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Zirkus in Bayreuth: Gebrüder Barelli am Volksfestplatz
von Katharina Müller-Sanke zuerst erschienen am 30. Oktober 2024, aktualisiert am 8. November nach dem Besuch der Vorstellung
Der Zirkus Gebrüder Barelli verspricht eine Reise um die Welt. Wir beim Bayreuther Tagblatt wissen, dass Zirkusse oft nicht halten können, was sie versprechen. Wir haben uns daher beim Zirkus Gebrüder Barelli umgesehen und gesprochen über Tierschutz, neue Ideen in alten Zirkusfamilien und darüber wie man sein Publikum begeistert.
Und so war unser Besuch am 6. November im Zirkus Gebrüder Barelli:
(der ursprünglichen Text über den Zirkus, der am 30. Oktober erschienen ist, steht weiter unten) :
20 Leserinnen und Leser – von klein bis groß – sind zusammen mit uns vom Bayreuther Tagblatt in eine Zirkusvorstellung am Mittwochnachmittag gegangen. Das Zelt ist rieisig und wie wir hören ist es am Wochenende gut besucht. Unter der Woche am Nachmittag ist der Andrang mehr als überschaubar. Maximal 50 Leute sind da. Für die Stimmung ist das zwar nicht ideal, aber dafür kann man die Vorstellung sehr nah und unmittelbar genießen.
Beeindruckende Darbietungen
Es treten Artisten auf, die sich hoch oben im Zelt an Stangen schwingen, die Salti schlagen und auf Drahtseilen turnen. Es tritt der 14-jährige Francesco Barelli auf, der mit bis zu sieben Bällen jongliert und eine wunderbare Show liefert, es treten auch Salima Barelli und Ashley Barelli mit ihren verführerischen Akrobatiknummern auf. Und es sind die Kamele und Pferde zu sehen, die Franz Barelli dressiert hat.
Lohnt sich der Besuch?
Alle, die wir nach der Show gefragt haben, fanden das Gezeigte toll. Einziger Kritikpunkt: Die Preise. Die Tiere in der Pause aus der Nähe zu sehen, kostet 5 Euro extra. Eine Tüte Popcorn schlägt mit 10 Euro zu Buche. Dabei sind ja schon die Eintrittspreise so, dass es sich Familien sicherlich zwei Mal überlegen: Mit Pro Person mindestens 25 Euro Eintritt (für ein Kind in der niedrigsten Kategorie) ist der Besuch im Zirkus Barelli nicht gerade ein Schnäppchen. Die Qualität der Vorstellung ist es für die, die wir gesprochen haben, allerdings wert.
Vor zwei Wochen hat uns der Zirkus Barelli angeschrieben: Sie wollen gerne bei uns Werbung schalten und Karten für ihre Shows in Bayreuth. Wer das Bayreuther Tagblatt regelmäßig liest, weiß: Es ist kostenlos. Werbung ist die einzige Art, diese Webseite zu finanzieren. Natürlich sind Werbepartner daher grundsätzlich willkommen. Doch ein Zirkus? Wir waren skeptisch und haben ausführlich diskutiert: über Tierhaltung, die Qualität von Vorstellungen und das Leben von Kindern in Zirkusfamilien. Wir haben uns gemeinschaftlich schnell entschieden: Für einen Zirkus Werbung zu machen, den wir nicht kennen, kommt nicht in Frage. Das Risiko ist einfach zu groß und unsere Glaubwürdigkeit steht an erster Stelle.
Dass wir den Namen Barelli mehrmals auf der Webseite der Tierschutzorganisation Peta gefunden haben, hat uns nochmal bestärkt. Wir haben also dankend abgelehnt. Aber vorschnell urteilen wollen wir auch nicht, sondern uns selbst ein Bild machen. Wir sind zum Volksfestplatz gefahren, haben uns auf dem Gelände umgesehen und sind mit der Familie Barelli ins Gespräch gekommen. Begegnet sind uns freundliche Menschen, gepflegte Tiere und eine Gemeinschaft, die mit vollem Einsatz für den Zirkus lebt.
