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Coronavirus

Corona in Bayreuth: Deshalb waren die Infektionszahlen zuletzt so niedrig

Coronavirus: Anfang Dezember 2020 sind die Infektionszahlen in Bayreuth vergleichsweise niedrig. Am 1. Dezember war die Stadt Bayreuth noch die einzige Region in Bayern unter dem Corona-Warnwert.

In Bayern haben Regionen Anfang Dezember mehr als 300 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen. Bayreuth ist weit von diesen Werten entfernt. Dass die Corona-Infektionszahlen in Bayreuth aktuell eher gering ausfallen, hat seine Gründe. Ein Experte vom Robert-Koch-Institut erklärt die vergleichsweise niedrigen Zahlen. Eine Übersicht über die aktuellen Corona-Infektionszahlen in Bayreuth gibt es hier. 

Darum sind die Corona-Infektionszahlen in Bayreuth vergleichsweise niedrig

Roland Hassel war Leiter der Kontaktnachverfolgung im Gesundheitsamt Bayreuth. Aktuell arbeitet er als Notfallberater beim Robert-Koch-Institut. Er freut sich sehr darüber, dass die Bemühungen des Bayreuther Gesundheitsamts im Kampf gegen Covid-19 Früchte zu tragen scheinen. Am 1. Dezember lag Bayreuth als einzige Region Bayerns unter dem Wert von 50 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen. Auch nach leichten Anstiegen an den letzten Tagen, hat Bayreuth eine der niedrigsten 7-Tage-Inzidenzen in Bayern. Es sei offensichtlich, dass die Situation gut unter Kontrolle ist und in und um Bayreuth gute Arbeit geleistet werde.

“Ich glaube, dass dieser Erfolg zwei Hauptfaktoren hat: Zu allererst die Bevölkerung von Bayreuth, die großes Verständnis für die ergriffenen Maßnahmen zeigt und damit den zweiten Faktor ermöglicht:

Gut organisierte und strukturierte Kontaktverfolgung. Während des Sommers ging es bei der Kontaktverfolgung in Bayreuth nicht nur um die Kontaktpersonen der positiven Fälle, sondern auch um die Ermittlung der Infektionsquelle. Das Rückverfolgen von Fällen und das Erkennen möglicher Cluster hatte frühzeitig eine hohe Priorität und führte zu einem fast dreimonatigen Zeitfenster, in dem 100 Prozent der Infektionsketten nachvollzogen werden konnten (positive Fälle kamen aus anderen Landkreisen oder aus dem Ausland). Diese frühzeitige Eliminierung der lokalen Übertragung war nur mit einer strikten Umsetzung der RKI-Empfehlungen möglich.”

(Roland Hassel)

Corona: Strenge Maßnahmen in Bayreuth führten zu niedrigen Zahlen

Laut Hassel sei die strenge Anordnung von Quarantäne und Testungen zunächst als streng wahrgenommen worden. Die Maßnahmen hätten einige Beschwerden nach sich gezogen. Letztendlich führten diese jedoch dazu, dass Infektionsketten gefunden wurden, die sonst übersehen worden wären. “Das diese Infektionsketten doch entdeckt und unterbrochen wurden hat wahrscheinlich zu den geringen Zahlen geführt, die wir heute sehen.”

“Strategisch haben sich die Prioritäten in der dynamischen Situation der Pandemie schnell verschoben. Während zum Beispiel Reiserückkehrer im Sommer eine hohe Priorität hatten, da diese eine entsprechend hohe Positivrate aufwiesen, so wurden die Kapazitäten als es im Herbst erneut zu lokaler Übertragung kam wieder auf lokale Kontaktgeschehen gelenkt.”

(Roland Hassel)

Coronavirus: Warum Kontaktnachverfolgung so wichtig ist

Der Kern jeder Kontaktnachverfolgungsstrategie seien jedoch die Contact Tracing Teams. Der Aufbau von benötigten Kapazitäten habe darin bestanden, frühzeitig neue Mitarbeiter einzustellen und eine intensive und lokal angepasste dreitägige interne Schulung durchzuführen. Diese speziell hierfür eingestellten Contact Tracer hätten dann Erfahrungen in der Kontaktnachverfolgung und den Arbeitsabläufen des Gesundheitsamtes gesammelt.

Diese engagierten Mitarbeiter hätten auch die Entstehung eines Mentorensystems ermöglicht, in dem die bereits erfahrenen Contact Tracer für Neuankömmlinge und Zeitarbeitskräfte verantwortlich waren. Auf diese Weise dienten sie als Multiplikatoren, als die Infektionszahlen wieder angestiegen und mehr Kapazitäten benötigt wurden.

Kontaktnachverfolgung: Verschiedene Gruppen und Schulungen

Die Einteilung von Teams in Fünfergruppen mit jeweils einem Teamleiter sowie die Spezialisierung bestimmter Mitarbeiter auf verschiedene Bereiche (wie Schulen, Kinderbetreuung, Seniorenheime, Rückkehrer usw.) hätten eine bessere Koordination ermöglicht und die Belastung des Managements reduziert.

Die Entwicklung geeigneter Schulungen, der Aufbau einer effektiven Struktur und die Koordination der Teams seien zeitaufwändige Aufgaben, die während einer Krise nur mit ausreichend verfügbarem Managementpersonal (vorzugsweise aus dem Krisenmanagement) durchgeführt werden könnten, so Hassel.

Engagierte Menschen in Bayreuth bekämpfen die Corona-Pandemie

Trotzdem wären alle Schulungen, alle Strukturen und jegliche Strategien umsonst, wenn nicht engagierte Menschen, die lange und harte Stunden als Team zusammenarbeiten, um diese Pandemie zu bekämpfen, sagt Hassel.

“Ich glaube, dass die Kontaktverfolgung in Bayreuth ein Beispiel dafür sein kann, dass ein gutes Management, geeignete Strukturen und engagierte Teams die Kontaktverfolgung äußerst effektiv und lohnenswert machen können. Ich bin stolz auf meine Teams, Kollegen und die geleistete Arbeit.

Wie viele Leben wir gerettet haben, werden wir nie erfahren. Naja, “es gibt keinen Ruhm in der Prävention!” Das hat jeder Contact Tracer in Bayreuth am ersten Tag gelernt.
Es war eine Freude, in diesen schweren Zeiten mit euch zusammenzuarbeiten. Macht weiter so, denn es ist noch nicht vorbei! Aber nehmt euch Zeit, um wertzuschätzen, was bereits erreicht wurde, um für die kommenden Monate etwas Kraft zu tanken!”

(Roland Hassel)

Bayreuther Tagblatt - Redaktion

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