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Unwetter

Hochwasser im Kreis Bayreuth: Experten sprechen von „hundertjährlichem Ereignis“

Nach dem Hochwasser in Bindlach am 5. Juni 2021: Bürgermeister Christian Brunner hat über das Ausmaß der Schäden berichtet.

Am Samstag, den 5. Juni hat ein Hochwasser in Bindlach erhebliche Schäden angerichtet. Bürgermeister Christian Brunner berichtete dem Gemeinderat am Montag (14. Juni 2021) über das Ausmaß der Katastrophe. Die Feuerwehr in Bindlach sprach damals von einem “Ausnahmezustand”.

Hochwasser in Bindlach: Bis zu 110 Liter Starkregen in zwei Stunden

“Ich möchte nicht beschwichtigen und nichts kleinreden. Gleichzeitig möchte ich Gerüchte und falsche Behauptungen aus der Welt schaffen.” Mit diesen Worten eröffnete Bürgermeister Christian Brunner (CSU) die Gemeinderatssitzung in Bindlach.

Auf einer Übersichtskarte skizzierte er die Niederschläge vom Samstagnachmittag. Im Hussengut in Bayreuth seien es innerhalb von etwa zwei Stunden 61,6 Liter Wasser pro Quadratmeter gewesen. Beim Kindergarten Regenbogen in Bindlach dann schon 90,1 Liter. Über den Ortsteil Stöckig hinter dem Bahnhof haben sich in der gleichen Zeit 110 Liter Regen ergossen. Zum Vergleich: In Neudrossenfeld habe es keine drei Liter geregnet.

Hochwasser in Bindlach: “Fast kein grüner Fleck mehr” im Trebgasttal

Brunner habe das Hochwasser in Bindlach an verschiedenen Orten erlebt. Als er nachmittags vom Bindlacher Berg in den Ort zurückgefahren sei, und rechts in das Trebgasttal geblickt habe, sei dort “fast kein grüner Fleck mehr” zu sehen gewesen, berichtete er. Dort im Tal hat das Hochwasser die Bindlacher Ortsteile Gemein und Zettlitz besonders hart getroffen.

Beim Bindlacher Bahnhof träfen die Bäche Furtbach und Flußgraben aufeinander. Der Furtbach entwässere den Oschenberg und brachte über Allersdorf erhebliche Wassermengen nach Bindlach, so Brunner.

Hochwasser lässt Auto zur Hälfte im Wasser verschwinden

Der Flußgraben fließt entlang der St.-Georgen-Straße im Industriegebiet. “Dort hat das Bachbett kaum ein Gefälle, entsprechend langsam ist die Fließgeschwindigkeit des Wassers. Das war tückisch”, sagte Brunner. Der Flußgraben habe sämtliche Wassermassen von der Hohen Warte westlich des Ortes mit sich gebracht. Mehrere Firmen seien hier in Mitleidenschaft gezogen worden. Auf der anderen Seite der Bahnlinie im Stöckig stand ein Auto einen guten Meter tief im Wasser.

Das Profil des Ortsteils Gemein beschrieb Brunner als “das Ende einer Einkerbung am Berg zwischen den Ortsteilen Buchhof und Pferch”. Dorthin floss das Wasser ab.

Auch der Ortsteil Gries im Bereich der Siegeseiche habe mit enormen Wassermassen zu kämpfen gehabt, so Brunner. Gemeinderat Helmut Steininger (SPD) wohnt selbst im Gries. Er berichtete von drei Nachbarhäusern, die im Keller einen Schaden von insgesamt fast 100.000 Euro erlitten hätten.

Bürgermeister: Kritik am Kanalsystem muss ich “aufs Schärfste zurückweisen”

Brunner berichtete, er habe von mehreren Stellen Kritik am Kanalsystem der Gemeinde gehört. Dieses hätte es dem Hochwasser in Bindlach besonders einfach gemacht, weil die Absperrschieber verschlossen gewesen wären. “Das stimmt nicht”, stellte Brunner klar. Die Überflutung sei durch Wasseraustritt aus den vollen Kanälen aufgetreten. Die Kanäle in Bindlach seien vom Institut für technisch-wissenschaftliche Hydrologie (ITWH) untersucht worden.

Auch die Behauptung eines Architekten, wonach der Grundwasserstand in Bindlach höher sei als anderswo, ist “schlechtweg falsch”.

Kritik an Feuerwehr Bindlach – eine “bodenlose Frechheit”

Noch längst seien laut Brunner noch nicht alle Schadensbilder erfasst. Dies sei nun dringlichste Aufgabe bei Ortsterminen. Bei einem Termin mit dem ITWH strebe man eine kommunale Überflutungsvorsorge an.

Allein am Samstag habe sie rund 150 Einsätze abgearbeitet. Pausenlos hätten die Feuerwehrleute gearbeitet und dabei einen herausragenden Job gemacht. Brunner wies entsprechend jede Kritik diesbezüglich zurück. Beim Hochwasser in Bindlach sei Kritik an der Feuerwehr “eine bodenlose Frechheit”, sagte der Bürgermeister.

In der vorigen Gemeinderatssitzung war zu erfahren: Das geplante Feuerwehrhaus in Bindlach nimmt konkrete Formen an. 

Hochwasser in Bindlach ein “hundertjährliches Ereignis”

Das Ausmaß der weitreichenden Überschwemmungen sei deutlich geworden, nachdem das Landesamt für Umweltschutz (LfU) sowie das ITWH ihre Einschätzung abgegeben haben. Nach Berechnung und Auswertung der Radardaten sei der 5. Juni “ein hundertjähriges Ereignis” gewesen.

Jürgen Lenkeit

 bt-Redakteur Online/Multimedia
Jürgen Lenkeit