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Stadtentwicklungsausschuss

Nach Baumangel am Stadtarchiv: Stadtrat stimmt Mehrkosten zu

Die Stadt muss beim Neubau des Stadtarchivs und der Sanierung der Leers’schen Villa rund 1,25 Millionen Euro mehr ausgeben als geplant – vorerst. Wegen mangelhafter Arbeiten will sie Regressforderungen gegen eine Baufirma stellen.

Im Stadtentwicklungsausschuss am 13. Mai standen der Neubau des Stadtarchivs sowie die Sanierung der historischen Leers’schen Villa im Fokus. Stadtbaureferentin Urte Kelm schlüsselte Mehrkosten von 1,25 Millionen Euro für die Ausschussmitglieder auf.

Update vom 28. Mai: Stadtrat stimmt Mehrkosten zu

Zwei Gegenstimmen kamen bei der Abstimmung im Stadtrat aus der AfD-Fraktion. „Wir waren von Anfang an gegen den Neubau“, sagte Tina Seyffert-Reinhold. „Die aktuelle Situation im Stadtarchiv ist vor allem brandschutzrechtlich unzumutbar“, so Christoph Rabenstein (SPD). „Jede Verzögerung bringt großes Risiko mit sich, es gibt viele Archivarien, die dringend in ein Archiv gehören.“ Mehr über den Zustand im alten Stadtarchiv haben wir beim Richtfest des von Archivarin Carolin Baumann erfahren.

Artikel vom 20. Mai: Mängel führen zu Bauverzögerung

Ein wesentlicher Teil dieser Mehrkosten, rund 570.400 Euro, sei auf mangelhafte Leistungen einer Baufirma zurückzuführen, so Kelm. Da nachfolgende Arbeiten daraufhin neu koordiniert werden mussten, sei es zu einem Zeitverlust von etwa sechs Monaten gekommen. Gegen das betreffende Unternehmen sollen nach Abschluss des Baus Regressforderungen geprüft werden. Oberbürgermeister Thomas Ebersberger sagte dazu: „Wir rechnen mit einer hohen sechsstelligen Summe – vorausgesetzt, die Firma ist zahlungsfähig.“

Was die Probleme im alten Stadtarchiv waren und was im neuen Gebäude anders sein wird, lesen Sie hier.

Natursteinfassade neu ausgeschrieben

„Weitere Kostensteigerungen haben sich durch notwendige Neuausschreibungen im laufenden Bauprozess ergeben“, sagte Urte Kelm. So sei etwa die ursprünglich beauftragte Firma für die Natursteinfassade ihrer Leistung nicht nachgekommen. Nach der Kündigung des Vertrags musste kurzfristig ein Ersatzunternehmen gefunden werden. Außerdem hätten „unangemessen hohe Angebotspreise“ Neuausschreibungen nötig gemacht, so zum Beispiel bei den Trockenbauarbeiten. Die durch Neuausschreibungen entstandenen Mehrkosten belaufen sich auf 220.100 Euro.

Entrauchungsanlage erfordert Notstromversorgung

Eine Planänderung hat sich bei der Entrauchungsanlage im Stadtarchiv ergeben. Ursprünglich war eine mechanische Entrauchung geplant gewesen. Bei der Prüfung des Brandschutzkonzeptes habe sich aber ergeben, dass eine maschinelle Entrauchung, insbesondere für das Magazin, nötig seien. „Diese Anlage erfordert ein Notstromaggregat, damit die Entrauchung auch bei Stromausfall funktioniert,“ sagte Kelm. Die zusätzlichen Kosten betragen 257.000 Euro brutto.

In der Leers’schen Villa sind Zusatzarbeiten nötig

Nicht zuletzt seien unvorhergesehene bauliche Herausforderungen bei der Sanierung der Leers’schen Villa für die weiteren Kosten verantwortlich, so Urte Kelm weiter. Die Erneuerung von Holzbalkendecken, Dachstuhl, Stahlbetondecke sowie Innenputz summiert sich auf 202.900 Euro.

„Die Leers’sche Villa ist ein historisches Gebäude. Dass hier zusätzliche Kosten entstehen könnten, war absehbar“, kommentierte Stadtrat Karsten Schieseck (BG). Insgesamt belaufen sich die Ausgaben für das Bauprojekt nun auf rund 21,5 Millionen Euro. Allerdings rechne die Stadt nicht damit, dass die vollen 1,25 Millionen Euro Mehrkosten am Ende tatsächlich zu Buche schlagen, so Urte Kelm: „Wir müssen am Schluss sicherlich gegenrechnen, was wir über die Regressforderungen zurückbekommen.“