Ist ein Neubau des Klinikums Bayreuth realistisch?

Zuletzt aktualisiert am

Die CSU schickt Thomas Ebersberger, der derzeit Bayreuths zweiter Bürgermeister ist, als OB-Kandidat in den Kommunal-Wahlkampf 2020. Er plädiert nun für einen Neubau des Klinikums am Roten Hügel, statt es zu sanieren. Ein Antrag von ihm dazu ist bereits im Rathaus eingegangen. Realistische Option oder nur eine Illusion? Das sagen die stellvertretende Aufsichtsratvorsitzende Brigitte Merk-Erbe, die Geschäftsführung des Klinikums und SPD-Kandidat Andreas Zippel dazu.

Klinikum und Medizincampus vereint

Thomas Ebersberger argumentiert damit, dass die Kosten für eine Sanierung des Klinikums bereits sehr hoch seien. Außerdem spiele auch der geplante Medizincampus eine wesentliche Rolle: Laut Ebersberger solle beides am besten zusammen auf einer Fläche nahe der Universität Bayreuth realisiert werden. Wo genau ist allerdings unklar.

Was das Klinikum Bayreuth dazu sagt

So reagierte die Geschäftsführung des Klinikums Bayreuth auf Thomas Ebersbergers Vorschlag:

Die Diskussionen um einen Neubau oder eine Sanierung wurden in der Vergangenheit ausführlich und detailliert geführt, mit deutlicher Mehrheit beschlossen und auch publiziert. All die dabei berücksichtigten Argumente haben nach wie vor Gültigkeit.

Für das Klinikum Bayreuth als kommunales Krankenhaus kommen die Fördergelder aus dem Bayerischen Gesundheitsministerium und nicht vom Wissenschaftsministerium, das lediglich für den Medizin-Campus zuständig ist. Die Frage Neubau oder Sanierung ist daher unabhängig vom Medizin-Campus zu bewerten.

Neben den Kosten und den Fördergeldern ist aber vorrangig der Faktor Zeit ausschlaggebend. Wir haben einen gültigen Förderbescheid; Gutachten und Genehmigungen sind eingeholt. Wir erwarten in Kürze die Baugenehmigung für den ersten Bauabschnitt und dann wird es losgehen.

Jetzt die Diskussion über einen Neubau zu führen, würde heißen, dass noch einmal viel Zeit ins Land gehen würde, bevor sich etwas tut. Mit Blick auf die bestehende Infrastruktur braucht das Klinikum eine schnelle Lösung.

(Geschäftsleitung des Klinikums Bayreuth)

Was Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe sagt

Die Oberbürgermeisterin und stellvertretende Aufsichtsratvorsitzende Brigitte Merk-Erbe zeigt sich überrascht vom Antrag ihres jetzigen Stellvertreters. Sie befürchtet, dass es so zu Verzögerungen in der Umsetzung kommen könnte. “Meines Erachtens brauchen das Klinikum und das für die Region Bayreuth so wichtige Projekt Medizincampus Planungssicherheit und Verlässlichkeit. Ich halte es für keine gute Idee mit dem Klinikum Wahlkampf machen zu wollen – völlig unabhängig davon, dass derzeit kein Grundstück zur Verfügung steht und auch nicht gesagt worden ist, was mit den  jetzigen Gebäuden geschehen soll”, äußert sie sich auf Anfrage des Bayreuther Tagblatts.

Brigitte Merk-Erbe. Foto: Carolin Richter

Über den Antrag von Bürgermeister Thomas Ebersberger bin ich verwundert. Die bisherigen Überlegungen und Vorbereitungen, das Klinikum Bayreuth im Bestand zu sanieren statt einen Neubau zu errichten, sind das Ergebnis aufwendiger Prüfungen und entsprechender Beschlüsse der Gremien des Klinikums.

Ich befürchte, dass eine neuerliche Diskussion für viel Unruhe rund um das Klinikum Bayreuth sorgen wird. Mir stellt sich auch die Frage, welche Auswirkungen eine solche neuerliche Phase der Verunsicherung auf den im Entstehen befindlichen Medizincampus Oberfranken haben wird, der ja bereits in den Startlöchern steht. Schon 2021 werden die ersten Medizinstudenten in Bayreuth erwartet.

Die bisherigen Planungen sind weitestgehend mit der Bayerischen Staatsregierung besprochen. Wenn nun die bisherigen Absprachen plötzlichen nicht mehr gelten sollen, stellt sich die Frage der Fördersituation völlig neu, was ein ‚Hintenanstellen‘ bedeuten kann.

(Brigitte Merk-Erbe, stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende des Klinikums Bayreuth)

Was SPD-Kandidat Andreas Zippel sagt

Laut Andreas Zippel sei bis heute nicht klar, wie der Aufbau eines Medizincampus gelingen solle. Statt baulicher Planungen schlägt der SPD-Kandidat vor, sich mehr mit Themen der Verwaltung zu beschäftigen. Zippel findet, Ebersberger habe seine Idee nicht umfassend durchdacht:

Andreas Zippel. Foto: SPD

Der Bürgermeister hat bei seinem Vorschlag eines Neubaus jedoch außer Acht gelassen, dass bereits umfangreiche Renovierungsarbeiten von über 30 Millionen am Klinikum getätigt und von der Staatsregierung bezuschusst wurden – Gelder, die das Klinikum nicht zurückzahlen kann.

Dazu kommt, dass es gerade ein Vertreter der CSU-geführten Landesvertretung war, der vor gut zwei Jahren deutlich gemacht hatte, dass es keine Zuschüsse der Landesregierung für einen Neubau des Klinikums gäbe.

(Andreas Zippel, OB-Kandidat der SPD)

Im Fokus: Bessere Arbeitsbedingungen für Pfleger und Ärzte

Stattdessen schlägt Zippel vor, den Fokus auf strukturelle Verbesserungen zu legen: Das bedeutet, man solle einerseits bessere Arbeitsbedingungen für das Klinikpersonal anstreben. “Nur so kann angesichts eines bereits bestehenden Pflege- und Ärztemangels ein qualitativ hoher Versorgungsstandard gesichert werden. Im Klinikum arbeiten Menschen, keine Maschinen”, erklärt Zippel. Andererseits solle seiner Meinung nach der bestehende Aufsichtsrat des Klinikums abgeschafft werden. Die Aufsicht übernehme dann der gemeinsame Zweckverbands-Ausschuss der Stadt und des Landkreises Bayreuth. Der Grund: Die bisherigen Strukturen seien nicht effizient und wichtige Entscheidungsträger nicht eingebunden.

Auch interessant: