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“Ihren Ärger wollen wir haben”

Ärger am Hohenzollernring in Bayreuth: Private Open-Air-Partys rauben Anwohnern den Schlaf

Der Bayreuther Manuel Ende wohnt am Hohenzollernring und klagt über Ruhestörung.  Dabei geht es ihm nicht um die Straße. Er berichtet von einer ganz anderen Lärmquelle abseits davon.

Manuel Ende wohnt am Hohenzollernring in Bayreuth und klagt über Ruhestörung. Klingt komisch, ist aber so. Ende geht es dabei nicht um die vielbefahrene, mehrspurige Straße. Seit September gibt es beim Bayreuther Tagblatt die neue Rubrik “Ihren Ärger wollen wir haben!”

Ruhestörung am Hohenzollernring in Bayreuth

Nur wenige Meter vom Hohenzollernring entfernt, direkt neben dem Wohnblock mit der Hausnummer 17, steht ein sogenannter Generationen-Spielplatz. Früher war dort die Bayreuther Diskothek Rosi. Beim Generationen-Spielplatz handelt es sich gewissermaßen um ein Outdoor Fitnessstudio mit verschiedenen Geräten, an denen man seinen Body stählen kann.

Hier kann man sich in er Stadt fit halten ohne in ein Fitnessstudio gehen zu müssen. In der Corona-Pandemie eine schöne Idee, keine Frage. Dass man auf den Geräten auch sitzen und dort spät nachts sehr laut Musik hören kann, ist dagegen wohl nicht im Sinne des Erfinders.

Freiluftparty, wo andere schlafen wollen

Manuel Ende und andere Bewohner des Hauses mit der Nummer 17 am Hohenzollernring fühlen sich massiv gestört. Der Grund sind Jugendliche, die es auf dem Platz mit den Outdoor-Fitnessgeräten mit der Lautstärke deutlich übertreiben und das zum Teil bis in die frühen Morgenstunden. “Das ist schon mal bis 5 Uhr so gegangen.” Die zum Hohenzollernring abgewandte Seite des Wohnblocks ist komplett von dem Lärm betroffen, da sie den Schall voll abkriegt. An Schlafen mit offenem Fenster sei nicht zu denken, wenn unten auf dem Generationen-Spielplatz Freiluft-Disco stattfinde.

Das sagt die Bayreuther Polizei zur Freiluft-Party-Zone am Hohenzollernring:

Das Problem sei bekannt, so ein Polizeisprecher auf Nachfrage des Bayreuther Tagblatt (bt). Mehrfach seien schon Streifen von den Bewohnern des angrenzenden Wohnblocks dorthin gerufen worden. Tatsächlich habe man dort mehr als einmal Personen angetroffen mit entsprechenden Boxen aus denen laute Musik dröhnte. Es habe sogar Platzverweise gegeben. Darüber hinaus seien Personalien der meist jugendlichen Personen aufgenommen und an das Ordnungsamt der Stadt Bayreuth weitergeleitet worden. Das habe dann entsprechende Bußgeldbescheide ausgestellt.

“Dann ist für eine Stunde Ruhe und dann geht das Ganze von vorne los”, sagt Manuel Ende. Auch das sei bei der Polizei bekannt, so ein Sprecher von dort. Man könne schlicht und einfach nicht jedes Mal, wenn es dort zur Ruhestörung kommt, hinfahren. Eine unbefriedigende Antwort für die Bewohner: Das ist verständlich. Aber auch die Antwort der Polizei ist verständlich, leuchtet ein.

Das sagt das Ordnungsamt der Stadt Bayreuth zu den nächtlichen Partys am Hohenzollernring:

Auch beim Ordnungsamt der Stadt Bayreuth ist das Problem bekannt. Auch dort weiß man nicht so recht, was man tun könnte, damit die Bewohner des Hohenzollernring 17 ihre verdiente nächtliche Ruhe bekommen. “Wir sind auf die Polizei angewiesen”, heißt es, “um hier als Ordnungsamt tätig werden zu können.” Auf die Frage nach einer möglichen Einzäunung, verweist man auf das städtische Gartenamt.

128.000 Euro hat das Open-Air-Fitnessstudio der Stadt Bayreuth gekostet. Das berichtet das Stadtgartenamt Bayreuth auf Nachfrage des bt. Es einzuzäunen, abends dann ab- und morgens wieder aufzusperren sei nicht vorgesehen. Anfangs habe man sogar einen Sicherheitsdienst beauftragt, nach dem Rechten zu sehen: Kosten, die auf Dauer nicht tragbar seien, schließlich gebe es ja die Polizei. Außerdem seien Hinweise zur erlaubten Nutzungszeit angebracht worden.

128.000 Euro für Fitness an der frischen Luft – guter Rat teuer

Diese Geschichte dreht sich im Kreis. Alle wissen vom Problem aber so richtig lösen lässt sich es offenbar nicht. “Es ist schade”, sagt Bayreuths OB Thomas Ebersberger auf Nachfrage des bt, “schade, dass ein paar wenige Personen so eine Einrichtung im öffentlichen Raum mit ihrem Verhalten in Frage stellen.” Das deckt sich nach Recherchen des bt mit der Meinung derer, die diesen Platz so benutzen, wie es vorgesehen ist: diejenigen, die hier Fitness-Sport betreiben, tagsüber und ohne laute Musik.

Was man denn tun könnte? An sich nur an die Vernunft appellieren, so Ebersberger. Eines stehe allerdings fest: Nach den Erfahrungen mit diesem Platz am Hohenzollernring werde man sich seitens der Stadt für ähnliche Projekte in der Zukunft sehr genau überlegen, wo man so eine Anlage errichtet. “Wir werden Abstand zu Wohnbebauung halten.”

Bayreuther Tagblatt - Raphael Weiß

 bt-Redakteur Online/Multimedia
Raphael Weiß