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Ukraine

Wiedemann zu Flüchtlingen im Landkreis Bayreuth: So viele sind schon angekommen – es sollen mehr werden

von Maximilian Springer

Im Landkreis Bayreuth sind bis jetzt schon etwa 500 Flüchtlinge angekommen. Landrat Florian Wiedemann (FW) teilt auf einer Pressekonferenz die aktuellen Erkenntnisse mit.

Beim Krieg in der Ukraine kommen die Konflikte nicht zum Stillstand. Immer mehr Menschen kehren ihrer Heimat den Rücken, um ihre Kinder und sich vor Schlimmerem zu bewahren. Dabei fliehen sie über Polen und auch Rumänien, bleiben dort oder ziehen unter Anderem nach Deutschland weiter.

Mehrere Hundert sind dabei bereits im Landkreis Bayreuth angekommen. Vor diesem Hintergrund hat Landrat Florian Wiedemann (FW) einen Pressetermin mit seinen Experten Dr. Ingrid Gleißner-Klein und Karl-Friedrich Weidner, dem Goldkronacher Bürgermeister Holger Bär und Heiner Bär, dem Inhaber des Hotels Meister Bär, in dem er Flüchtlingen eine Erstunterkunft zur Verfügung stellt, abgehalten.

Landrat Wiedemann: „Es ist oberstes Ziel, den Menschen aus der Ukraine zu helfen“

Am 11. März 2022 war es so weit: der erste Bus mit ukrainischen Flüchtlingen im Landkreis Bayreuth ist eingetroffen. Zum jetzigen Zeitpunkt sind bereits vier Busse mit Geflüchteten angekommen, wie Landrat Florian Wiedemann erzählt. Drei davon sind aus dem Ankerzentrum Bamberg zugewiesen worden und einer vom Busunternehmen Krieg aus dem Landkreis, welches direkt von der polnisch-ukrainischen Grenze die Flüchtlinge nach Deutschland gebracht hat. Lesen Sie auch: Beim Jahrespressegespräch konnte Wiedemann noch keine genaue Zahl an Flüchtlingen nennen.

Der zweite Bus kam am Samstag, den 12. März 2022, der dritte vom Unternehmen Krieg kam in der Nacht von Samstag auf Sonntag und der vierte am Freitag, 18. März 2022. Nach jetzigem Stand wurden 99 Personen dem Landkreis zugewiesen, 50 haben sich selbst registriert und weitere 335 Termine zur Registrierung sind bereits vereinbart. Damit befinden sich aktuell etwa 500 geflüchtete Ukrainer im Landkreis. „Es ist oberstes Ziel, den Menschen aus der Ukraine zu helfen“, erklärt Wiedemann die Absichten des Landratsamts bei den laufenden Prozessen.




Auch Flüchtlinge aus Drittstaaten in den Bussen

Dr. Ingrid Gleißner-Klein, Geschäftsbereichsleiterin am Landratsamt, und Karl-Friedrich Wegner, Fachbereichsleiter für Personenstands- und Ausländerwesen, haben dem bt im Gespräch noch mehr anstehende Probleme mitgeteilt. Zum einen wären nicht nur ukrainische Staatsbürger in den Bussen. Unter den Fahrgästen gebe es auch vereinzelt Menschen aus Drittstaaten, so waren unter Anderem auch zwei Nigerianer bereits unter den Angekommenen. Diese stellen eine besondere Aufgabe dar, da die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung zwar ungebrochen ist, aber viele der Helfenden „nur Ukrainer aufnehmen” würden.

Ein weiteres Problem sind zeitlich begrenzte Wohnungsangebote. So gibt es bereits das Problem, dass eine Familie in einer Ferienwohnung in Waischenfeld untergebracht wurde, die Betreiber aber ab Ostern diese wieder brauchen, um ihren Tourismusbetrieb aufrechtzuerhalten. Ähnliche Aktionen halten die zwei Experten des Landratsamts im weiteren Verlauf für wahrscheinlich. Ebenso ist die psychologische Betreuung noch eine Herausforderung, da Teile der Angekommenen Anzeichen für Traumata zeigen. In Krankenhäusern gebe es zwar Ärzte und Pfleger, die der ukrainischen Sprache mächtig sind, aber im psychologischen Bereich ist es bisher unbekannt, wie viel Personal zur Verfügung stehen würde, führt Dr. Gleißner-Klein aus.