Zirkusleben
Wenn Franz Barelli vom Zirkusleben erzählt, leuchten seine Augen. Der 35-Jährige und seine Geschwister sind im Zirkus aufgewachsen. Das Leben im Zirkus sei kein normales Leben, betont er. Ein harter Job und eine eigene Welt. Seine Welt. Seit sieben Generationen ist die Familie bereits eine Zirkusfamilie. Das fühle sich gut und richtig an. Aber gegenüber Außenstehenden sei es manchmal schwer. Die Vorurteile seien groß.
Schon gelesen? Rückschlag für den Zirkus Gebrüder Barelli: Neuer Termin am 2. November.
Schwarze Schafe
Dass es diese Vorurteile gibt, versteht er sogar bis zu einem gewissen Grad. Natürlich gebe es viele schwarze Schafe, gibt er zu. Zum Beispiel würden viele Zirkusse versprechen, was sie nicht halten können und am Ende die Besucher enttäuschen. Und auch Verstöße gegen das Tierschutzgesetz und Schwarzarbeit kommen immer wieder vor. Nicht umsonst werden Zirkusse streng kontrolliert.
Wechselvolle Vergangenheit
Auch in der Geschichte des Zirkus Barelli lief längst nicht alles glatt. Von Schleusertum bis hin zu kleineren tierschutzrechtlichen Verstößen ist online zu lesen. In den Augen der Barellis sind diese Vorfälle nicht richtig geschildert worden, richtig nachvollziehen kann man heute aber nicht mehr, warum was passiert ist. Fest steht nur: Die Verantwortlichen haben heute keine Entscheidungsgewalt mehr. Der Zirkus ist unter neuer Leitung der Gebrüder Barelli und will nun mit neuer Kraft durchstarten. Franz, seine Schwester Ramona und Bruder Timmy haben den Zirkus ihrer Eltern übernommen und während der Corona-Jahre gemeinsam mit Timmys Frau Salima aufwändig saniert und neu aufgestellt. In diesem Frühjahr sind die Gebrüder Barelli und ihr Team mit dem neu angeschafften und frisch sanierten Equipment durchgestartet.
Neuer alter „Zirkus Gebrüder Barelli“
Nun sind die Geschwister stolz, dass sie mit einem frei stehenden Zelt, in dem 1.200 Menschen Platz finden und mit dutzenden Artisten, Musikern, Bühnenarbeitern und mehr durch Deutschland touren. Mit dabei auch ein Zirkus-Museumszelt, in dem Equipment von einst ausgestellt ist. Auch mehrere alte und aufwändig restaurierte Zirkuswagen sind auf dem Volksfestplatz. „Die Wagen können nicht mehr selbst gefahren werden, sondern müssen verladen und auf Sattelzügen transportiert werden“, sagt Franz. Und dennoch sind die Wagen wichtig: Ein Bürowagen, eine Schneiderei und viele Wohnwagen sind darunter. Sie sorgen für ein einzigartiges Flair.
Tiere im Zirkus Barelli
Und was ist mit den Tieren? Haben die Barellis keine Angst vor Tierschützern, die protestieren? „Wir haben uns nichts vorzuwerfen“, sagt Franz Barelli. Wildtiere, besonders Raubkatzen gibt es bei den Barellis längst nicht mehr. „Die Zuschauer wollen das heute nicht mehr. Darauf stellen wir uns ein. Dennoch: Unsere Pferde und auch die Kamele werden von den Kindern sehr geliebt und sie gehören für uns auch dazu.“ Jeder Zirkus werde immer wieder umfassend geprüft.
