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Mitglieder des Bayreuther Stadtrats

Stefan Schlags (Die Grünen): „Im Bayreuther Stadtrat gab es in den letzten Jahren ganz üble Szenen“

Seit 2014 sitzt Stefan Schlags für die Grünen im Bayreuther Stadtrat. Bei der Kommunalwahl 2020 wurde er mit 7.079 Stimmen in seinem Amt bestätigt.

Im Gespräch mit dem Bayreuther Tagblatt spricht Schlags über „ganz üble Szenen aus dem Stadtrat“ in den letzten Jahren und die Politik der Grünen. Außerdem erklärt er, wieso seine Partei allen voran auch eine Frauenliste sei.

Neu im Stadtrat ist seit 2020 Silke Launert. Für die Bundestagsabgeordnete ist das Bayreuther Klinikum auch ein großes Thema. 

Für die Grünen im Bayreuther Stadtrat: Stefan Schlags

Stefan Schlags war bis 1999 Mitglied der Grünen. Nach Joschka Fischers Rede zum NATO-Einsatz im Kosovokrieg änderte sich das. Der pazifistisch eingestellte Bayreuther konnte sich mit der Ansicht der Partei, den ersten Kriegseinsatz einer deutschen Armee seit dem zweiten Weltkrieg zu unterstützen, nicht identifizieren. 

Dass er in Bayreuth dennoch seit 2014 für die Grünen im Stadtrat sitzt, hat seine Gründe. „Auf kommunaler Ebene werden weder Kriege entschieden noch Rüstungsaufträge vergeben“, erklärt Schlags. Bei allen Themen außer diesen repräsentieren die Grünen zu 100 Prozent die Ansichten von Schlags. 

Radikale Änderungen beim Bau und im Verkehr

Im Bayreuther Stadtrat möchte Schlags mit den Grünen dafür sorgen, dass unsere Lebensgrundlage auch für zukünftige Generationen erhalten werde, sodass Menschen gut, gerne und froh leben können. Dabei gehe es darum, auf lokaler Ebene auf globale Herausforderungen zu reagieren. Hierzu müssten radikale Änderungen im Bau- und Verkehrsbereich getroffen werden. 

Das gute Ergebnis seiner Partei – die Grünen holten nach der CSU die zweitmeisten Stimmen – sei dabei eine direkte Rückmeldung vom Wähler, dass das Programm und der Einsatz der Grünen wichtig und richtig sei. 

Es ist ein großer Unsinn dass Politik im Stadtrat keine Parteipolitik sei. Bei uns Grünen greift eine Ebene in die andere.

(Stefan Schlags, die Grünen)

Für die Grünen seit 2014 im Bayreuther Stadtrat: Stefan Schlags. Foto: Privat.

„Die Grünen sind eine Liste für Frauen“

Was ihn besonders stolz macht: Die Grünen stehen zu ihren Prinzipien. So sei seine Partei eigentlich vor allen Dingen auch eine Liste für Frauen. Der Sinn des neuen Vereins Frauenliste Bayreuth habe sich ihm daher auch nicht so ganz erschlossen. Die Liste der Grünen sei seit Jahren paritätisch, also gleichermaßen von Männern und Frauen besetzt.

Das zeige sich nun auch im Bayreuther Stadtrat. Für die Grünen sitzen dort vier Frauen und vier Männer. Die Fraktionsspitze besteht sogar nur aus drei Frauen: Sabine Steininger, Gabi Hemmer und Louisa Hübner. Dies sei ein klares Zeichen seiner Partei. 

„Ganz üble Szenen gegen Brigitte Merk-Erbe“

Fernab von den Grünen sehe das Thema im Bayreuther Stadtrat allerdings anders aus. Darunter hatte vor allem die einstige Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe zu leiden. 

In den letzten sechs Jahren gab es im Bayreuther Stadtrat ganz üble Szenen einiger Männer, weil vorne eine Frau saß.

(Stefan Schlags, die Grünen)

Die in Teilen extreme Kritik an Brigitte Merk-Erbe sei häufig unsachlich gewesen, sagt Schlags. Dies könne auch zum Teil daran gelegen haben, dass die CSU es „irgendwie nicht verkraften konnte, den Posten des Oberbürgermeisters verloren zu haben“, fügt der Grünen-Stadtrat hinzu. Bis Frauen wirklich genauso Politik machen könnten wie Männer, wäre es noch ein weiter Weg. 

Neue Gesichter im Stadtrat

Nach der Wahl ist nun Thomas Ebersberger (CSU) Bayreuths neuer Oberbürgermeister. Nun müsse er zeigen, dass er Bayreuth wirklich besser leiten kann als seine Vorgängerin, sagt Schlags. Dabei habe Ebersberger die stärkste Fraktion hinter sich: Die CSU stellt zehn Stadträte.

Für die Linke sitzt Eckhard Sabarth neu im Bayreuther Stadtrat. Dieser hat sich nun der SPD-Fraktion angeschlossen. Schlags möchte Sabarth persönlich zum Einzug in den Stadtrat gratulieren, sei aber gespannt, inwiefern dieser in der SPD-Fraktion linke und ökologische Politik machen könne. Auf die AfD angesprochen, erklärt Schlags, dass er gar nicht groß über die Partei reden möchte und lediglich hoffe, dass ihre Zeit im Bayreuther Stadtrat eine kurze bleibe. 

„Die Wirtschaftliche Folgen für Bayreuth könnten heftig werden“

Derzeit heiße das dominierende Thema in Bayreuth natürlich Coronavirus. Die wirtschaftlichen Folgen für die Stadt würden sich dabei vielleicht sogar erst im nächsten Jahr richtig bemerkbar machen. „Das könnte dann aber heftig werden“, sagt Schlags.

Grundsätzlich müssen wir schon damit rechnen, dass die nächsten Jahre schwieriger werden. Wir haben ganz gewaltige Aufgaben vor uns. Neben dem Friedrichsforum wird auch die neue gewerbliche Berufsschule unseren Etat massiv belasten.

(Stefan Schlags, die Grünen)

Dabei müsse der gesamte Stadtrat wohl auch gemachte Versprechungen überdenken, denn dort leiste sich Bayreuth Hochkulturveranstaltungen, habe aber weder das Publikum, noch das Geld dafür. 

Bayreuther Tagblatt - Frederik Eichstädt

 bt-Redakteur Online/Multimedia
Frederik Eichstädt