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Coronavirus

Coronavirus: So leiden Kinder aus hilfsbedürftigen Familien in Bayreuth unter der Krise

Die Familienpaten des Kinderschutzbundes Bayreuth können ihren Familien momentan nicht so zur Seite stehen, wie sie wollen. 

Durch die Coronakrise und die damit verbundenen Einschränkungen, sind auch Familien betroffen, die auf dringend benötigte Unterstützung verzichten müssen. Der Kinderschutzbund hat das Projekt der Familienpaten ins Leben gerufen, aber die können während der Krise nicht so tätig werden, wie sie wollen.

Kurz und knapp – Was ist ein Familienpate?

Auch der Kinderschutzbund Bayreuth bietet eine solche Familienpatenschaft an. Familien, die Hilfe benötigen, können sich beim Kinderschutzbund melden und nach einer solchen Patenschaft fragen. Der Pate hilft der Familie dann ein paar Stunden in der Woche ehrenamtlich. Zuvor muss er eine Schulung absolvieren. In dem Programm sind zum Beispiel Alleinerziehende mit drei Kindern. Der Familienpate verbringt Zeit mit den Kindern und das Elternteil kann einkaufen gehen oder andere Erledigungen machen. Der Pate kann auch unterstützen beim Erledigen der Hausaufgaben, dem Ausfüllen von Formularen oder bei amtlichen Gängen.

Aktuelle Situation

Durch die momentane Lage können die Familienpaten allerdings nicht zu ihren Familien. “Gerade jetzt bräuchten die Familien so dringend diese Unterstützung”, sagt Sozialpädagogin Ulrike Thoma-Korn vom Kinderschutzbund Bayreuth. Sie hat vor und in den Osterferien mit den Familien telefoniert und so die Stimmung erkundet. “Die Hausaufgaben und Schulsituation belastet sehr.” Gerade Kinder von Grundschule bis zur 6. Klasse seien betroffen.

“Der Alltag muss umstrukturiert werden und das ist eine große Umstellung. Das alles unter einen Hut zu bringen ist eine große Herausforderung für viele”, sagt Thoma-Korn. Man stelle sich eine Familie vor, die Mutter im Home-Office, mit drei Kindern unterschiedlichen Alters. “Eine Mama hat mir erzählt, dass sie für eine E-Mail zwei Stunden gebraucht hat.”

Familienpaten halten Kontakt

Die Familienpaten bleiben in Kontakt mit ihren Familien und versuchen trotzdem zu unterstützen. “Sie telefonieren, schreiben E-Mails oder WhatsApp-Nachrichten, skypen oder schicken Sprachnachrichten”, erzählt die Sozialpädagogin. “Zum Teil werden Geschichten vorgelesen, per Sprachnachricht aufgezeichnet und dann verschickt. Die Kinder können sich dann die Geschichte von ihrem Paten vorlesen lassen, ohne das er vor Ort ist.” Eines habe Thoma-Korn jedoch ganz deutlich gemerkt, als sie mit den Familien gesprochen hat: “Alle Familien vermissen ihre Paten!” Und auch die Paten seien traurig. “Bis 4. Mai ist der Kontakt auf jeden Fall ausgesetzt. Ob es danach gleich wieder weitergeht, wissen wir noch nicht.”

Gewalt innerhalb der Familien

Laut verschiedener Medienberichte, soll die häusliche Gewalt durch die Ausgangsbeschränkungen gestiegen sein. Aus den betreuten Familien hat Thoma-Korn noch keinen Hilferuf erhalten. Sie könne sich jedoch vorstellen, dass es in den Familien, in denen bereits Gewaltpotenzial vorhanden ist, zu Gewaltausbrüchen komme. “Das muss aber keine körperliche Gewalt sein. Es reicht schon, wenn das Kind laut angeschrien wird.”

Allerdings sei es derzeit auch einfacher, Anzeichen körperlicher Gewalt zu verstecken, da die Kinder nicht in mit andere erwachsenen Bezugspersonen wie Erzieher oder Lehrer in Berührung kommen. “Sachen die sonst auffallen, kommen jetzt nicht ans Tageslicht.” Gerade deswegen betont Thoma-Korn, dass der Kinderschutzbund über viele Kanäle erreichbar ist. “Wir versuchen da zu sein und zu helfen.”

Bayreuther Tagblatt - Katharina Adler

 bt-Redakteurin Online/Multimedia
Katharina Adler