Landkreis Bayreuth: 822 Flüchtlinge vermutlich aufzunehmen

In den ursprünglichen Berechnungen in Bayern wurde von 50.000 ukrainischen Flüchtlingen in Bayern ausgegangen. Nach dem Königsteiner Schlüssel hätte der Landkreis Bayreuth 411 davon aufnehmen müssen. Mittlerweile wird die Zahl bei etwa 100.000 geschätzt, damit sind vermutlich 822 Geflüchtete hier aufzunehmen, wie Wiedemann erklärt. Wichtig bei den Angekommenen sei die Registrierung, so der Landrat. Die Menschen müssten mit der Personalisierungsinfrastrukturkomponente, kurz PIK, registriert werden.

Dabei werden neben anderen Dingen alle zehn Finger der zu Registrierenden gescannt und biometrisches Passfoto gemacht. Weidner meint dabei, dass es mit einem Kind und einer Sprachbarriere gar nicht so einfach wäre, ihm zu zeigen, wie dies richtig durchgeführt werde. Das Verfahren mit PIK wurde im Zuge der Flüchtlingsströme in den Jahren 2016 und 2017 eingeführt. Die gesamte Registrierung würde dabei pro Person etwa 20 Minuten in Anspruch nehmen, wie Dr. Gleißner-Klein erzählt. Dabei werden die Leitungen überlastet, da in ganz Deutschland solche Registrierungen stattfinden.

Schnelle monetäre Hilfe für Ankömmlinge

Ein Mythos hingegen sei die Aussage, dass geflüchtete Ukrainer erst nach einer Zuweisung und Registrierung finanzielle Unterstützung bekämen. Im Landkreis Bayreuth sei man darum bemüht, dass allen das Nötigste an Geld zukommt. Die Mehrzahl habe aber kein Konto in Deutschland, wodurch eine Überweisung schwierig sei. Dabei erklären die Experten, dass normalerweise eine Auszahlung über das Landratsamt erfolgen würde. Bei einer Zahl von knapp 500 Flüchtlingen würde dies aber zu einer starken Überlastung am Auszahlungstag führen und die Leute wären ohnehin zum jetzigen Zeitpunkt nur eingeschränkt mobil.

Deswegen wurde sich dazu entschieden, das Geld in den Gemeinden selbst auszuzahlen. Das Landratsamt würde dann den Gemeinden die Ausgaben ausgleichen. Damit trägt der Landkreis aber auch ein Risiko. Falls die Neuankömmlinge nach einer finanziellen Unterstützung ohne Registrierung weiterziehen, bleibt das Landratsamt auf den Kosten sitzen.

Vorbildliche Hilfe in Goldkronach: Hüpfburg und Schulbesuch

Der Ort, an dem die Pressekonferenz stattfand, ist das Meister Bär Hotel in Goldkronach. Dieser wurde nicht zufällig gewählt. Heiner Bär, Inhaber des Hotels, hat seine 45 Zimmer als Erstunterkunft für ukrainische Flüchtlinge bereitgestellt, um erst einmal in der Region anzukommen. Um den jüngeren unter den Angekommenen die Möglichkeit zu bieten, ein wenig Abstand von der ernsten Situation in ihrer Heimat zu gewinnen, hat der Hotelier eine Hüpfburg innerhalb des Gasthauses aufblasen lassen.

Auch der Bürgermeister der Stadt Goldkronach Holger Bär ist vor Ort anwesend. Er freut sich über die Anteilnahme in der Bevölkerung und ist auch schon selbst tätig geworden. So war er bereits mit ukrainischen Kindern auf dem Spielplatz und hat die ersten in Zusammenarbeit mit der Rektorin in der Alexander-von-Humboldt-Grundschule eingeführt. Dort wurden sie mit den Namen in ihrer Landessprache begrüßt und aufgenommen.