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Gericht

Prozessauftakt in Bayreuth: Mutter von totem Baby gesteht vor Gericht

von Maximilian Springer

Die Angeklagte soll ihr Baby in einem Müllsack entsorgt haben. Der Prozess wegen Totschlags hat nun vor dem Landgericht Bayreuth begonnen.

Die Mutter eines gesunden Babys soll dieses direkt nach der Geburt getötet haben. Sie habe es noch in der Nacht der Geburt in einem blickdichten Sack in einer Mülltonne in Heinersreuth im Landkreis Bayreuth entsorgt.

Sie hatte die Schwangerschaft vor ihrem Freund, ihrer Familie und Freunden geheim gehalten. Der Prozess wegen Totschlags gegen die junge Frau hat nun am Freitag, 25. März 2022, vor dem Landgericht Bayreuth begonnen. Mord wird ihr dabei allerdings nicht zur Last gelegt.

Mutter macht zu Prozessbeginn Zugeständnisse

Zum Verhandlungsbeginn betritt die Angeklagte Emilia C. (Name durch die Redaktion geändert) den Saal in weiter Kleidung, die Kapuze ihrer Jacke hat sie tief im Gesicht. Seit dem 20. Juli 2021 befindet sich die mittlerweile 20-Jährige bereits in Untersuchungshaft.

Gleich vorab verliest ihr Anwalt eine Voraberklärung und teilt mit, dass sie sich später den Fragen der Prozessbeteiligten stellen würde.
Der Erklärung zufolge möchte die Angeklagte von früheren Aussagen, nach denen sie von der Schwangerschafft nichts gewusst habe, abrücken. Ihrer Schuld sei sie sich aber sehr wohl bewusst und das öffentliche Einräumen jener Schuld sei der einzige Weg zu zeigen, dass sie die damalige Tat bereue, wie ihr Anwalt verliest. Sie werfe sich vor, dass sie keinen Notarzt gerufen habe.

Die zum Zeitpunkt der Geburt 19-Jährige macht Teile ihrer Aussagen mit einer von Tränen erstickten Stimme. In der Tatnacht vom 17.7.21 auf den 18.7.21 sei die Angeklagte bei einem Bekannten gewesen, den sie über das Internet kannte. Es sei erst das zweite Mal gewesen, dass sie sich im echten Leben gesehen haben. Sie wurde von ihrer Großmutter unter dem Vorwand, dass sie ihm beim Streichen helfe, dort hingebracht worden.

Geburt erfolgte heimlich im fremden Badezimmer

Im Verlauf des Abends haben sich bei ihr zwischen 17 und 18 Uhr ziehende Unterleibsschmerzen entwickelt, die nach ihrer Beschreibung ihrer Periode ähnelten. Gegen 19 Uhr wurden diese stärker und die mittlerweile 20-Jährige habe sich deswegen hingesetzt. Während dieser stärker werdenden Beschwerden, sei sie zweimal aufs Klo gegangen, aber es sei “nichts gekommen”. Bei einem dritten Besuch des Bads – als ihre Internetbekanntschaft bereits geschlafen haben soll – kam dann das Baby.

Die Nabelschnur habe Emilia C. mit einem normalen Besteckmesser, das sie in einem Schränkchen im Bad gefunden habe, durchgeschnitten. Das zur Welt gekommene Mädchen habe keinerlei Geräusche oder Bewegungen gemacht. Danach habe sie es in eine leere Klopapierplastikverpackung gelegt. Ob das Neugeborene ein Mädchen oder Junge war, wüsste sie nicht mehr, auch nicht wie es ausgesehen habe.

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Angeklagte weist mehrere Gedächtnislücken auf

Nach diesen Ereignissen habe Emilia C. wieder eine Gedächtnislücke. Genauer könne sie sich erst wieder erinnern als sie mit ihrem Internetfreund aus der Wohnung  nach außen ging und dort das frisch geborene Kind in einem mittlerweile blickdichten Sack zum Müll brachte. Daraufhin haben sie noch eine Zigarette geraucht und seien dann wieder in das Wohnzimmer. Dort hätten sie noch Fernsehen geschaut und dann geschlafen.

Wie die mit dem Neugeborenen, der Plazenta und blutigem Klopapier gefüllte Klopapierverpackung in den blickdichten Sack gekommen sei, wüsste sie nicht mehr. Auch hat sie keine Erinnerung mehr daran, ihren Bekannten nach diesem gefragt zu haben, hält dieser aber für möglich. Im Laufe des nächsten Tages habe sie sich dann von ihrer Großmutter bei einer nahe gelegenen Tankstelle wieder abholen lassen. Weitere Folgegedanken hätte sie zu diesem Zeitpunkt von sich weggeschoben.

Schwangerschaft immer verdrängt

Die zu dem Zeitpunkt 19-Jährige hat nach eigenen Aussagen nur am Anfang der Beziehung mit ihrem festen Freund die Pille genommen. Später hätten die zwei gar nicht mehr verhütet. Es sei ein Thema gewesen, dass bei den beiden nie zur Aussprache kam. Eine mögliche Schwangerschaft selbst habe die Angeklagte während der ganzen Zeit bis zur Geburt weggeschoben oder verdrängt. Einer der Gründe dafür war, dass sie auch während dieser noch zweimal Blutungen hatte, die einer Periode gleich kamen.

Besonders ihre Oma habe sie des Öfteren auf eine mögliche Schwangerschaft angesprochen und bei ihren Versuchen mit ihr darüber zu reden schaffte es Emilia C. nicht darüber zu reden. Mit ihrem festen Partner hätte die Angeklagte über das Thema auch nicht gesprochen, da sie Angst darum gehabt habe, er würde sie deswegen verstoßen. Jegliche Nachfragen ob ihrer Erscheinung hätte sie damit abgetan, dass sie zugenommen habe und zuletzt habe sie viel weite Kleidung getragen. Der nächste Gerichtstermin wurde für den 28. März 2022 angesetzt.