Klinikum: Geschäftsführer Haun hört auf

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Das Klinikum kommt nicht zur Ruhe. Wie am Freitagmittag bekannt wurde, wird der Geschäftsführer der Klinikum Bayreuth GmbH, Dr. Joachim Haun, seinen am 30. September 2020 auslaufenden Vertrag nicht verlängern. Das hat Haun bei einer Sitzung des Aufsichtsrates bekannt gegeben. Haun nennt persönliche Gründe für seine Entscheidung. 

Streit um die Qualität der Neurologie

Vergangenes Jahr hatte der Streit zwischen einem Neurologen-Ehepaar und dem Klinikum überregional für Schlagzeilen gesorgt.

Die Klinik hatte die beiden Ärzte entlassen, nachdem diese auf mutmaßliche Qualitätsdefizite in der Neurologie hingewiesen hatten. Demnach habe es Mängel bei der Behandlung einer jungen Patientin gegeben, die infolgedessen gestorben sei. Das Paar sah daraufhin weitere Patienten in Lebensgefahr und sprachen von über 100 falschen Diagnosen und viel zu wenig Personal.

Dr. Joachim Haun. Foto: Klinikum

Zahl der Kritiker wächst

Mehr als 20 Chefärzte kamen danach zu einem geheimen Treffen zusammen und sprachen sich mit großer Mehrheit gegen einen Verbleib Hauns in der Geschäftsführung aus. Von einem gestörten Vertrauensverhältnis war die Rede.

Auch die Bayreuther SPD forderte vehement den Rausschmiss des Klinik-Chefs. Er füge dem Klinikum Schaden zu und verstehe nichts von Krisenmanagement, hieß es in einer Pressemitteilung im vergangenen Frühjahr.

Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe (Bayreuther Gemeinschaft) und Landrat Hermann Hübner (CSU), die beide abwechselnd den Vorsitz im Aufsichtsrat des Klinikums inne haben, wiesen die Vorwürfe stets zurück und sprachen ihrerseits von rufschädigendem Verhalten der Kritiker.

Neurologen wird gekündigt

Das Klinikum kündigte den beiden Ärzten und sprach von übler Nachrede und Verleumdung. Vor dem Arbeitsgericht erstritten sich die beiden Ärzte schließlich mit Hilfe des vergangene Woche verstorbenen Anwalts Oliver Gerhards hohe Entschädigungen.

Der Aufsichtsrat hat Hauns Erklärung zur Kenntnis genommen. Zum vereinbarten Ende des Vertragsverhältnisses wird er die Klinikum Bayreuth GmbH sechs Jahre lang geführt haben.

Streit um die Qualität der Gynäkologie

Haun, zuvor kommissarischer Chef des Klinikums, folgte im September 2015 auf Roland Ranftl, der wiederum fast ein Jahr davor beurlaubt worden war. Ranftl war vorgeworfen worden, in der Geburtshilfe Behandlungsmethoden toleriert zu haben, die eher dem Krankenhaus als den Patienten genutzt hätten.

Haun leitete davor seit 2009 die Abteilung für Organisation, Personalbedarf und Personalcontrolling am Klinikum Bayreuth. Zudem war er Geschäftsführer eines Krankenhauses in Heidelberg.