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Bezirkskrankenhaus Bayreuth

VR-Brillen bei der Sucht-Therapie: Bayreuth geht neue Wege

Das Bezirkskrankenhaus Bayreuth setzt auf Virtual Reality, um Suchtpatienten auf den Ernstfall vorzubereiten: In realitätsnahen Szenarien testen sie ihre Reaktionen auf Versuchungen. So erleben sie hautnah, wie sie im Alltag bestehen können – ein spannender Schritt, der die Therapie revolutionieren könnte.

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Sich falsch einzuschätzen, ist eine sehr menschliche Eigenschaft. Oft glaubt man, gut vorbereitet zu sein und jede Herausforderung bewältigen zu können. Doch gerade bei Menschen mit Suchtproblemen ist es entscheidend, die eigenen Reaktionen in kritischen Momenten zu kennen. Wie kann jemand erfolgreich aus einer langwierigen Therapie entlassen werden, wenn er in Situationen, in denen er seiner Sucht nachgeben könnte, schwach wird?

Statt Entspannung: Mit triggernden Situationen konfrontiert

Das ist kein Problem, das sich einfach lösen lässt. Um hier gezielt gegenzusteuern, hat sich das Bezirkskrankenhaus Bayreuth der Gesundheitseinrichtungen Bezirk Oberfranken (GeBO) entschlossen, VR-Brillen in der Therapie einzusetzen. „Ich habe die Technologie in einem Münchner Altersheim kennengelernt, wo sie zur Entspannung eingesetzt wurde, und dachte, das könnte auch bei uns sinnvoll sein“, so Markus Salinger, leitender Oberarzt der Suchtstation. Im Bezirkskrankenhaus Bayreuth werden VR-Szenarien jedoch genutzt, um Patienten mit Situationen zu konfrontieren, die ein Rückfallrisiko bergen. Auch interessant: Neuer Eingang fürs Kulmbacher Klinikum

Aus dem Schutzraum Krankenhaus raus

Die Patienten können so virtuell ausprobieren, wie es wäre, wenn sie sich nicht mehr im Krankenhaus, sondern in ihrem Alltag befinden – mit all den Auslösern und Versuchungen, denen sie dort begegnen. Je nach Art der Abhängigkeit werden unterschiedliche Szenarien simuliert. Hierfür gibt es zum Beispiel die Toilette eines Nachtclubs oder einen Hinterhof für illegale Drogen und den Supermarkt oder eine Bar für Menschen mit einer Alkoholsucht.

Alleine und in der Gruppe 

Die Therapie kann sowohl allein als auch in Gruppen stattfinden, wobei die anderen Patienten beobachten, was gerade passiert. „Das führt oft zu lebhaften Diskussionen, und die Patienten kommen viel schneller ins Gespräch – sowohl untereinander als auch mit den Therapeuten“, beschreibt Salinger. „Es ist ein echtes Erleben, das stark mit den Emotionen verbunden ist. Dadurch entsteht ein völlig neuer Therapieprozess“. Auch Nebosja Dokmamovic betont die Intensität dieser Erfahrung: „Es mag spielerisch aussehen, aber es fühlt sich für die Patienten dennoch sehr realistisch an“.

Eine komplett neue Therapieform

Mit dieser neuen Therapieform, die in ganz Bayern nicht vorhanden ist außer hier, wird versucht, die Patienten besser auf ihre Entlassung vorzubereiten. Die virtuelle Konfrontation ermöglicht eine realistische Überprüfung der eigenen Belastbarkeit, die im geschützten Rahmen der Klinik sonst schwer möglich wäre.

In einem Klinikum existieren nicht die Reize, wie im normalen Alltag. Ein Patient kann sich also für komplett geheilt einschätzen, aber sobald er außerhalb des Klinikums ist, wird er in die Sucht zurückgeholt. Das soll nun weniger passiert.

Mit VR-Experten Hand in Hand

Hierfür arbeitet das Klinikum eng mit der Firma VRCoach zusammen. Die Zusammenarbeit hilft dabei, die Therapie weiter zu verbessern. Erste Ergebnisse zeigen, dass das Konzept vielversprechend ist. Wie es weiter aussieht, muss noch abgewartet werden. Vielleicht wird es irgendwann der Standard, so die Mediziner.

Wir haben die Brillen auch selbst getestet. Hier gehts zum Video.