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Letzte Zeugenaussage im Mordprozess gegen Werner M.
Ein Song über dicke Eier, ein lautes „Bumm“ und ein persönlicher Kommentar: Damit steuert eine Nachbarin von Werner M. ein letztes Mosaiksteinchen zur Beweisaufnahme bei. Am Freitag folgen die Schlussvorträge.
Am neunten Tag im Mordprozess gegen Werner M. nimmt ein letzter Polizeibeamte im Zeugenstand Platz. Er ist sozusagen als Vertretung erschienen. Die ältere Dame, um deren Aussage es geht, verbringt den Sommer traditionell in Griechenland.
Sie wohnt in der Wohnung direkt unter Werner M. und Claudia K.. Der Polizist hat sie am 3. März, dem Tag nach der Tat, befragt. „Die Dame hat den Polizeieinsatz natürlich mitbekommen“, sagt der Polizist. Als sie erfährt, dass die Polizei davon ausgeht, dass Werner M. Claudia K. getötet hat, reagiert sie mit einem „Die blöde Sau“. „Für mich war ganz klar, dass sie sich damit auf den Angeklagten bezieht“, so der Polizist.
Grundsätzlich pflegte die Frau wenig Kontakt zu den Nachbarn von oben. Ihr verstorbener Mann habe ihr gesagt, sie solle sich von ihnen fernhalten, weil der Nachbar trinke. Auf sie selbst hätten beide aber immer anständig gewirkt, mit Claudia habe sie sich auch ab und zu unterhalten.
„Wenn du denkst, du hast die dicksten Eier…“
Der Kontakt der Zeugin zu Werner M. beschränkte sich wohl auf das, was sie durch ihre Wohnungsdecke von ihm hörte. Und das scheint einiges gewesen zu sein. Dem Polizisten gegenüber nennt sie ihn „Trampeltier“. Daher wundert es sie nicht, dass auch am 2. März laute Musik aus der Wohnung dringt. So laut, dass sie den Songtext versteht: „Wenn du denkst du hast die dicksten Eier der Welt, dann denkst du nur, du hast die dicksten Eier der Welt. Würdest du sie nur einmal mit meinen vergleichen, hättest du schon lang festgestellt: Du hast nicht die dicksten Eier der Welt.“ Wie ein Ballermann-Hit ist der Song des Interpreten mit dem klingenden Namen „Christian Steiffen“ nicht produziert, keine klassische Feiermusik. Am Mittwoch erläuterte der sachverständige Psychiater vor Gericht, dass Werner M. sich in der Trennungsphase als Versager gefühlt habe. Seine Ex-Partnerin freute sich auf ihr neues Leben ohne ihn und seine Online-Bekanntschaften liefen ins Leere. Vielleicht hat er den Song als kleinen Trost empfunden: ‚Ihr seht mich als Versager, aber in Wahrheit hab ich die dicksten Eier.‘ Oder es ist so, wie der Polizist vermutet und Werner M. ist in den Text nicht tiefer eingetaucht: „Solange man über dicke Eier grölen kann, reicht es.“
Nachbarin hört Lärm von oben
Später am 2. März hört die Nachbarin noch ein lautes „Bumm“ von oben. „Jetzt ist er vom Stuhl gefallen“, habe sie sich gedacht, sich aber auch nicht weiter gewundert. Lärm kam ja öfter von oben.
Dass das vermutlich der Moment ist, in dem Claudia K. zu Boden geht, kann die Nachbarin nicht wissen. Auch die Nachbarn aus dem Erdgeschoss haben ihre Beobachtungen vom Tag der Tat schon geschildert. Das laute Rumpeln haben auch sie gehört. Wenige Minunten später treffen die ersten Streifenwagen vor dem Mehrfamilienhaus in der Kulmbacher Blaich ein. Claudia K. ist tot, Werner M. wird festgenommen.
Schlussvorträge am Freitag
Am Freitag, den 26. September, folgen die Schlussvorträge. Staatsanwaltschaft, Nebenklage und Verteidigung werden die gesammelten Beweise in ihren Plädoyers interpretieren und darlegen, welches Urteil sie für gerechtfertigt halten.













Von links: Mitarbeiter auf der Baustelle, Halil Tasdelen (Fa. Markgraf), Oberbürgermeister Thomas Ebersberger, Markus Rützel (Geschäftsführer, Stadtwerke Bayreuth), Stefan Prziklang (Stadtwerke Bayreuth), Alexander Kopp (Fa. Markgraf), Andreas Waibel (Stadtwerke Bayreuth). © Stadtwerke Bayreuth