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Bahnlinie

Ultimatum nach Sperrung der Bahnstrecke nach Nürnberg

Die Nerven liegen blank: Nach der jüngsten Streckensperrung spitzt sich der Konflikt um die Elektrifizierung der Franken-Sachsen-Magistrale dramatisch zu.

Bundestagsabgeordnete und Kommunalpolitiker von Bayreuth bis Hof appellieren in Berlin an die Bundesregierung. Ihre zentrale Botschaft: Die einmalige Chance, die maroden Pegnitzbrücken gemeinsam mit der Elektrifizierung zu sanieren, muss sofort genutzt werden. Scheitert dieses Vorhaben, droht ein massiver Vertrauensverlust in die Handlungsfähigkeit von Bund und Bahn.

Das Fenster zum Fortschritt: Brücken und Oberleitung in einem Aufwasch

Der Druck auf Berlin und die DB InfraGO ist enorm. Die Strategie des Bahnunternehmens, die notwendige Erneuerung von 18 Pegnitzbrücken mit der Elektrifizierung des Abschnitts von Nürnberg bis ins obere Pegnitztal zu koppeln, sehen Politiker aus ganz Oberfranken als historisch einmalige Gelegenheit.

„Noch nie waren die Bedingungen zur Fertigstellung der Franken-Sachsen-Magistrale so günstig wie jetzt“, so der Tenor einer Zusammenkunft in der Bayerischen Landesvertretung in Berlin mit Staatsminister Christian Bernreiter. Die Synergien sind offensichtlich: Ein gebündelter Baubeginn ab 2030 würde Streckensperrzeiten minimieren, Zeit sparen und Kosten senken.

Showdown im Haushalt 2026: Planungsmittel gefordert

Die Uhr tickt. Um den knappen Zeitplan halten zu können, müssen die seit vier Jahren unterbrochenen Planungen sofort wieder aufgenommen werden. Die Kommunalpolitiker, darunter Oberbürgermeister Thomas Ebersberger (Bayreuth) und Landrat Florian Wiedemann (Bayreuth), machen unmissverständlich klar, woran es hängt:

„Es kommt nun darauf an, dass die Planungsmittel für die Franken-Sachsen-Magistrale im Bundeshaushalt 2026 vorgesehen werden.“

Ohne diesen politischen Willensakt bleiben alle Synergien graue Theorie. Die kurzfristigen, gravierenden Folgen der mehrmonatigen Streckensperrung zur Brückenreparatur haben die angespannte Stimmung in der Region auf den Siedepunkt getrieben.

Staatspolitische Dimension: Vertrauensverlust droht

Die Problematik reicht inzwischen weit über die reine Infrastrukturplanung hinaus. Oberbürgermeister Ebersberger, Landrat Wiedemann, die Hofer Oberbürgermeisterin Eva Döhla und der Hersbrucker Bürgermeister Robert Ilg sehen die Glaubwürdigkeit des Staates auf dem Spiel.

„Das Vertrauen in die Handlungsfähigkeit von Bahn und Bund geht mit der Tatenlosigkeit bei der Franken-Sachsen-Magistrale verloren und kann erst mit der raschen Fortsetzung der Planung und dem fest eingeplanten Baubeginn in fünf Jahren zurückgewonnen werden“, warnen die Kommunalpolitiker. Sie erheben die Forderung damit explizit auf die staatspolitische Ebene.

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Finanzierung im Überfluss? Die ungenutzten Töpfe

Besonders brisant: Die Kommunalvertreter verweisen auf gleich mehrere ungenutzte Finanzierungsmöglichkeiten. Es sei „niemandem mehr zu vermitteln“, dass die Elektrifizierung nicht genutzt werde, obwohl Finanzierungstöpfe wie der Klima- und Transformationsfonds bereitstünden.

  • Grenzüberschreitende Infrastruktur: Die Strecke ist von europäischer Bedeutung als Verbindung nach Polen und Tschechien.
  • Militärisch-zivile Infrastruktur: Die Magistrale ist im militärischen Grundnetz enthalten, wodurch umfangreiche Mittel aus dem Verteidigungshaushalt (jährlich 1,5 Prozent des BIP) nutzbar wären.
  • EU-Fördermittel: Europäische Mittel für das Transeuropäische Kernnetz, speziell für grenzüberschreitende Abschnitte, sind seit Jahren ungenutzt.

Appell verhallt nicht ungehört

Bayreuths Oberbürgermeister Thomas Ebersberger fasst die Dramatik zusammen: „Es käme einer politischen Katastrophe gleich, wenn diese Chancen nicht genutzt werden.“

Zumindest ein erstes positives Signal gab es: Bundestagsabgeordneter Jonas Geissler (CSU) betonte im Schlusswort, die Finanzierung der Planungskosten im Haushalt 2026 sei die „entscheidende Weichenstellung“. Die Region will nun gemeinsam die Bundesregierung überzeugen. Das Schicksal der Franken-Sachsen-Magistrale – und das Vertrauen in den Schienenverkehr – entscheidet sich jetzt in Berlin. Wird die Chance ergriffen, oder bleibt die Region weiterhin auf der Dieselinsel Oberfranken zurück?