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Weihnachten

Auf was es an Weihnachten wirklich ankommt: Ein Kommentar zur Krisen-Weihnachtszeit

Weihnachten steht vor der Türe – die Krise hat schon Einzug gehalten. Sie sollte uns jedoch nicht das Weihnachtsfest verderben, sondern als Chance angesehen werden. Ein Kommentar.

Lichterkette, Weihnachtsgans, Geschenke – das gehört zu einem guten Weihnachtsfest. Oder etwa nicht? Die aktuelle Krise wirft einen Schatten auf die sonst so lichtreiche Adventszeit. Wenn wir ein Weihnachten wie immer wollten, müssten wir tiefer in die Tasche greifen. Auch wenn ein schnelles Ende der Krise auf mancher Wunschliste stehen mag, den Wunsch wird uns das Christkind wahrscheinlich nicht erfüllen. Wir sollten stattdessen auf einigen Dekor verzichten, um den Kern des Weihnachtsfestes wieder zu entdecken.

Weihnachten heißt nicht nur Geld ausgeben

Man wird nicht gleich zum Grinch, wenn man dieses Jahr mal auf seine Weihnachtsbeleuchtung verzichtet. An Weihnachten geht es nicht darum, ein  Lichtspiel vor der Haustür zu veranstalten. Und auch nicht um die Frage: Welcher Nachbar hat den am schönsten beleuchteten Eingangsbereich? Konkurrenzkämpfe zwischen Nachbarn sorgen nicht nur für Unruhe. Sondern kosten in diesem Jahr dazu noch viel Geld.

Die aktuelle Krisenzeit regt mit Sicherheit jeden von uns dazu an, genauer auf den eigenen Geldbeutel zu schauen. Schon der Kauf von einem Joghurt genügt, um zu merken, wie die Preise gestiegen sind. Viele haben schon zu sparen angefangen – oder denken zumindest darüber nach. Da kommt das Weihnachtsfest doch ungelegen. Denn bei den Geschenken für die Enkel und der Weihnachtsgans für die Familie – da darf man doch nicht sparen. Oder?

Doch, man darf. Denn Weihnachten dreht sich vor allem um das Beisammensein mit den Liebsten. Es geht darum, dass die Oma endlich mal wieder das Enkelkind auf dem Schoß sitzen hat. Dass der Sohn, der längst in Berlin lebt und kaum noch nachhause kommt, endlich mal wieder am heimischen Herd sitzt. Ich denke, daran müssen wir uns manchmal selbst erinnern. Mit den teuren Geschenke und der fetten Gans ist es wie mit dem Lametta am Weihnachtsbaum: Wenn man zu viel davon hat, sieht man gar nicht mehr, um was es eigentlich geht.




Sparen ist nicht immer eine Tugend

Natürlich gibt es auch Dinge, bei denen man trotzdem tiefer in die Tasche greifen sollte an den Weihnachtsfeiertagen. Wenn die sechsjährige Tochter nicht die Baby Born-Puppe geschenkt bekommt, die sie auf ihren Wunschzettel geschrieben hat, sondern nur ein günstiges Imitat, könnte das schon für ein langes Gesicht unterm Weihnachtsbaum sorgen. Es wäre schwierig zu erklären, wieso das Christkind dieses Jahr sparen musste – oder ein bestimmtes Geschenk nicht herbekommen hat.

Vielleicht kann man den Kleinen schon vorab klar machen, dass das Christkind nicht jedem Kind alles erfüllen kann, weil es so viel gar nicht tragen könnte. Und dass die anderen Kinder schließlich auch etwas bekommen wollen.

Ein kleineres Weihnachtsfest ist kein schlechteres

Sparen muss nicht heißen, die Enkelkinder leer ausgehen zu lassen und kein einziges Lichtlein aufzuhängen. Es heißt abzuwägen, auf welche Dinge man verzichten kann. Vielleicht sorgt es wirklich für Unbehagen, wenn es zum ersten Mal keine teure Weihnachtsgans gibt. Sondern Bratwürste und Kartoffelsalat. Oder wenn man der Oma eigentlich den schönen Wollpullover kaufen wollte, ihr aber letztlich doch nur ein paar Handschuhe schenkt. All das erinnert uns an die Krise, in der wir uns befinden. Doch es kann uns auch daran erinnern, warum wir Weihnachten überhaupt feiern.

Es geht darum, sich am gemeinsamen Tisch gegenseitig von den Dingen zu erzählen, die wir erlebt haben, die uns beschäftigen, die wir uns wünschen. Es geht darum, dass die Familie in der kalten Jahreszeit endlich mal wieder zusammenrückt. Es geht darum, für ein paar Tage im Jahr nicht nur Dinge zu erledigen und Erwartungen zu erfüllen, sondern sich zusammen wohlzufühlen. Dazu braucht es keine teure Weihnachtsbeleuchtung, keine teuren Geschenke und kein teures Weihnachtsessen. Sparen zu müssen ist eine Chance, keine Schande.