Auch in Bayreuth ist die Stadt natürlich schon vorbeigekommen und unter anderem das Veterinäramt hat sich von der artgerechten Haltung der Tiere überzeugt. Die Stallungen der Ponys und Pferde sind größer als in vielen Reitställen. Und die sechs Kamele? „Die Kinder lieben die Kamele“, sagt Franz Barelli. „Die Tiere fühlen sich hier sehr wohl. Sie gehören zu uns und sind für uns Haustiere“. Als wir vor Ort sind, kauen sie augenscheinlich entspannt an ein paar Bäumen, die der Bauhof offenbar vorbeigebracht hat.
Aufbau am Volksfestplatz
Deutschlandweit gibt es über 400 Zirkusse. Aber so groß wie der Zirkus Gebrüder Barelli sind nur wenige. Das Unternehmen kommt aktuell mit über 50 Wagen in Bayreuth an und baut sein Zelt auf. Auf dem Dach des Zirkuszeltes weht die Bayreuther Fahne. „Wir wollen den Bayreuthern unseren Respekt zeigen und hoffen sie geben uns auch Respekt zurück“, sagt Franz Barelli.
Auch die nächste Generation Barellis steht mit in der Manege. Die 10- und 14-jährigen Söhne von Franz sind als Jongleur und Dompteur dabei. Nebenbei sind sie natürlich beide schulpflichtig. Privatlehrer und eine reisende Zirkusschule unterrichten die Zirkuskinder in ganz Deutschland. Auch die Barelli-Kinder.
Das Programm, das der Zirkus Barelli verspricht, ist durchaus beeindruckend. Die Eintrittspreise fangen bei 20 Euro für eine Kinderkarte der unteren Kategorie an. Lesen Sie auch: Events in Bayreuth und Umgebung am Wochenende.
Arschbombenweltmeister tritt mit auf
Und für Samstag gibt es noch eine Ankündigung: Christian Guth von der Bayreuth Marketing und Tourismus GmbH wird auch im Zirkus auftreten. Der Bayreuther ist vor einigen Jahren Arschbomben-Weltmeister geworden. Bei den fliegenden Menschen wird er mit ganz oben im Zelt stehen. Ob und wohin er springen wird, will er noch nicht verraten.
Programm im Zirkus Barelli „Eine Reise um die Welt“
- The Flying Zuniga aus Brasilien ist eine preisgekrönte Gruppe von Artisten, die eine Show am Flugtrapez zeigen.
- Duo Guilherme Sepuveda aus Argentinien ist ein Meister im Armbrustschießen.
- Hula-Hoop-Tänzerin Ashley-Sydney ist die 19-jährige Tochter von Ramona Barelli und soll ihr Publikum mit „einer Mischung aus Wahnsinn und Charme verführen“.
- Joaquim aus Spanien wird als wahrer Meister auf dem gespannten Drahtseil angekündigt.
- Der 14-jährige Francesco ist Franz Barellis Sohn. Er jongliert und zeigt Kunststücke mit den bouncing balls.
- Alte Kameraden: Sie bieten eine Hommage an die glorreichen Tage des Zirkus und bringen mit ihren Akrobatiknummern die Magie vergangener Zeiten in die Gegenwart.
- Anastacia Jidkov aus Amerika zeigt eine Solo-Trapez-Darbietung und wird als eine der Höhepunkte der Show bezeichnet.
- Samuele Manfredini ist ebenfalls ein Akrobat. Er teilt gerne sein Wissen und Können rund um die Kunst des Handstands.
- The Gerlings: Diese hoch angesehene Zirkusfamilie aus Kolumbien präsentiert eine der größten Hochseiltruppen in Europa – The Gerlings.
- Franz Barelli ist nicht nur Regisseur des Zirkusbetriebs, sondern er ist auch das Herz der Familie und des Circus Gebrüder Barelli.
- Timmy Barelli ist der Direktor des Circus Gebrüder Barelli, ein Comedian und vielfältig begabter Musiker.
- Live-Orchester des Zirkus Gebrüder Barelli: Darauf sind die Barellis sehr stolz: Dass das gesamte Programm live vom Orchester untermalt wird.