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Sicherheit im Netz

Medienscouts Bayreuth: Wie Schüler ihre Mitschüler vor Gefahren im Netz schützen

Jugendliche stoßen im Netz oft auf Gefahren – viele sind darauf nicht vorbereitet. Die Medienscouts Bayreuth klären auf und bieten Hilfe auf Augenhöhe. Ein Projekt, das Vertrauen schafft und schützt.

Für viele Jugendliche gehören soziale Medien und Online-Plattformen zum Alltag. Sie verbringen täglich mehrere Stunden im Netz, oft auch auf Seiten, für die sich eigentlich noch zu jung sind. Doch neben Unterhaltung und Vernetzung lauern dort auch ernsthafte Gefahren: Cybermobbing, Stalking und der Kontakt zu Pädophilen.

Wenn das Vertrauen fehlt

“Viele Jugendliche wissen nicht, wie sie mit Problemen im Netz umgehen sollen oder schämen sich, mit Erwachsenen darüber zu sprechen”, berichtet Alfons Hrubesch von der Opferhilfe Oberfranken (OHO). Deshalb wurde 2005 das Projekt Medienscouts ins Leben gerufen. Ziel: Schüler helfen Schülern – auf Augenhöhe, vertraulich und kompetent.

Ausbildung durch Experten

Medienscouts sind speziell geschulte Jugendliche, die unter Anleitung von Lehrkräften und Fachkräften der OHO ausgebildet werden. Sie lernen, wie sie ihre Mitschüler über Chancen und Risiken im Internet aufklären und in schwierigen Situationen unterstützen können. Dazu gehören auch rechtliche Grundlagen und ein Zugang zu einem Netzwerk von Experten.

Prävention durch echte Geschichten

Die Erfahrungen zeigen, wie wichtig diese Aufklärung ist. “Einmal hatte ein 11-jähriges Mädchen Kontakt zu einem erwachsenen Mann über das Internet. Es kam zum Austausch intimer Bilder und beinahe zu einem Treffen”, erzählt Hrubesch. Nur durch die Angst des Mädchens konnte Schlimmeres verhindert werden. Auch manipulierte KI-Bilder von Lehrkräften oder das Teilen strafbarer Inhalte im Klassenchat sind erschreckende Beispiele aus der Praxis. In Hof wurde vor ein paar Monaten ein Ex-Soldat festgenommen, da er tausende Videos vom Missbrauch von Kindern besaß.

Dialog mit der Justiz

Bei einem Besuch im Amtsgericht Bayreuth konnten die Medienscouts des Richard-Wagner-Gymnasiums und des Gymnasiums Christian Ernestinum ihre Fragen direkt an Jugendrichterin Eva Ganzmüller richten. Besonders wichtig: “Wie verhalte ich mich, wenn in meinem Klassenchat kinderpornographisches Material auftaucht?” “Nicht löschen, nicht weiterleiten – sondern sofort einer Lehrkraft Bescheid sagen und gemeinsam die Polizei informieren”, rät Ganzmüller.

Aufklärung beginnt in der Unterstufe

Die Medienscouts gestalten auch Unterrichtseinheiten, etwa zu Online-Kommunikation, Datenschutz oder Mediensucht und bringen sie auch vor allem im Medienunterricht in der 5. Klasse aktiv ein. Dadurch entsteht früh ein Vertrauensverhältnis zwischen Scouts und Mitschülern.

Vertrauenspersonen für alle Themen

“Natürlich können Schüler auch mit Problemen zu uns kommen, die nichts mit Medien zu tun haben”, sagt ein Scout des Richard-Wagner-Gymnasiums. “Wir sind da um zu helfen – egal worum es geht.” So leisten die Medienscouts einen wichtigen Beitrag zu einem sicheren, bewussten und respektvollen Umgang mit der digitalen Welt.