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Bayreuth

Metzger der Region trotzen der Krise: Kunden wollen „etwas Gescheites“

von Hans Koch und Marcel Fuchs

Metzgereien in Bayreuth und Umgebung verzeichnen trotz aller Krisen eine hohe Nachfrage. Vor allem die Klassiker bleiben beliebt.

Trotz der vielen Krisen und der veganen Trends zeigt sich mancher Metzger aus Bayreuth und Umgebung optimistisch.

Das bt hat mit drei heimischen Metzgereien gesprochen – und überraschende Einsichten erlangt.

Metzgerei Parzen: Kunden legen mehr Wert auf Qualität

Zu den bekanntesten Bayreuther Metzgern gehört wohl der Traditionsbetrieb Parzen, der seit 1959 existiert und in der 4. Generation von der Familie Parzen geführt wird. Mit etwa 50 Mitarbeitern zählt die Metzgerei an der Königsallee auch zu den größeren Metzgereien in Bayreuth.

“Lieber etwas weniger Fleisch, dafür hochwertiges, regionales“, sagt uns der Junior-Geschäftsführer Daniel Parzen über das aktuelle Kaufverhalten. “Die Leute machen sich mehr Gedanken, wo ihr Fleisch herkommt”, berichtet er. Die Fleischnachfrage bei seiner Metzgerei sei insgesamt eher gestiegen.

Vor allem zur Osterzeit ist die Nachfrage nach frischem Lammfleisch gestiegen, aber auch Produkte wie Dry-Aged Steaks und saisonale Gerichte sind gefragt. Zudem gewinnen amerikanische Trends ebenfalls an Beliebtheit. “Da geht es vor allem in Richtung Pulled Pork und BBQ”, erklärte er uns. Zusätzlich bieten sie ein veganes Angebot, zum Beispiel vegane Burger Patties. Auch vegane Würste wollen sie anbieten. Aber: “Eine gute vegane Wurst zu machen ist schwer, vor allem wenn man auf die ganzen Zusatzstoffe verzichten will“, sagt Parzen.

Weniger Gewinn trotz gestiegener Nachfrage

Trotz der guten Nachfrage machen Inflation und Energiekrise auch der Traditionsmetzgerei zu schaffen. “Das ist heftig bei uns”, kommentierte er zu den Auswirkungen der Krisen. So stiegen die Stromkosten im letzten Jahr von 30.000 Euro auf ganze 70.000 Euro. Zudem verzeichneten sie im letzten Jahr 50 Prozent weniger Gewinn. Dies lag vor allem an den höheren Einkaufspreisen, die der Betrieb aber nicht sofort an den Kunden weitergeben wollte. Im Januar mussten sie trotzdem die Preise erhöhen.

Vor Ostern stiegen die Einkaufspreise von Schweinefleisch noch einmal um 15 Prozent, auch da wolle man erst einmal abwarten, bevor man die Kosten an den Kunden weitergibt. “Wir sind auf jeden Fall dabei, das bestmögliche daraus zu machen”, fasst Daniel Parzen die momentane Situation und die Zukunft zusammen.




Bauernmetzgerei Seulbitz: Leberkäs‘ statt vegane Trends

Etwas ländlicher liegt die Bauernmetzgerei Seulbitz. Entsprechend anders scheinen auch das Kaufverhalten und die Trends auszufallen. Die Metzgerei existiert seit 1998 und legt Wert auf Regionales. Dafür beziehen sie ihr Schweinefleisch vom lokalen Landwirt, während das Rindfleisch vom eigenen Betrieb stammt.

“Über die Jahre setzten sich immer die Standard-Produkte durch“, sagt uns Metzger Matthias Schmidt von der Bauernmetzgerei Seulbitz. Produkte wie Leberkäse und Bierschinken erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit. Vegane Trends verortet der Metzger eher in der Stadt als in seiner ländlichen Umgebung.

“Trend ist momentan, dass bei den Leuten das Geld etwas fehlt“, äußert er sich humoristisch zur aktuellen Situation, welche geprägt durch hohe Energiepreise und Inflation ist. Eine interessante Beobachtung machte er während der Corona-Jahre: “Durch die Corona-Zeit wurde das Regionale den Leuten stärker ins Bewusstsein gerufen”, sagt der Metzger.

Metzgerei Rauch: Klassiker bleiben beliebt

Das bt sprach auch mit Ulrike Rauch von der Metzgerei Rauch in Bayreuth nahe dem Berliner Platz. Die Bayreuther Familienmetzgerei besteht schon seit 102 Jahren und feierte vor 2 Jahren ihr 100-jähriges Jubiläum. Mit 12 Mitarbeitern und Kundschaft aus ganz Deutschland kommt die Metzgerei ganz gut durch die Krisen.

Als Dauerbrenner werden auch hier vorwiegend die Klassiker wie Schnitzel, Leberkäse und Brotzeit verkauft. “Die Leute sind auf das Normale zurückgegangen”, beschreibt die Chefin der Metzgerei. Trends hin zum Vegetarischen und Veganen werden zwar wahrgenommen, aber im Angebot spiegelt sich das noch nicht wider.

Leute wollen „etwas Gescheites“

Das liegt wahrscheinlich daran, dass auch hier eine höhere Nachfrage von Metzgereiprodukten festgestellt wird. “Die Leute sind bewusster geworden. Sie wollen lieber etwas Gescheites, von dem man auch mehr hat”, erklärte die Metzgerin. Das hängt ihr zufolge auch damit zusammen, dass die Leute anscheinend wieder mehr Zuhause kochen würden.

Größere Profiteinbußen konnte die Metzgerei wegen Inflation und Energiekrise nicht erkennen. “Man merkt aber, dass die Leute anders aufs Geld schauen. Da wird auch mal öfters nach dem Preis gefragt”, resümiert die Chefin. Die Metzgerei hat momentan eher Probleme mit dem Fachkräftemangel, denn sie suchen schon seit geraumer Zeit nach Unterstützung im Verkauf.