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Scheinehen als Aufenthaltshilfe: Kriminalpolizei Nürnberg ermittelt in dutzenden Fällen
In Nürnberg ist die Polizei einer mutmaßlichen Bande auf der Spur, die in großem Stil Scheinehen zur illegalen Aufenthaltsbeschaffung organisiert haben soll. Bei einer bundesweiten Razzia erhärtete sich der Verdacht gegen mehrere Beschuldigte: die Ermittlungen laufen auf Hochtouren.
Groß angelegte Ermittlungen gegen organisierte Scheinehen
Die Kriminalpolizei Nürnberg und die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth ermitteln seit Monaten gegen eine mutmaßlich organisierte Tätergruppe, die Scheinehen zur illegalen Aufenthaltsbeschaffung arrangiert haben soll. Ziel der Struktur soll es gewesen sein, nigerianischen Staatsangehörigen durch Scheinehen mit ungarischen Partnern eine Aufenthaltskarte nach EU-Recht zu verschaffen.
Auffällige Anträge auf EU-Aufenthaltskarten
Seit Mitte 2025 stellten die Behörden eine Häufung entsprechender Anträge fest. Mehrere nigerianische Staatsangehörige hatten in Nürnberg EU-Aufenthaltskarten beantragt – stets mit dem Hinweis auf Eheschließungen mit ungarischen Staatsbürgerinnen und Staatsbürgern. Die Ermittlungen ergaben jedoch schnell ein klares Muster: Die angeblichen Eheleute wohnten nicht zusammen, führten keine Lebensgemeinschaft und hielten sich überwiegend nicht dauerhaft in Deutschland auf. Damit erhärtete sich der Verdacht einer strafbaren Scheinehe nach FreizügG/EU.
Eheschließungen in Rom und Athen – nur für den Aufenthaltstitel
Nach aktuellem Kenntnisstand rekrutierte die Tätergruppe ungarische Partner gegen Entgelt. Die Eheschließungen fanden dabei nicht in Deutschland, sondern an Standesämtern in Rom und Athen statt. Ziel: eine schnelle Heirat und anschließend der Antrag auf Aufenthaltsrecht in Deutschland.
Auffällig war zudem: Die ungarischen Partner reisten ausschließlich zu Behördenterminen ein. Abseits davon hielten sie sich nicht im Bundesgebiet auf; ein weiteres Indiz für eine systematische Vorgehensweise.
Großrazzia in vier Städten: 92 Beamte im Einsatz
Am 08.10.2025 führte die Polizei eine großangelegte Durchsuchungsaktion durch. Insgesamt 13 Objekte in Nürnberg, Bamberg, Berlin und Essen wurden durchsucht. Dabei wurden über 30 Mobiltelefone und umfangreiche Unterlagen sichergestellt. In den Wohnungen trafen die Einsatzkräfte jedoch nur drei der nigerianischen Ehepartner an. Hinweise auf einen tatsächlichen Wohnsitz der ungarischen Partner gab es nicht. Zwei Personen ohne gültige Aufenthaltserlaubnis wurden zudem zufällig entdeckt – gegen sie laufen gesonderte Verfahren.
Ermittlungen in 38 weiteren Fällen – Suche nach Hintermännern
Derzeit führen Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft Ermittlungen in insgesamt 38 Fällen, darunter gegen die mutmaßlichen Organisatoren wegen Einschleusens von Ausländern nach dem Aufenthaltsgesetz. Der Fokus liegt auf den Hintermännern des kriminellen Netzwerkes.
Hintergrund: Scheinehe als Straftat
Eine Scheinehe liegt vor, wenn eine Ehe nur zum Zweck der Aufenthaltsbeschaffung geschlossen wird – ohne tatsächliche Lebensgemeinschaft. Laut Freizügigkeitsgesetz und Aufenthaltsrecht drohen:
- Geldstrafen
- Freiheitsstrafen bis zu mehreren Jahren
- aufenthaltsrechtliche Konsequenzen bis hin zur Abschiebung
Fazit
Der Fall macht deutlich, wie professionell organisierte Gruppen versuchen, EU-Recht auszunutzen, um illegalen Aufenthalt zu ermöglichen. Die Ermittlungen in Nürnberg könnten bundesweite Verflechtungen offenlegen. Mit weiteren Durchsuchungen und Anklagen ist zu rechnen.











Reifenspuren auf dem Sportplatz Betzenstein ©Polizei Pegnitz
Symbolbild: Pixabay