft erhalten.




Umgang mit Wasserknappheit

Die Landwirte haben sich seit vielen Jahren an das heißere und trockenere Wetter angepasst und versuchen daher, die Wasserspeicherkapazität des Bodens zu optimieren, die Wasserverdunstung im Erdboden zu verringern und die Bestandesführung der Witterung anzupassen, so Gunselmann weiter. Neue Kulturpflanzen, darunter auch Sojabohnen Hanf, Körnerhirse und Quinoa, halten Einzug in oberfränkische Breitengrade. “Wichtiger als neue Kulturen ist für uns die Züchtung stabiler und trockenresistenter Sorten unserer bekannten und bewährten Nutzpflanzen, die auch Trockenperioden besser überstehen als bisherige Sorten”, sagte Gunselmann.

Herr Hermann Greif, der Bezirkspräsidenten des Bayerischen Bauernverbandes (BBV), erklärte gegenüber bt, dass es bei der Trockenheit vor allem um die richtige Auswahl bestimmter Kulturen, insbesondere von Weizen, geht. Von den etwa sechzig Weizensorten können bestimmte Arten bei wärmeren Temperaturen und weniger Wasser gedeihen. Die Landwirte haben sich auf Weizensorten konzentriert, die weniger Wasser benötigen.

Die Landwirte wenden auch Techniken wie die Bodenbedeckung an, um Feuchtigkeit und Nährstoffe im Boden zu halten, die für das Pflanzenwachstum wichtig sind, so Greif weiter. Andere Maßnahmen sind die Anpflanzung von Kulturpflanzen in größerem Abstand zueinander.

Zum Glück gibt es genügend Wasser für die Nutztiere, aber eine Herausforderung könnte die Fütterung der Tiere sein, wenn es nicht genug regnet, damit die Weiden Gras produzieren können, merkte Greif an. Das Problem der Dürre war im vergangenen Jahr in ganz Deutschland zu spüren, was bedeutet, dass der Futterzukauf vom Nachbarn bei einer größeren Wasserknappheit in der Zukunft möglicherweise keine Lösung ist.