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Coronavirus

Zu viele Impfdosen, zu wenig Impflinge? So sieht es in den Bayreuther Arztpraxen aus

In den vergangenen Wochen lassen sich immer weniger Menschen gegen das Corona-Virus impfen. Spüren das auch die Hausärzte? Das bt hat bei den Bayreuther Arztpraxen nachgefragt.

Anfang des Jahres klagte man über zu wenig Impfstoff – jetzt hat man zu wenig Impflinge. Wie äußert sich dieser Umstand bei den Bayreuther Hausärzten?

Das Landratsamt meldete im Juli zahlreiche freie Impftermine.

Zu wenig Impflinge in Bayreuth – auch die Hausärzte bekommen das zu spüren

Dr. med. Ingo Rausch, Hausarzt in der Meyernberger Straße in Bayreuth, kann bestätigen, dass die Impfbereitschaft spürbar zurückgegangen ist und keine Patienten für die Erstimpfung nachrücken. Zwar blieben in seiner Praxis kaum Impfdosen übrig, das liege aber daran, dass nur so viel Impfstoff bestellt wird, wie in naher Zukunft gebraucht wird.

Besonders betroffen seien nach seiner Auffassung die unter 35-Jährigen: “Aus der Altersstufe hören wir meistens, dass jetzt erstmal Sommer sei. Corona ist im Moment in den Köpfen etwas weiter weg als noch vor einem halben Jahr.”

Bayreuth: Impfdosen müssen weggeworfen werden

Petra Kienle, medizinische Fachangestellte in der Hausarztpraxis von Stefan Beierlein in Bayreuth, klagt über die aktuellen Umstände: “Wir merken das auf jeden Fall sehr stark. Aus einem Fläschchen bekommen wir sechs Impfdosen. Aber wenn nur vier Patienten kommen, dann muss der Rest halt weg.” In ihrer Praxis mussten also schon mehrere Impfdosen weggeworfen werden.

Kienle vermutet, dass hinter der sinkenden Nachfrage einige der Lockerungsmaßnahmen stecken könnten. Dadurch dass man für bestimmte Aktivitäten keinen Impfpass oder negativen Corona-Test mehr brauche, sähen möglicherweise manche Menschen die Notwendigkeit der Impfung nicht mehr.

Landkreis Bayreuth: Menschen wollen auf Corona-Impfung warten

Im Landkreis Bayreuth kann man kontrollierter an die Organisation der Impfdosen herantreten. Dr. Petra Reis-Berkowicz hatte in ihrer Praxis in Gefrees bereits im Juni ihre Patienten weitgehend durchgeimpft. “Insgesamt haben wir bisher vielleicht eine Hand voll weggeworfen, weil man eben doch eine Dosis mal nicht an den Mann bekommt. Wir treffen auch jeden Tag noch Menschen, die sagen, sie wollen aus irgendwelchen Gründen noch warten.”

Reis-Berkowicz betont aber auch, dass sie in den vergangenen Monaten sehr schnell gearbeitet haben und deswegen jetzt so gut organisiert sind und entsprechend dem Bedarf bestellen können. “Wir hatten manchmal Tage, an denen wir 200 Impfungen durchgeführt haben. Länger als ein paar Monate kann man das aber auch nicht machen, dafür braucht man ein starkes Team mit viel Ausdauer.”

Bayreuther Tagblatt - Michael Kind

 bt-Redakteur Online/Multimedia
Michael Kind