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Handwerk

Corona-Krise: Oberfränkische Handwerkskonjunktur erholt sich langsam

Obwohl es einen leichten Aufwärtstrend gibt, bleibt die Wirtschaftliche Lage im Handwerk weiterhin angespannt. Das ergibt eine Umfrage der Handwerkskammer für Oberfranken unter 501 Betrieben mit 7.543 Beschäftigten.

Durch die Lockerungen in der Corona-Krise vermeldet das oberfränkische Handwerk wieder leicht anziehende Geschäfte und Tendenzen einer konjunkturellen Aufwärtsbewegung. Das Handwerk hatte es während des Lockdowns nicht leicht. So habe es gerade die Metallarbeiter gewaltig gebeutelt, berichtete der Geschäftsstellenleiter der Kreishandwerkerschaft Reinhard Bauer.

Stabile Arbeitsplätze im Handwerk

„Im Zuge des Neustarts hat sich die Geschäftslage im Handwerk wieder etwas verbessert und der Geschäftsklimaindex ist auf 105 Punkte gestiegen“, erläutert Thomas Zimmer, Präsident derHandwerkskammer für Oberfranken. Besonders bemerkenswert sei allerdings, dass trotz der Corona-Pandemie per Saldo gerade einmal nur etwas mehr als jeder 20. Betrieb im oberfränkischen Handwerk Entlassungen vornehmen musste. Derart stabile Beschäftigungsverhältnisse seien ein wichtiges Argument, das die hohe Bedeutung und die Notwendigkeit des Handwerks alsStabilitätsanker der Wirtschaft unterstreiche.

„Für mich ist das ein besonders starkes Zeichen und betont die Systemrelevanz unserer Handwerksbetriebe. Während Großunternehmen zahlreiche Stellen streichen, hält das Handwerk an seinen Mitarbeitern fest. Selbst dann, wenn wirtschaftlich schwierige Zeiten ins Haus stehen!“

(Thomas Zimmer, Präsident der Handwerkskammer Oberfranken)

Hohe Umsatzeinbußen in oberfränkischen Handwerksbetrieben

Für eine Entwarnung sei es dennoch zu früh, so der Präsident weiter. „Unsere Mitgliedsbetriebe melden weiterhin hohe Umsatzeinbußen und starke Auftragsrückgänge. Wenn wir hier keine Trendumkehr schaffen, laufen wir Gefahr, auch im Handwerk in eine tiefe Rezession zu rutschen.“ Das oberfränkische Handwerk sei noch weit von einer Rückkehr zur Normalität entfernt. Fehlende Mitarbeiter, strenge Hygieneauflagen und teils unterbrochene Lieferketten würden bei einigen Betrieben für niedrigere Umsätze bei gleichzeitig höheren Kosten sorgen. Gerade deshalb dürften auf die Betriebe keine neuen bürokratischen oder finanziellen Belastungen zukommen.

„In diesem Zusammenhang ist es für mich völlig unverständlich, warum etwa die Umstellung auf zertifizierte Kassen nicht verschoben wurde. Auch mit der Mehrwertsteuersenkung hat man in dieser Form unseren Mitgliedern keinen Gefallen getan. Im Gegenteil: Mitten in der Krise bekommen wir regelrechte Bürokratiebrocken aufgetischt!“

(Thomas Zimmer, Präsident der Handwerkskammer Oberfranken)

Friseure haben wirtschaftliche Probleme

Auch der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, Thomas Koller, warnt vor zu großer Euphorie trotz besserer Konjunkturergebnisse im Vergleich zu den Vormonaten: „Die Erholungstendenzen kommen in erster Linie aus den Bau- und Ausbauhandwerken, die am geringsten von den Corona-Einschränkungen betroffen waren.“ Andere Handwerkszweige, ganz besonders Friseure und Kosmetiker sowie auch die Gesundheitshandwerke, hätten durchaus noch ernste wirtschaftliche Probleme.

„Nach wie vor macht diesen Betrieben die Konsumzurückhaltung auf Kundenseite zu schaffen. Aktuell ist die Nachfrage weiterhin zu gering, um die Umsatzausfälle bis zum Jahresende auszugleichen“, erklärt der Hauptgeschäftsführer. Zudem drohe ein weiterer Nachfragerückgang, wenn Arbeitslosigkeit oder Unternehmensinsolvenzen in den nächsten Monaten steigen sollten.

„Trotz einer leichten Verbesserung der Geschäftslage ist das Handwerk noch lange nicht über dem Berg. Insgesamt halten wir das von der Bundesregierung beschlossene Konjunkturpaket für einen guten Mix. Allerdings werden erst die nächsten Monate zeigen, ob die Maßnahmen ausreichen, um die dringend notwendigen Wachstumsimpulse für die Handwerkswirtschaft zu setzen.“

(Thomas Koller, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer)

Einschätzungen aus einzelnen oberfränkischen Handwerkszweigen

  • In den Bau- und Ausbauhandwerken macht sich die Corona-Pandemie weiterhin kaum bemerkbar. Zwar hat sich die Geschäftslage in beiden Branchen gegenüber dem Vorjahr leicht verschlechtert, wird aber weiterhin mit Zufriedenheitswerten von 92,5 % bzw. 86 % sehr gut beurteilt.
  • Bei Zulieferern und Betrieben des gewerblichen Bedarfs hat sich die Geschäftslage im Vergleich zu Beginn des Jahres weiter verschlechtert. Dennoch betrachten 29 % die aktuelle Lage als gut, weitere 32 % als befriedigend.
  • Durch die Wiedereröffnung des Handels hat sich die wirtschaftliche Situation im Kfz- Handwerk zum Vorquartal etwas verbessert. Immerhin finden über 60 % wieder eine mindestens befriedigende Geschäftslage vor.
  • Ebenfalls etwas besser als noch vor drei Monaten fällt das Urteil in den Nahrungsmittelhandwerken aus. Dennoch fehlen nach wie vor Bäckern und Metzgern Aufträge im Event- und Cateringbereich.
  • Die Gesundheitshandwerke hat die Corona-Pandemie besonders hart getroffen. Der Handel musste zeitweise eingestellt werden und auch jetzt sind Kunden noch zögerlich, sodass 57 % der Befragten die aktuelle Geschäftslage als schlecht beurteilen.
  • Ähnliches gilt für Friseure und Kosmetiker. Die aktuell hohe Nachfrage konnte die durch Betriebsschließungen verursachten Umsatzausfälle nicht kompensieren. Darüber hinaus erschweren Hygieneauflagen das Geschäft. Trotzdem hat sich die wirtschaftliche Lage in den letzten drei Monaten verbessert: 62 % der befragten Salons sind mit der aktuellen Situation mindestens zufrieden.www.hwk-oberfranken.de www.hwk-lernen.de www.facebook.com/HWKOberfranke

Bayreuther Tagblatt - Redaktion

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