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Oberfranken
In Oberfranken hat sich der Antisemitismus verdoppelt
von bt-Redaktion
Antisemitismus ist in Bayern zur unschönen Realität geworden. Für den gesamten Freistaat ist ein Rückgang zu verzeichnen.
Im vergangenen Jahr hat sich, gegen den bayernweiten Trend, die Zahl der in Oberfranken dokumentierten antisemitischen Vorfälle mehr als verdoppelt.
Vorfälle in Franken
Die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) Bayern meldete in Ihrer Jahresbilanz eine Steigerung von 14 auf 30 Fälle. Auch in Oberpfalz und in Unterfranken gab es deutliche Zuwächse. Einen Rückgang von 546 auf 522 Fälle hatte der gesamte Freistaat zu verzeichnen, so ermittelte das die RIAS. Von einem „großen Dunkelfeld“ geht jedoch die stattlich geförderte Einrichtung aus. Lesen Sie auch: Schlägerei nach unerlaubtem Fahrzeugrennen: in Oberfranken
Die antisemitischen Vorfälle in Bayern sorgen im Freistaat für Besorgnis, so äußerte sich die Leiterin des RIAS in Bayern, Annette Seidel-Arpaci bei der Vorstellung des Jahresberichts. „Antisemitismus zeigte sich 2022 in Bayern weiterhin als relativ niedrigschwelliges Alltagsphänomen, das heißt als eine grässliche gesellschaftliche Normalität“
Hohe Dunkelziffer
Zufolge der Meldestelle wurden im vergangenen Jahr 422 antisemitische Vorfälle registriert worden, 34 weniger als 2021. Hierunter sind auch Ereignisse, die keinen Straftatbestand erfüllen. Die Experten gehen jedoch von einer hohen Dunkelziffer von Fällen aus, die nicht bekannt wurden.
„Auf das Jahr umgerechnet hat sich an mehr als jedem Tag in 2022 in unterschiedlicher Ausprägung Hass und Gewalt auf jüdisches Leben entladen“, beurteilte der Vorstand der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland die Zahlen. „Das ist umso mehr erschreckend, weil auch die Hemmschwellen immer niedriger werden.“
Die Meldestelle konnte in der Hälfte der Vorkommnisse keinen politisch-weltanschaulichen Hintergrund erkennen. An erster Stelle stehe bei Fällen mit einem bestimmbaren politischen Hintergrund das verschwörungsideologische Milieu, wobei hier die Abgrenzung zum Rechtsextremismus oft schwierig sei.
RIAS zufolge fielen die meisten antisemitischen Äußerungen und Darstellungen auf verschwörungsideologischen Protesten. Deren Zahl stieg 2022 auf 161, im Jahr zuvor waren es 119. Laut RIAS machte den größten Teil verletzendes Verhalten aus, die oft unterhalbe der Strafbarkeitsschwelle liegen, hier lag die Zahl der Fälle bei 350.