Zuletzt aktualisiert am

Coronavirus

Bayreuther “Weihnachtsmarkt light” vor dem Corona-Lockdown: So geht es den Schaustellern

Bald drei Wochen steht der “Weihnachtsmarkt light” in der Bayreuther Fußgängerzone. Das bt hat sich bei Standbetreibern nach der Stimmung erkundigt.

Der “Weihnachtsmarkt light” in der Bayreuther Fußgängerzone: ein Versuch, der wirtschaftlich gebeutelten Schaustellerzunft die Möglichkeit zu geben, arbeiten zu können. Von mehr könne auch nicht die Rede sein, sagten sie auf Nachfrage des bt bereits bei der Eröffnung am 16.11.2020, von weniger aber auch nicht. Rund drei Wochen läuft der Markt nun schon und steht aktuell vor dem vorzeitigem Aus durch die Corona Pandemie. Das bt hat sich bei den Schaustellern umgehört.

Bayreuther “Weihnachtsmarkt light” vor dem Corona-Lockdown: So geht es den Schaustellern

Eva Täuber und Michael Korn sind Geschwister. Sie betreibt den Stand mit den herzhaften Schmankerln wie Bratwurst und Fischsemmel, er einen der Süßigkeitenstände. “Als unsere Mutter starb, war Michael drei Jahre alt”, erzählt Eva Täuber. “Ich musste ihn aufziehen.” Die beiden gebürtigen Korns stammen aus einer Schaustellerfamilie. Seit 1846 verdienen sie damit ihr Geld.

“Ich habe gelernt, das Geld zusammenzuhalten”, erinnert sich Täuber. Ihr Vater habe sie das gelehrt. “Von dem, was in der Kasse ist, wurde immer zuerst das bezahlt, was zu bezahlen war.” Die Folge: ein Leben, fokussiert auf das Wichtigste im Leben, das Leben selbst und das, was es dazu braucht. Luxus gehöre nicht dazu, ebensowenig wie auf großen Füßen zu leben. “Mein Vater hat jedes Auto, das er gefahren hat, bar bezahlt. Da wurde kein Kredit aufgenommen.”

“Wir haben das Angebot verschlankt” (Michael Korn)

“Das Sach zusammenzuhalten” ist offenbar der Schlüssel, dass Schaustellerfamilien wie diese noch gibt. Dazu kommt die Liebe zum Beruf, zur Arbeit. “Es ist wunderschön, dass wir wieder arbeiten dürfen”, sagt Michael Korn. Er strahlt, wenn er das sagt und dabei am Topf mit den gebrannten Mandeln steht.

In einer Generationen übergreifenden Schaustellerfamilie seien sie natürlich nicht auf die Corona-Pandemie vorbereitet worden, aber auf Dinge wie Verknappung und klugen Wareneinsatz. “Wir haben das Angebot verschlankt”, erklärt Korn zu seinem Stand. Genau wie bei Schwester Eva Täuber könne es schon mal sein, dass es das eine oder andere am Ende eines Tages eben nicht mehr gibt.

Lieferketten für den Bayreuther “Weihnachtsmarkt light”: Die Corona-Krise schlägt durch

In unsicheren Zeiten handeln die Schausteller vorsichtig. Das müssen sie auch. So erzählt Michael Korn, dass selbst wenn er bestimmte Produkte kaufen wollen würde für seinen Stand auf dem Bayreuther “Weihnachtsmarkt light”, sie entweder deutlich teurer oder auch beim Lieferanten ausverkauft sind: Die Corona-Krise schlägt also durch.

Die Corona-Krise hat auch soweit durchgeschlagen, dass es keine Getränke mehr gibt: mit und ohne Alkohol nicht. Außerdem steht das vorzeitige Ende dieses Weihnachtsmarktes bevor. Eigentlich nämlich hätten die zehn Stände bis einen Tag vor Weihnachten geöffnet haben dürfen. “Unser Vater hat den 1. Weltkrieg als Jugendlicher erlebt und den 2. als Soldat”, erzählt Eva Täuber. Gesagt hat sie es nicht, aber sie wirkte, als wenn sie hätte sagen wollen: “Wir kämpfen weiter.”

Bayreuther Tagblatt - Raphael Weiß

 bt-Redakteur Online/Multimedia
Raphael Weiß