Zuletzt aktualisiert am

Coronavirus

“Music was my first love”: Wie der Bayreuther Matthias Dinkel mit der Pandemie umgeht

Der Musiker Matthias Dinkel aus Bayreuth ist Pianist aus Leidenschaft und hat seinen ganz eigenen Weg, der Corona-Pandemie zu begegnen.

Matthias Dinkel (Anfang 50) ist Betriebswirt. Als solcher arbeitet in einem großen bayerischen Konzern. Seit Corona sei er beruflich fast noch mehr eingespannt als vorher: “Viele Arbeitsweisen haben sich verändert und mussten angepasst werden.” Homeoffice, Online-Besprechungen, viele Telefonate, viele Emails – “Man muss flexibel sein, darf seine Motivation, sein Engagement und insbesondere die Freude am Leben und der Arbeit nicht verlieren”, berichtet er: “nur noch selten Außentermine, an fast jedem Abend zu Hause, alle Freizeitaktivitäten auf Null gesetzt.” Dinkels Ausgleich ist die Musik.

“Music was my first love”: Wie der Bayreuther Matthias Dinkel mit der Pandemie umgeht

“Jeder hat seine eigene Art damit umzugehen”, sagt er. “Mancher geht Joggen, mancher liest, sieht Fernsehen … oder, oder, oder.” Matthias Dinkel hat durch die Corona-Pandemie wieder zu seiner großen Liebe, der Musik zurückgefunden und verbringt jede freie Minute mit dem Klavierspielen. Die Aktion von Antenne Bayern im Frühjahr 2020, jeden Abend um 17.00 Uhr die Bayernhymne abzuspielen und damit zum Zusammenhalt aufzurufen, habe ihn auf den Plan gerufen, so Dinkel.

“Auch ich möchte in dieser Zeit, wo viele Menschen weniger Freude am Leben haben,  versuchen, Ablenkung zu schaffen.” Was vielen fehle, sei die Musik, so Dinkel. So spielt er in regelmäßigen Abständen bekannte Songs auf dem Klavier oder Keyboard, nimmt sich dabei auf und stellt die Videos auf YouTube.

Dieses Video hat mittlerweile fast 1.500 Aufrufe. Seitdem postet Dinkel regelmäßig seine Interpretationen von bekannten Rock- und Pop-Songs auf YouTube und seiner Facebook-Seite ohne jeglichen kommerziellen Hintergrund.

Bekannte Melodien selbst interpretieren: Matthias Dinkel aus Bayreuth

“Wenn ich mir einen Song ausgesucht habe, höre ich mir  diesen zunächst öfters an und beginne anschließend, ihn nachzuspielen”, erzählt Dinkel. Hier konzentriere er sich zunächst auf die Kernpassagen wie zum Beispiel die Melodiestimme und „baut“ dann Stück für Stück sein Klaviercover darum auf, “ähnlich wie einen Blumenstrauß, den man bindet.”

“Dieses Lied wird dann sehr oft gespielt und fast jeden Tag ergeben sich leichte Veränderungen und Nuancen, bis es mir noch etwas besser gefällt oder es eben noch besser zu meinem Stil, meiner eigenen Art passt.”

(Matthias Dinkel, Pianist aus Leidenschaft)

Auf diese Weise entstehe ein neues, entstehe quasi sein eigenes Lied. Diese eigene Version bestehe aus ca. 95% festen Elementen, die bei jedem „Durchlauf“ identisch sind. Weitere 5% seien “die letzte Flexibilität und künstlerische Freiheit und stets individuell und leicht verändert”.

“Wenn alles steht, muss nur noch geübt werden, dass es auch fehlerfrei in einem Stück gespielt werden kann.” Jeder, der schon mal selbst ein Lied aufgenommen hat, wisse davon:

“Man spielt ein Lied quasi 1000 Mal gut, aber sobald man es aufnehmen will, ist man trotzdem aufgeregter als sonst, schließlich soll es ja möglichst perfekt sein und dann passieren die kleinen Patzer.”

(Matthias Dinkel, Pianist aus Leidenschaft)

Ideal sei es, wenn die Aufnahme gleich beim ersten Versuch klappt. “Je öfter man ansetzen muss, umso schwieriger wird es und umso geringer wird die Chance einer fehlerfreien Version und auch das Gefühl spielt eine wichtige Rolle dabei. ”

Mit Musik durch die Pandemie: Der Pianist aus Leidenschaft Matthias Dinkel

Es gebe Tage, da spüre er: „Heute ist der richtige Tag“. Dann würden die Finger nicht so laufen, wie er es gerne hätte, so Dinkel. Seine ersten Aufnahmen hat er zuhause gemacht. Hier habe er  aber festgestellt, dass ein Video an einem E-Piano keinen großen optischen Anreiz für den Zuschauer bietet. “Es macht es mir erheblich mehr Freude, an einem echten Markenflügel meine Leidenschaft auszuleben. Die Klangqualität ist hier natürlich nicht mit einem elektronischen Instrument zu vergleichen.”

Christian Niedermeyer vom gleichnamigen Pianohaus in Bayreuth sei schnell von der Idee begeistert gewesen, dass auch in seinen Räumen musiziert wird. So spielt Matthias Dinkel dort immer wieder neue Songs ein. Die steigenden Klickzahlen würden diesem Projekt Recht geben und natürlich freue er sich über jeden Klick und mehr noch über jedes “LIKE”.

Seine eigenen Lieblingslieder seien „Winnetou“

und Pianoman.

Mit Musik gegen Corona: “Here comes the sun” (Matthias Dinkel)

Solange uns Corona begleitet, verspricht er, uns mit seiner Musik zu begleiten. “Die Tage werden länger, es wird wärmer, die Coronazahlen sinken. Und ich sage: Here comes the sun. Bleibt guter Dinge, es geht aufwärts!”

Bayreuther Tagblatt - Raphael Weiß

 bt-Redakteur Online/Multimedia
Raphael Weiß