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Bayreuth

Nahversorgung in Bayreuth: Warum der alte Lidl in St. Georgen noch leer steht

Seit fast einem Jahr ist der ehemalige Lidl in der Bernecker Straße ungenutzt. Vor allem ältere Menschen in St. Georgen vermissen den nahen Markt. Warum es mit einer Nachnutzung stockt – und welche Rolle das Nahversorgungskonzept spielt.

„Der Markt wird schmerzlich vermisst“, sagt Distriktvorsteher Tobias Gewinner. Seit Lidl Ende November 2024 vom Standort in der Bernecker Straße ins Riedingercenter umgezogen ist, werde er immer wieder auf das Thema angesprochen – vor allem von älteren Menschen, die nun weitere Wege ins Gewerbegebiet zurücklegen müssen. Eigentlich hat der Markt an der Bernecker Straße eine gute Lage. Wer auf die A9, nach Laineck oder in Richtung Fichtelgebirge fährt, kommt dort vorbei. Trotzdem hat es mit einer Nachnutzung bisher nicht geklappt.

Stadt verweist auf Mietvertrag

Im Stadtentwicklungsausschuss am 16. September erklärte Oberbürgermeister Thomas Ebersberger, warum sich die Nachnutzung so hinzieht: „In der Bernecker Straße hat der vorherige Nutzer noch einen Fachvertrag“, sagte er. Zwar gebe es mehrere Interessenten, doch solange der Vertrag laufe, könne es dauern, bis ein neuer Mieter einziehe.

Anders ist die Lage im ehemaligen Netto in der Markgrafenallee. Dort steht ebenfalls ein Lebensmittelmarkt leer, der nach einer Sanierung wieder in Betrieb gehen könnte. Doch bislang habe der Eigentümer keine Bereitschaft gezeigt, die nötigen Arbeiten anzugehen, so Ebersberger.

Kritik am Konzept großer Fachmärkte

Anlass war das Nahversorgungskonzept, dessen Fortschreibung der Stadtentwicklungsausschuss am 16. September 2025 beschlossen hat. Es soll dafür sorgen, dass Bewohner aller Stadtteile sich auch fußläufig mit dem Wichtigsten versorgen können.

Grünen-Stadtrat Stefan Schlags nutzte die Debatte, um grundsätzliche Kritik zu äußern. „Das Konzept ist ja schön, die Realität sieht anders aus: Wir bereiten den Lebensmittelkonzernen den Weg, genehmigen große Märkte an den Ausfallstraßen – und wundern uns dann, wenn die kleinen Einheiten in den Quartieren leerstehen“, sagte er. Durch die Ausrichtung auf große Flächen mit viel Parkraum würden Menschen ans Autofahren gewöhnt und Flächen versiegelt.

Verwaltung betont gute Versorgung

Dienststellenleiter im Stadtplanungsamt Ulrich Meyer zu Helligen verwies dagegen darauf, dass Nahversorgungszentren wie in der Otto-Hahn-Straße Parkflächen mehrfach nutzen würden. Außerdem sei die Nahversorgungssituation in Bayreuth insgesamt gut. Problematisch sind laut Stadtverwaltung vor allem Randbezirke, in denen weniger Menschen leben. Der Bayreuther Osten steche da hervor. Laut Stadtverwaltung habe man die Situation dort aber durch den Bau des Rewe in Laineck und des Edeka/Netto in der Königsallee verbessert. Seit 2019 haben außerdem  ein Rewe an der ZOH, das Nahversorgungszentrum in der Otto-Hahn-Straße, der Aldi in der Tunnelstraße eröffnet.

Konzept als Richtschnur

Allerdings, so räumte Meyer zu Helligen ein, könne die Stadt Entwicklungen nicht selbst anschieben, sondern nur im Genehmigungsverfahren steuern. Dabei sei das Konzept allerdings ein Dokument, auf das immer wieder verwiesen werde.

Oberbürgermeister Ebersberger kündigte an, dass die Verwaltung die Situation weiter beobachten und regelmäßig im Ausschuss berichten werde. Für St. Georgen bleibt einstweilen die Hoffnung, dass bald wieder ein Lebensmittelmarkt in die Bernecker Straße zurückkehrt.