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Meinung

Wie sehr Corona-Regeln nerven oder: Die Frustration der Unsicherheit – ein Kommentar

Seit März 2020, dem Beginn der Corona-Pandemie, werden den Bürgern, Geschäften und allen Betroffenen ständig Maßnahmen um die Ohren gehauen. Und dabei soll man noch durchblicken. Ein Kommentar von Michael Kind.

März 2020. Die Zeit unmittelbar vor dem “richtigen Beginn” der Corona-Pandemie in Deutschland. Viele ahnten noch gar nicht, was uns zu diesem Zeitpunkt bevorstand. Die Nachrichten und die sozialen Medien waren dominiert von Meldungen über Hamsterkäufe und Spekulationen – “nach ein paar Wochen ist das doch wieder vorbei.”

Doch seit fast zwei Jahren wird man regelmäßig bombardiert – mit wechselnden Maßnahmen, der Frage, wann das Ganze ein Ende nimmt, und vor allem mit der Überlegung, welche Regel aktuell eigentlich gilt. Das wäre in Ordnung – gäbe es denn Eindeutigkeit und Klarheit.

Verwirrung bei Corona-Regeln

Es sei vorweg genommen: Dies soll keinen Streit über die Corona-Politik der deutschen oder bayerischen Regierung vom Zaun brechen. Viel mehr geht es um die Frustration der permanenten Unsicherheit. Mit wie vielen Menschen darf ich mich momentan treffen? Wo gilt 2G, wo 3G? Oder wie letzten Winter: In welchem Kilometer-Umkreis darf ich mich bewegen? Und was, wenn die Person, die ich besuchen möchte, die Tante der Oma meiner Cousine ist?

Man erinnere sich an eine Ministerpräsidentenkonferenz, bei der die damals amtierende Bundeskanzlerin Angela Merkel auf die Frage, was es heiße, wenn der Bewegungsradius “15 Kilometer vom Wohnort” beträgt, keine spontane Antwort parat hatte, weil nicht sofort klar war, ob mit Wohnort die Straße oder der Ort gemeint war. Wenn selbst die Kanzlerin keinen sofortigen Durchblick hat – wie soll man es dann von seinen Bürgern erwarten?

2G im Handel – ja was denn nun?

Und das sind nur die Regelungen im privaten Bereich. Neuere Regeln wie die 2G-Regel im Einzelhandel sorgten diese Woche in Bayreuth und auch beim bt für große Verwirrung. Nicht zuletzt, weil selbst die Zuständigen teilweise nicht wussten, was eigentlich Sache ist. Was gilt denn nun in den Müller-Filialen in Bayreuth? Und warum darf man in der einen nur im Erdgeschoss ohne 2G-Nachweis einkaufen, in der anderen aber im ganzen Laden?

Die Antwort darauf weiß keiner so genau. Thorsten Becker, Geschäftsführer vom Handelsverband Bayern im Bezirk Oberfranken, konnte nur mutmaßen. Wahrscheinlich liege es an der Ausnahmeregelung für Betriebe mit Mischsortiment, die 90% ihres Umsatzes mit Produkten des alltäglichen Bedarfs machen. Dumm nur, dass diese Ausnahme nicht mehr gilt – seit Donnerstag. Aber erfahren habe Becker das auch erst am Freitag. Im Übrigen: Dies war bereits die dritte Änderung der Anweisungen zu 2G im Einzelhandel für Geschäfte. Allerdings nicht diesen Monat. Sondern diese Woche. Becker könne über ein solches Wirrwarr und den damit einhergehenden Papierkram selbst nur noch lachen.

Wer ist eigentlich zuständig?

Der Vorfall der Müller-Filiale hat allerdings noch etwas anderes deutlich gemacht: Auch die für die Stadt verantwortlichen Behörden stehen offenbar mehr im Dunkeln, als sie es sollten. Im November hatte Ministerpräsident Markus Söder strengere Kontrollen in Bayern angekündigt. Als das bt bei der Polizei in Bayreuth nachfragte, wie die Kontrollen konkret durchgeführt werden sollen, hieß es, man sei zusammen mit dem Ordnungsamt noch in der Planung eines Konzeptes. Corona-Kontrollen waren aber zu diesem Zeitpunkt nichts Neues – hätte dann nicht schon zumindest ein grundlegendes Konzept stehen müssen?

Auch auf Nachfrage bei der Stadt Bayreuth zur 2G-Regel im Müller hieß es, dass man keine genauen Angaben zu den Regelungen in den Geschäften machen könne, da die Regeln von der Regierung kommen und diese sich nicht die Stadt ausgedacht habe. Das ist auch alles richtig – aber wäre Klarheit darüber nicht auch bei den Behörden, insbesondere dem Ordnungsamt sinnvoll, wenn diese die Auflagen bei entsprechenden Einrichtungen kontrollieren sollen?

Es muss auch mal ein Ende haben…

In dem großen Irrgarten der sich ständig verändernden Corona-Regeln darf man nie vergessen: Es wird einmal ein Ende haben – auch wenn der neue Gesundheitsminister Lauterbach bereits von einer fünften Welle spricht. Abgesehen von der Wurst hat alles ein Ende.

Gewiss sind sämtliche unsensible Aktionen irgendwelcher Querdenker und Corona-Leugner, die das Pandemiegeschehen anheizen, nicht zu entschuldigen. Die Frustration, die in der Bevölkerung Einzug hält… die kann man bei diesen Umständen vielleicht wirklich verstehen.

Man kann nur allen Menschen, seien es Privatpersonen, Lehrer, Kleinunternehmer, Arbeitgeber, Arbeitnehmer, aber auch Beamte, Politiker und die, die ihr Arbeitsleben in der so unübersichtlichen, verkopften und frustrierenden Welt der deutschen Bürokratie verbringen, wünschen, dass dies alles bald ein Ende hat. Vielleicht können wir unseren Hirnschmalz dann wieder für einfachere Probleme einsetzen.