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Dialekt

„Rowern“ ist das Oberfränkische Wort des Jahres 2025

Ein unscheinbarer Helfer aus dem Alltag, der in zig Varianten über oberfränkische Höfe rollt, hat das Rennen gemacht: „Rowern“ ist das Oberfränkische Wort des Jahres 2025. Das Wort, das hochdeutsch die Schubkarre bezeichnet, setzte sich gegen über 330 Vorschläge durch und beweist eindrücklich die lebendige Kleinteiligkeit des fränkischen Dialekts.

Von „Roban“ bis „Rowerne“: Ein Wort, viele Gesichter

Bezirkstagspräsident Henry Schramm und Sternekoch Alexander Herrmann haben das Wort des Jahres in Wirsberg offiziell verkündet. Schramm betonte die exemplarische Funktion des Gewinnerworts: „Unser diesjähriges Wort des Jahres gibt es in zig Varianten. So unterschiedlich die Dialekte in Oberfranken sind, so unterschiedlich spricht man das Wort aus.“ Die Bezeichnung für den „einrädrigen Karren mit Kiste“ könne bereits in der Nachbarortschaft wieder anders klingen.

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Tatsächlich zeigt sich bei der „Rowern“ die ganze Bandbreite der oberfränkischen Mundart. Sprachwissenschaftlerin Almut König, die Mitglied der Jury war, erklärt, dass diese Vielfalt kein „wildes Durcheinander, sondern eine geordnete Vielfalt“ sei.

Sprachgeografische Muster: Vom Westen in den Osten

Die Jury, bestehend aus Experten aus Sprachwissenschaft, Kultur und Medien, stellte fest, dass die verschiedenen Ausspracheformen klaren geografischen Mustern folgen:

  • Westen (z. B. Landkreise Coburg, Lichtenfels, Bamberg): Hier wird das innere -b- gesprochen, wie in „Roban“ (z.B. Weitramsdorf).
  • Osten: Hier wandelt sich das -b- zu einem -w-, wie im Gewinnerwort „Rowern“ (z.B. Pittersdorf).
  • Endungen: Auch die Endsilben variieren: -l- Endungen dominieren im Nordosten, -m- Endungen finden sich besonders im Osten der Landkreise Hof und Wunsiedel („Rodwerm“ in Höchstädt/Fichtelgebirge), während Endungen auf –na und -ne für den Landkreis Forchheim typisch sind („Rowerne“ in Effeltrich). In den übrigen Teilen Oberfrankens endet das Wort meist auf –n.

Die „Radtrage“: Ursprung im Mittelhochdeutschen

Die Herkunft des Wortes „Rowern“ reicht bis ins 14. Jahrhundert zurück. Es leitet sich vom Ursprungswort „Radeber“ ab, einer Zusammensetzung aus „Rad“ und dem mittelhochdeutschen Verb „bern“, welches „tragen“ oder „führen“ bedeutet. Wörtlich betrachtet ist die „Rowern“ also eine „Radtrage“ – ein anschauliches und historisch fundiertes Bild für die Schubkarre.

Engagement für das oberfränkische Kulturgut

Zahlreiche Oberfranken hatten ihren Favoriten für die Jury, die aus Dr. Almut König, Bertram Popp (Leiter Oberfränkisches Bauernhofmuseum), Sabine Hager (Extra Radio), Barbara Christoph (Leiterin KulturServiceStelle) und Florian Bergmann (Bezirk Oberfranken) bestand, eingereicht.

Die Gewinnerwörter der letzten Jahre:

2024: Schnerbfl
2023: Meichela
2022: Waafn
2021: Erpfl
2020: Fregger
2019: Sternlaschmeißer
2018: Derschwitzen
2017: Urigeln
2016: a weng weng
2015: Wischkästla