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Unwetter

Hochwasserkatastrophe in Westdeutschland: Jetzt spricht ein Helfer aus dem Kreis Bayreuth über seine Eindrücke

Gerätewart Walter Steger von der Feuerwehr Pegnitz war Ende Juli bei der Hochwasserkatastrophe im Landkreis Ahrweiler als Helfer unterwegs. Mit dem bt spricht er über seine Erlebnisse.

Nach der Hochwasserkatastrophe in Westdeutschland boten viele Menschen aus allen Regionen ihre Hilfe an. Viele Helfer kamen aus Bayreuth.

Der Gerätewart Walter Steger von der Feuerwehr Pegnitz im Landkreis Bayreuth fuhr am 20. Juli 2021 mit fünf Löschzügen nach Ahrweiler und gibt jetzt einen Einblick in die dortigen Verhältnisse.

Helfer aus dem Kreis Bayreuth berichtet vom Hochwasser in Westdeutschland

Auf die Frage, wie es den Menschen in Ahrweiler geht und wie die Stimmung dort ist, antwortet Steger: „Naja, das ist klar, die Stimmung ist total gedrückt. Manch einer konnte es vielleicht erst nicht richtig realisieren, was da passiert ist.“

Im Vorfeld wurde Steger gewarnt, dass die Leute dort aggressiv sein könnten, was sich aber als falsch herausstellte: „Das war überhaupt nicht so. Alle haben geholfen, wo es nur ging und haben auch unsere Unterstützung dankend angenommen.“

Auch aus Bad Berneck und Goldkronach machten sich einige Helfer in den Westen auf.

Volksgesänge bei den Rettungsarbeiten in Katastrophengebiet

Besonders im Gedächtnis geblieben ist Steger eine ältere Frau, deren Möbel und Wäsche im ersten Stock ihres Hauses komplett durchnässt und verschmutzt waren. Als diese dann sagte: „Das kann man ja noch waschen“, entgegnete ihr Mann: „Womit möchtest du es denn waschen?“

Neben solchen Geschichten, erlebte Steger bemerkenwerten Zusammenhalt. Der Pegnitzer erinnert sich an ein überschwemmtes Wohnhaus, aus scheinbar ein einzelner Mann Wasser schöpfte. Als Steger und seine Mannschaft das Haus betraten, um zu helfen, sah er mehrere Männer, die in einer Kette das Wasser aus dem Fenster beförderten und dabei Lieder sangen.

„So eine Zerstörung habe ich noch nie gesehen“

So toll der Zusammenhalt war und so sehr die Opfer den Helfern um den Hals fielen, so schlimm war die Lage in den Ortschaften, wo laut Steger richtiges Chaos herrschte. Schwimmende Wohnwägen und Bäume sprachen eine deutliche Sprache.

Für Steger war die Hilfeaktion ein markantes Erlebnis: „So eine Zerstörung habe ich noch nie gesehen. Da war es nicht so, dass der Keller ein bisschen voll lief. Da ging es um Leben und Tod und es werden immer noch Leute vermisst.“

Er erinnert sich auch an einen Anwohner, dessen Haus nicht von der Katastrophe überschwemmt wurde. „Selbst der hatte ein schlechtes Gewissen, weil es allen so schlecht ging und ihm nichts passiert ist.“

Bayreuther Tagblatt - Michael Kind

 bt-Redakteur Online/Multimedia
Michael Kind