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Weihnachten 2020

Ein Stern über Bayreuth: Die bt-Weihnachtsgeschichte

Auch mit AHA-Regel und den Corona-Maßnahmen: Das Team vom Bayreuther Tagblatt wünscht allen Lesern Frohe Weihnachten.

Das Jahr 2020 ist in der Zielkurve. Heute ist Weihnachten. Es ist ein anderes Fest der Liebe, als wir es kennen. Corona hat es so werden lassen. Vieles, was so normal für uns ist, gibt es so dieses Jahr nicht. Hier ist die Geschichte von Josefine.

Josefine am Weihnachtsmorgen auf Gassi-Tour mit ihrem Hund Casper

“Es ist zu warm für diese Jahreszeit”, denkt Josefine so bei sich als sie wie jeden Tag mit dem Hund rausgeht. Jeden Tag dreht sie morgens dieselbe Runde, vorbei am ZOH in Bayreuth. Jeden Tag dieselben Menschen, nur heute ist es anders. Nicht, weil Weihnachten ist, auch nicht weil Corona ist. “Wo ist der alte Mann, der immer da sitzt?”, fragt sich Josefine.

Er war immer da, wenn sie mit ihrem Hund Casper da vorbei ging auf der Gassi-Tour durch Bayreuth. Dieser alte Mann, den Josefine vermisste, kennen nur die Leute, die da regelmässig vorbei gehen und die Augen offen haben. Sonst fällt sein Fehlen keinem auf.

“Pfui! Das ist nix für Dich!”

Josefine ist eine junge und engagierte Frau: Das Klimaproblem auf der Erde im Sinn und die Augen stets offen für die Sorgen und Nöte der Allgemeinheit, der Menschen wie Du und ich. Der alte Mann geht ihr nicht aus dem Kopf. Ihr Handy klingelt: Ihre Lebensgefährtin ist am Apparat. “Denkst Du dran?”, fragt sie. “Jaaaa! Ich denke dran.” Das Paar will heuer einen Weihnachtsbaum haben.

Fine packt also Casper ins Auto. “Genug mit Gassi gehen!” und “Pfui! Das ist nix für Dich!”, sagt sie zu ihrem Hund. In der Box auf dem Rücksitz im Auto sind nämlich Plätzchen. Casper hatte sie längst gerochen. Die Plätzchen sind für den Vater von Marie, die Lebensgefährtin von Fine. Er liegt im Krankenhaus.

“Es wird anders sein”

Fine fährt zur Hohen Warte. Dort darf man für seine Lieben im Krankenhaus Plätzchen abgeben. Besuchen darf man seine Liebsten nicht. “Wenigstens etwas”, hatte Marie ihr noch gesagt und sie gebeten, einen süßen Weihnachtsgruß dort für ihren Papa abzugeben.

“Es wird anders sein, aber Weihnachten findet statt.” Kirchen sagen das, auch das Bayreuther Christkind sagt das und wir alle wissen es längst. Fine gibt also die Box mit den Plätzchen für Marie‘s Vater ab.

“Auftrag ausgeführt”

“Er wird sich drüber freuen”, sagt die Dame am Klinikempfang. Fine kehrt traurig zurück zum Auto, packt das Handy aus und ruft Marie an. “Auftrag ausgeführt.” “Danke Dir, meine Liebe”, antwortet Marie.

Marie ist K1. Sie hatte Kontakt mit einem Corona-Infizierten und ist deswegen in Quarantäne. Fine will schon auflegen, da sieht sie etwas in einem Fenster der Klinik. Es ist Marie‘s Vater. “Er winkt mir zu”, berichtet Fine ihrer Freundin.

Ein Stern ist über Bayreuth aufgegangen

Auf dem Rückweg – den Weihnachtsbaum längst vergessen – kommt Fine wieder am ZOH vorbei. “Wo nur dieser alte Mann ist?”, fragt sie sich. “Er war doch immer da.” Fine steht an der roten Ampel, da geht der Gesuchte als Fußgänger über die Straße.

In dem Moment ist es für Fine so, als habe sie ein Licht am Himmel gesehen. Marie wird sie später sagen “Ich glaube, ich habe einen Stern über Bayreuth aufgehen sehen.” Fine und Marie feiern Weihnachten in getrennten Zimmern und sind sich einig, dass das in der Corona-Pandemie das beste für beide ist.

Das bt-Team wünscht Frohe Weihnachten!

Bayreuther Tagblatt - Raphael Weiß

 bt-Redakteur Online/Multimedia
Raphael Weiß