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Coronavirus

Mehrere Coronavirus-Infektionen in der JVA St. Georgen in Bayreuth: “Gefangene in Angst”

“Es gibt für uns gefangenen keinen Schutz vor dem Coronavirus”, sagt ein Gefangener der JVA St. Georgen in Bayreuth gegenüber dem Bayreuther Tagblatt.

Die Bayreuther JVA hat mehrere Corona-Infektionen unter Angestellten bestätigt. Zuvor hatte sich ein Gefangener der JVA St. Georgen mit einem Hilferuf an das Bayreuther Tagblatt gewandt. Darin hatte der Insasse der Gefängnisleitung mangelnde Sicherheitsmaßnahmen und mangelnde Kommunikation vorgeworfen. Aufgrund der Besuchssperre, die wegen des Infektionsschutzes eingeführt wurde, dürften die Angehörigen nun häufiger telefonieren, um Kontakte zur Außenwelt pflegen zu dürfen. Alle Infos dazu gibt es hier.

Ein Häftling wendet sich an das Bayreuther Tagblatt: Coronafälle in der JVA St. Georgen

Ein Gefangener der JVA St. Georgen in Bayreuth hat sich an das Bayreuther Tagblatt gewandt. Der Häftling Stefan Maier (Name von der Redaktion geändert) beklagte dabei, dass die Inhaftierten in der JVA aufgrund des Coronavirus großen Risiken ausgesetzt würden. Demnach habe es mehrere Corona-Fälle bei Angestellten der JVA gegeben. 

Für die Häftlinge würde es jedoch keine entsprechenden Schutzmaßnahmen geben, sagt Maier. Die Arbeitsbetriebe würden weiter laufen und die Häftlinge seien weiterhin in Zellen mit bis zu fünf anderen Inhaftierten in einer Zelle untergebracht. In den Gemeinschaftsduschen seien sogar noch mehr Insassen gemeinsam vor Ort: ohne Schutz oder Sicherheitsabstand, sagt der Gefangene. In Hoffnung auf eine Verbesserung der Zustände habe sich Maier nun an die Öffentlichkeit gewandt.

Die Beamten stehen bei Kontrollen nach wie vor nur Zentimeter von den Inhaftierten entfernt. Jeder dieser Beamten könnte von außerhalb infiziert sein. Es gibt für uns Gefangene keinen Schutz. Wir haben Angst.

(Stefan Maier)

Der Vorwurf an die JVA: Keine Schutzmaßnahmen oder Desinfektionsmittel

Zum Arzt dürften die Insassen nur noch nach erfolgreichem Antrag. Die Gefängnisleitung dürfe entscheiden, ob der Arztbesuch dringend sei oder nicht, sagt Maier. Eine solche „Dringlichkeitsentscheidung“ würde, laut dem Insassen, Tage oder gar Wochen dauern. Zudem gäbe es keine Desinfektionsmittel oder Schutzkleidung. „Die Wärter haben uns alle Desinfektionsmittel weg genommen. Niemand, weder Häftlinge noch Beamte tragen Masken, Handschuhe oder andere Schutzkleidung“, sagt Maier.

Der Anstaltsleiter bestätigt drei Corona-Fälle unter Angestellten, kein Insasse infiziert

Am Telefon äußerte sich Anstaltsleiter Matthias Konopka nun gegenüber dem Bayreuther Tagblatt zu den Vorwürfen. Dabei bestätigte er, dass es unter seinen Angestellten tatsächlich drei bestätigte Corona-Infektionen geben würde. „Es gibt drei Bedienstete der JVA, die positiv getestet worden sind“, sagt Konopka. „Zwei dieser Infektionen wurden im März festgestellt. Diese Mitarbeiter sind inzwischen wieder genesen. Beim dritten Fall sind die zwei Wochen Quarantäne am Donnerstag vorbei“, erklärt der Anstaltsleiter weiter. Daneben stellt er klar: „Es gibt bei uns in der JVA St. Georgen keinen infizierten Gefangenen.“ 

Die 13 Kontaktpersonen der Infizierten unter den Häftlingen seien isoliert worden, vergleichbar mit der „häuslichen Quarantäne“ bei Fällen außerhalb der Gefängnismauern. Die Kontaktpersonen aus dem Kollegenkreis wurden danach alle auf das Coronavirus getestet und isoliert. Die Tests verliefen alle negativ, erklärt Konopka.

„Schutzkleidung für 835 Gefangene: Unmöglich“

Zu den Vorwürfen erklärt Konopka, dass es in einem Gefängnis unmöglich sei für alle Häftlinge, im Falle der JVA St. Georgen in Bayreuth sind dies 835 Gefangene, eine entsprechende Anti-Corona-Ausrüstung bereitzustellen. Daneben tue die JVA jedoch alles, um der Situation gerecht zu werden. So habe Konopka die Duschzeiten reguliert und in den Betrieben das Personal reduziert. „Wo vorher rund 35 Menschen am Arbeitsplatz waren, sind es jetzt zum Beispiel nur noch 25.“ Zudem gäbe es im Gefängnis nach wie vor Desinfektionsmittel. 

Dass die Arbeit im Gefängnis auch in der Corona-Zeit weitergehe, sei im Sinne der Häftlinge, sagt der Anstaltsleiter. „Die Arbeit in der JVA ist für die Gefangenen sehr wichtig.“ Sie gebe dem Tag der Insassen eine wichtige Struktur und sorge für soziale Kontakte. Daneben sei auch der Verdienst wichtig, sagt Konopka.

JVA-Leitung hat “nichts zu verbergen”

Generell gäbe es in der JVA St. Georgen in Bayreuth in Zeiten des Coronavirus dieselben Probleme, die auch die Leute „da draußen“ hätten, erklärt Konopka und sagt: „Wir haben da nichts zu verbergen.“ Es gäbe für die Gefangenen regelmäßige Aushänge zum Thema Corona und die „Insassenvertretung“, eine Art Betriebsrat, werde stets zu neuen Maßnahmen und den Sachstand informiert.

Bayreuther Tagblatt - Frederik Eichstädt

 bt-Redakteur Online/Multimedia
Frederik Eichstädt