“Heftiger Anstieg” bei Tripper und Chlamydien – ein Bayreuther Experte klärt auf

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Max Tetzner arbeitet ehrenamtlich in der Bayreuther Aids-Beratungsstelle. Der Fitnesstrainer weiß dadurch, welche Geschlechtskrankheiten am häufigsten in Deutschland auftreten. Und eines fällt auf: Die Zahl derer, die Tripper oder Chlamydien haben, steigt ziemlich heftig an.

Bayreuther klärt über Chlamydien und Tripper auf

“Die sogenannten Big Five der Geschlechtskrankheiten sind Hepatitis, HIV, Chlamydien, Syphilis und Tripper”, sagt Max Tetzner. Sichere Zahlen an Neuerkrankungen gebe es dabei nur von Syphilis, HIV und Hepatitis. Bei Tripper gibt es nur in Sachsen eine Meldepflicht. Deswegen stehen hier für das gesamte Bundesgebiet keine Zahlen zur Verfügung. Auch für Chlamydien gibt es keine Meldepflicht. Warum eigentlich? “Es gibt so viele Menschen, die Chlamydien haben, dass Ärzte mit dem Melden nicht mehr hinterherkommen würden”, sagt Tetzner. Weltweit seien nämlich etwa 89 Millionen Menschen betroffen.

Die Chlamydien-Infektion wird durch Bakterien verursacht, die über die Schleimhäute übertragen werden. Häufig mache sich ein brennendes, ziehendes Gefühl beim Wasserlassen bemerkbar. “Bei Chlamydien ist es so, dass Männer häufig Symptomfrei sind. Die frühe Symptomatik spüren Frauen deutlich häufiger”, sagt er. Jedoch seien Menschen in monogamen Beziehungen wesentlich weniger betroffen, als Menschen mit häufig wechselnden Sexualpartnern.

Tripper (Gonorroeh) ist einer Chlamydien-Infektion nicht unähnlich. Auch bei dieser Krankheit sind Bakterien die Verursacher und werden über die Schleimhäute übertragen. Tripper könne oral oder an den Geschlechtsorganen auftreten. Tritt der Tripper im Rachen auf, könne er auch beim Küssen übertragen werden. Zu den Symptomen der Krankheit im Genitalbereich gehöre unter anderem ein brennendes Gefühl beim Toiliettengang.

HIV, Syphilis und Hepatitis
“HIV erkennt man gar nicht”, sagt Max Tetzner. Man habe keine eindeutigen Symptome wie Nachtschweiß, sondern es gebe unglaublich viele Gesichter. “Es gibt nichts, was man ausschließlich HIV zuordnen kann.” Im Endeffekt bringe nur der HIV-Test Klarheit darüber, ob diese Erkrankung vorliege oder nicht.

Auch Hepatitis lasse sich nur über einen Test feststellen. Es sei denn, die Krankheit ist schon so weit fortgeschritten, dass der Erkrankte nicht mehr lange zu leben habe, sagt Tetzner. Nieren- und Leberversagen können Folgen sein. Wer ungeschützten Geschlechtsverkehr mit einem oder einer Unbekannten hatte, sollte sich testen lassen, warnt er.

Dagegen gäbe es bei Syphilis eine eindeutigere Symptomatik. “Syphilis ist eine Erkrankung der Nerven”, sagt Tetzner. Sie lasse sich gut mit Penicillin behandeln. Ein typisches Symptom sei eine offene, harte Stelle, die wie ein Pickel aussähe, aber aus deren Mitte ein Sekret abfließe. “Dieses Sekret ist hochgradig infektiös”, erklärt er. Diese Stelle tritt dort auf, wo man es sich eingefangen hat: also entweder im Rachenraum oder an den Geschlechtsorganen.

Schuldzuweisungen sind unfair

“Bei den sexuell übertragbaren Krankheiten ist ein großes Stigma und eine ganz starke Schuldzuweisung dabei”, sagt Tetzner. Das gehe dann häufig in die Richtung “hättest du doch ein Kondom genommen” und würde noch viele weitere Weisheiten im Konjunktiv beinhalten. Aber die Situation lasse sich danach nicht mehr ändern. “Wenn man in dem Augenblick wüsste, dass man sich ansteckt, würde man eine andere Entscheidung treffen”, sagt er.

“Man hat im falschen Moment zu viel Vertrauen in eine Handlung gegeben und nachher zeigt sich, dass es eben falsch war.” Das schlimme daran sei, dass derjenige von der Gesellschaft dann auch noch bestraft wird, sagt der Fitnesstrainer. Zu den gesellschaftlichen Strafen gehören: Vorurteile, Ausschluss oder Mobbing. “Ich finde das unfair”, sagt Tetzner. Die Menschen, die in die Aids-Beratungsstelle kommen, würden sich größtenteils nicht schämen, dass sie eine Geschlechtskrankheit haben. Sie fürchten eher die Reaktionen der Gesellschaft, eben weil dieses Thema noch sehr stigmatisiert sei.

Max Tetzner arbeitet ehrenamtlich bei der Aids-Beratungsstelle. Foto: Katharina Adler.